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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)
Autoren: John Everson
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unbedeutenden, völlig legalen Hafen an der kalifornischen Küste. Fischer und kleine Transportunternehmen konnten zu minimalen Gebühren bei zugleich bestmöglicher Betreuung anlegen. Dieser Anreiz unterlag im Laufe der Jahrzehnte allerdings einigen Schwankungen. Während der letzten 20 Jahre hatte die Stadt sich eher als malerische Touristenattraktion denn als Umschlagplatz vermarktet.
    Im Zentrum prägten immer noch zahlreiche viktorianische Häuser das Stadtbild. Sie stammten aus der Zeit um die Wende zum 20. Jahrhundert, und die Hauptgeschäftsstraße, die Serenade Street, war mittels einer gemeinsamen Initiative der Stadtväter und einiger örtlicher Geschäftsleute wieder in den Originalzustand versetzt und aufpoliert worden. Mit dem Ergebnis, dass die Gebäude wie eine Aneinanderreihung von Puppenhäuschen wirkten.
    Der lang gezogene, geschützte Bogen von Hidden Bay rühmte sich eines schneeweißen Sandstrands, der aber schnell kilometerlangen Abschnitten mit Geröll und Felsblöcken wich. In den Sommer- und Herbstmonaten füllte sich dieser einsame Küstenabschnitt mit Sonnenschirmen und Kühlboxen, größtenteils von Touristen. Die Einwohner Delilahs waren viel zu beschäftigt, um den Besuchern alles Mögliche anzudrehen; ihnen blieb gar keine Zeit, um sich am Strand zu vergnügen.
    Evan erklomm die steinerne Treppe, die vom Parkplatz zum »Krähennest« führte, in dem die Hafenverwaltung untergebracht war, und nahm dabei jeweils zwei Stufen auf einmal. Er kam schon wieder zu spät. Ganz gleich wie sehr er sich in letzter Zeit auch anstrengte, es wollte ihm einfach nicht gelingen, rechtzeitig zur Arbeit zu erscheinen. Krachend fiel die verwitterte Holztür mit dem Fliegengitter hinter ihm ins Schloss, und im Flüsterton fluchte er vor sich hin. Der Lärm würde Darren auf ihn aufmerksam machen, der in letzter Zeit ständig etwas an ihm herumzumäkeln hatte.
    »Kommen Sie gerade aus der Pause zurück?«, rief sein Chef hinter einem Packen von Versandprotokollen, als Evan am sogenannten großen Hafenbüro vorbeiging. Groß war eine irreführende Bezeichnung – Darren leitete die Abteilung von einem drei mal dreieinhalb Meter großen Zimmer aus. Die Täfelung aus Birkenholz und die Stapel noch nicht abgehefteter Frachtlisten ließen den Arbeitsbereich noch kleiner wirken, als er es ohnehin schon war. Zugleich war es das einzige Büro überhaupt.
    »Ja!«, erwiderte Evan, bemüht, seine Stimme unbeschwert klingen zu lassen. »Vom Frühstück!«
    Er ging einfach weiter, gab Darren keine Gelegenheit, ihn für seine Unpünktlichkeit auszuschimpfen, schlüpfte hinter seinen Schreibtisch und kam sich dabei vor wie ein ungehorsamer Schuljunge.
    Evan, Bill, Candice und Maggie – ihre Schreibtische versammelten sich im offenen Bereich vor Darrens Büro, den sie »die Sammelzelle« getauft hatten. Dahinter gab es einen kleinen Vorraum, den einige der Schiffskapitäne aufsuchten, um ihre Frachtlisten durchzugehen und sonstigen Papierkram zu erledigen. Nicht zuletzt auch, um die Hafengebühren zu begleichen.
    Niemand, der im Hafenamt von Delilah beschäftigt war, brachte den ganzen Tag am Schreibtisch zu. Ständig musste man draußen am Kai irgendwie zur Hand gehen. Jack war sozusagen Mädchen für alles, wenn es um seinen Job als Chefbuchhalter ging. Er beherrschte das Auswerfen eines Ankers ebenso gut wie das Hochhieven eines mit Fischen gefüllten Holzfasses.
    Grinsend hob Maggie eine Augenbraue und flüsterte ihm zu: »Ich glaube, du musst nachsitzen!«
    »Ich weiß, ich weiß. Ich muss es endlich in den Griff bekommen.« Evan schüttelte den Kopf, ehe er ihr anvertraute: »Weißt du, in letzter Zeit schlägt Sarah ständig über die Stränge … es ist nicht gerade einfach, sie nach Hause zu bekommen, und hinterher kann ich nicht einschlafen und …«
    Maggie schüttelte ihre ungebändigten kastanienbraunen Locken, wobei sie ihr über die Augen fielen. Sie strich sich die widerspenstige Strähne aus dem Gesicht. »Ich bin nicht der Rektor. Mir musst du das nicht erzählen!«
    Sie lächelte, ein wenig traurig. »Andy sagt, dass sie in letzter Zeit ziemlich oft im O’Flaherty’s hockt. Er braucht abends nämlich auch immer sein Feierabendbierchen, weißt du?«
    »Aber ich nehme mal an, dass er in seinem nicht ersäuft«, erwiderte Evan. Maggie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, überlegte es sich dann jedoch anders. Darauf fiel ihr keine lockere Erwiderung ein. Bill blickte von seinem Computerterminal auf
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