Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)
Autoren: John Everson
Vom Netzwerk:
stand zwar auf modernere Sachen, aber Richard Butlers krächzende, verzerrte Stimme im Takt mit den übersteuerten E-Gitarren und durchgedrehten Saxofonen dieser Band aus den 80ern hatte ihm schon immer gefallen. Komisch, aber ein paar Hits der Furs konnte Evan sowohl auf der Gitarre spielen als auch singen, ohne sich damit allzu sehr zu blamieren.
    Evan genoss die Schönheit des Nachthimmels und sang. Der auf so bittere Weise hoffnungsvolle Text des Songs – es ging um den Wunsch, einen Augenblick auf ewig zu bewahren – klang für ihn im Grunde seines Herzens glaubhaft. Er merkte, wie ihm erneut die Tränen kamen. Gleichzeitig spannte er – in einer Art mentalem Selbstbetrug – seine Beinmuskeln an, nahm seinen gesamten Mut zusammen und machte sich bereit, loszulaufen. So weit und solange er konnte, geradewegs ins Meer hinein. Schon oft hatte Evan mit dem Gedanken gespielt, an der Stelle, an der Josh gestorben war, ins Wasser zu gehen; mittlerweile erschien ihm die Vorstellung ähnlich selbstverständlich wie das Atmen. Nun wollte er es nicht länger hinauszögern.
    Er wischte sich eine Träne von der Wange, verabschiedete sich von dem Lied und dem Augenblick und überließ die Nacht wieder dem Rhythmus der Brandung, während er in selbstmörderischer Absicht über den Sand losrannte, direkt auf den Ozean zu. Er musste nur weit genug ins Wasser gelangen, ehe seine Beine ihm den Dienst versagten, dann würde der leichte Wellengang schon den Rest übernehmen. Ein angemessener Tod für Evan.
    Nur dass da jetzt noch etwas anderes war.
    Als die Melodie, mit der Evan kämpfte, verklang, trug die Nachtluft eine fremde Stimme zu ihm heran. Eine wunderschöne, sinnlich fließende Stimme. Evan spähte den verlassenen Strand entlang und dann wieder zurück zu der Felsformation, aus der Gull’s Point bestand. Sie klang recht nah, so viel konnte er sagen, aber er vermochte ihre Quelle nicht zu sehen. Und doch ließ sie ihn regelrecht dahinschmelzen. Quasi im selben Moment, als der Gesang einsetzte, hielt Evan mitten im Laufen inne und ging zurück zu dem Felsblock, auf dem er gesungen hatte.
    Wie in Trance machte er es sich auf dem steinernen Sitz bequem, obwohl er sich nichts sehnlicher wünschte, als näher an diese Stimme heranzukommen und ihren Ursprung auszumachen. Es war ihm peinlich, dass sie seinen schwachen Versuch zu singen wohl mitbekommen, womöglich sogar das Bedürfnis empfunden hatte, seine amateurhaften Bemühungen mit ihrem eigenen Gesang zu überlagern. Dennoch, sah man einmal von seiner Verlegenheit ab, musste er die Frau, der diese Stimme gehörte, unbedingt kennenlernen!
    Nachdem Evan die rings um ihn herum durch die Luft pulsierende Musik genossen hatte, riss er sich aus seinen Träumereien und schlängelte sich durch das Felsengewirr, eng an die scharfe Kante der Landzunge gepresst, um nicht in den Wellen zu enden. Der Pfad bis an die Spitze des Felsstreifens war schmal und glitschig, aber wenn man aufpasste, durchaus begehbar. War man erst einmal vorne angelangt, gab es dort so etwas wie einen Aussichtspunkt – ein flaches ovales Podest auf dem Felsen, das ins Meer hinausragte. Von dort aus konnte man in aller Ruhe den Horizont beobachten. Verliebte Pärchen kamen oft her, um die Sonne bei ihrem Aufstieg oder Untergang zu bewundern. Und um noch ganz andere Sachen anzustellen, wie er vermutete.
    Als er das letzte Hindernis auf seinem Weg umrundete, blieb ihm beinahe das Herz stehen.
    Und fing wieder an zu pochen.
    Und schien erneut stillzustehen.
    Evan zwang sich dazu, ganz langsam und tief durchzuatmen. Ruhig. Das Mondlicht fiel auf den Rücken einer Frau, die in wenigen Schritten Entfernung vollkommen nackt vor ihm lag. Evan ertappte sich bei dem Verlangen, diese samtige Haut zu berühren, sie zu streicheln. Ihr Kopf ruhte auf dem Ellenbogen. Kein Maler, dessen Aktbilder er kannte, hätte die Rundung von den Rippen zur Taille und den üppig schwellenden Hüften besser wiedergeben können.
    Er bemühte sich redlich, nicht einfach dumm herumzustehen und ihren Hintern anzustarren, doch … bei Gott … da lag eine nackte Frau direkt vor ihm und sang! Ihre runden Pobacken luden förmlich dazu ein, geküsst zu werden. Was konnte er anderes tun, als sie anzustarren? Zumal jedes Herrenmagazin ein gefühltes Vermögen gezahlt hätte, um sie ablichten zu dürfen. Falls die Vorderseite dieser Kleinen der verlockenden Rückansicht entsprach, könnte sie für diese Art von Voyeurismus Höchstpreise
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher