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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)
Autoren: John Everson
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leid.«
    »Glauben Sie, ich ticke nach Schema F?«
    Rasch schüttelte Dr. Blanchard den Kopf. »In den Lehrbüchern steht nichts über Männer, die nackte Frauen sehen, die anschließend im Meer verschwinden.«
    »Heißt das, ich bin verrückt?«
    »Das Urteil darüber hebe ich mir für später auf. Erzählen Sie mir von Sarah.«
    »Wessen Psychiaterin sind Sie eigentlich?«
    »Wer ist die wichtigste Frau in Ihrem Leben?«, hakte Dr. Blanchard nach. Mit einem boshaften Lächeln hob sie den Finger: »Und wehe, Sie nennen jetzt meinen Namen!«
    »Sarah«, grinste er. »Und ihr geht es gar nicht gut.« Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Jede zweite Nacht muss ich sie aus der Kneipe abholen. Und sie will nicht darüber reden.«
    »Ich würde gerne mal mit ihr sprechen«, sagte Dr. Blanchard sanft.
    »Und ich würde sie gerne mal mitbringen«, erwiderte er. »Aber das können wir uns nicht leisten – meine Versicherung übernimmt das nicht. Außerdem glaube ich nicht, dass Sarah sich dazu überreden ließe, selbst wenn wir es uns leisten könnten.«
    Dr. Blanchard nickte. »Ich glaube, Sie stehen im Augenblick unter ziemlichem Stress …«
    »… und deshalb stelle ich mir am Strand nackte Frauen vor«, führte er den Satz für sie zu Ende.
    »Das wollte ich damit nicht andeuten.«
    »Nein? Wollten Sie stattdessen behaupten, Sie glauben mir, dass ich letzte Nacht eine nackte Frau auf den Felsen liegen sah, die mit der schönsten Stimme sang, die ich jemals gehört habe – obwohl ich nicht ein Wort aus dem Text des Liedes wiedergeben könnte –, und dass ich sah, wie sie in die Brandung sprang und in den Wellen ertrank? Wollten Sie das damit sagen?«
    »Sie haben sie doch gar nicht ertrinken sehen«, meinte Dr. Blanchard nach einem Moment.
    »Nein«, lachte Evan. »Das macht das Ganze noch erträglich, nicht wahr? Es gibt keinerlei Hinweis darauf, dass ich die Frau getötet habe.«
    »Sie haben niemanden getötet «, fuhr Dr. Blanchard ihn an. »Sie konnten Josh nicht retten. Das ist alles. Und falls das in der letzten Nacht wirklich passiert ist … dann bleibt die Tatsache bestehen, dass Sie auch die Fremde nicht retten konnten. Aber getötet haben Sie niemanden. Sie müssen doch zugeben, dass es durchaus möglich ist, dass es der Frau, falls Sie sie beim Nacktbaden überraschten, extrem peinlich war. Also schwamm sie so schnell wie möglich davon, bevor sie genauer erkennen konnten, wie sie aussieht. Wahrscheinlich sitzt sie gerade bei ihrem Mann und den Kindern und bekommt jedes Mal einen hochroten Kopf, wenn sie an den Kerl zurückdenkt, der sie letzte Nacht erwischt hat.«
    »Guter Versuch«, grinste Evan.
    »Ich meine es ernst.«
    »Okay«, sagte Evan. »Dann habe ich also eine verzweifelte Hausfrau gesehen.«
    »Möglich.«
    Evan merkte, wie es in ihrem Gesicht zuckte. Als Psychiaterin musste sie eigentlich in der Lage sein, ihre Gedanken für sich zu behalten; ihre Gesichtsmuskeln verrieten jedoch genau, was ihr durch den Kopf ging. Er musste innerlich lachen; vielleicht war das genau der Grund, weshalb sie 150 Kilometer von der nächsten Großstadt mitten in der Provinz praktizierte.
    »Evan«, begann sie, »ich habe es Ihnen schon einmal gesagt. Und … was gestern Abend vorgefallen ist, bestätigt es nur.«
    Sie stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch und schaute ihm direkt in die Augen. Ihr Blick war ernst. Sie hatte nicht vor, sich erneut unterbrechen zu lassen.
    »Sie müssen sich Ihrer Angst stellen«, sagte sie. »Wie lange kämpfen Sie jetzt schon gegen Ihre Aquaphobie an?«
    Kaum fing sie mit diesem Thema an, prustete Evan los. Er hasste dieses Wort noch immer. Es erinnerte ihn an Aquaman, als jagten ihm unter Wasser atmende Superhelden Todesangst ein. Natürlich bedeutete der Begriff etwas anderes, doch die Vorstellung amüsierte ihn trotzdem.
    »Ich konnte noch nie schwimmen«, antwortete er. »Das wissen Sie doch.«
    Sie nickte. Eine dünne blonde Haarsträhne hing ihr über die Nase. Sie machte keinerlei Anstalten, sie wegzuwischen. »Ja«, erwiderte sie, »aber wann genau wurde es zum Problem? Wann wurde Ihnen klar, dass Sie niemals schwimmen lernen? Dass Sie Angst vor Wasser haben?«
    Evan brauchte nicht lange zu überlegen. »Ich hatte schon immer Angst vor dem Wasser.«
    »Aber Sie leben doch am Meer«, stocherte Dr. Blanchard zum gefühlten 100. Mal nach dem Ursprung seiner Phobie. Letztlich war nur er allein dazu in der Lage, ihn zutage zu fördern und sich seiner Furcht zu
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