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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)
Autoren: John Everson
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Meerjungfrau.

LIGEIAS RACHE
    Eine Kurzgeschichte aus dem Ligeia-Universum
    Nicht nur Kapitän James Buckley III und die Mannschaft der Lady Luck sind den Verlockungen von Ligeia zum Opfer gefallen, sondern ungezählte Schiffsbesatzungen auf den Weltmeeren. Ein weiteres Schicksal schildert John Everson in LIGEIAS RACHE. Wie sich die Geschichten doch gleichen …

Das Geräusch erschütterte ihn bis ins Mark. Es war schrill wie Vogelgesang, und doch verbarg sich etwas wesentlich Tiefgründigeres darin. Eine Melodie, die sich nach einer Antwort sehnte. Nach einem Duett verlangte. Sie erklomm höchste Höhen, wurde zu einem Trillern und senkte sich zurück auf die Erde, leiser und tiefer, bis ihm die Knie von den derben Gelüsten in dieser Altstimme weich wurden und das, was zwischen seinen Beinen baumelte, hart.
    Donato trat an die Reling, hinter der sich finster die Wogen des Ozeans kräuselten. Der Himmel hüllte sich in schmutzige Wolken, doch hin und wieder brach schwach der Mondschein hindurch, sodass man in der Ferne eben noch die Felskuppen einer Insel ausmachen konnte.
    Er wusste, dass der Gesang von dort stammen musste. Und er kannte auch den Grund dafür.
    Benito.
    Der Steuermann und der Rest der Mannschaft waren unter Deck und schliefen. Am Nachmittag jedoch war er mit einem Beiboot zur Insel hinausgefahren. Als er zurückkehrte, wurde er nicht müde, damit zu prahlen, wie er es einer geheimnisvollen einsamen Schönheit besorgt hatte, auf die sie dort gestoßen waren.
    »Sie hieß Ligeia«, berichtete er beim Abendessen. »Sie schlief in einer Höhle am Meer, als wir sie fanden. Ein hübsches Ding. Brüste wie zarte Melonen und Haar so lang und schwarz, dass man sich wie in eine Decke darin einwickeln konnte. Ich ließ Antonio ein Tau aus dem Boot holen, und er fesselte ihr die Arme hinter dem Kopf, während ich mich um ihre Füße kümmerte.«
    Der stämmige Kerl lachte schallend und kratzte sich gedankenverloren seinen langen, strähnigen roten Bart. Seine brutalen Augen funkelten vor Vergnügen. »Antonio konnte allerdings nicht so recht, stimmt’s, mein Junge?«
    Der junge Seemann wurde rot. »Ich wollte es bloß nicht auf diese Art«, sagte er leise.
    »Du bist doch kein Schlappschwanz, Junge?«, lachte einer der anderen. Jemand versetzte Antonio einen neckenden Stoß in die Rippen. »Man nimmt sie, wo man sie kriegt, du Dummkopf!«
    Benito lachte. »Und genau das habe ich getan. Mittendrin fing das verfluchte Weib an zu singen, also habe ich ihr das Maul mit einer Socke gestopft. Hab sie mir von den Füßen gerissen, jawoll, und damit ihre große Klappe zum Schweigen gebracht. Dann war da natürlich nicht mehr viel mit Küssen. Ihr wisst ja, wie meine Füße stinken. Aber auf das Geschlabber kann ich gut verzichten, wenn ich den Rest von einer Frau habe, der ich’s besorgen kann. Und ich sage euch, die Alte war richtig gut …«
    Donato starrte zu den verlassenen Felsen hinüber und hörte, wie das Lied von Neuem begann. Die Melodie zupfte an seinem Herzen, und er setzte einen Fuß auf die unterste Relingstange. Er könnte rüberklettern und zur Insel schwimmen, um …
    Ein Klaps im Gesicht ließ ihn innehalten. Er hatte sich selbst eine Ohrfeige verpasst. Donato schlug noch drei weitere Male zu, bemüht, den Bann des Liedes abzuschütteln.
    Ihm wurde flau im Magen. Was hatte Benito da bloß entfesselt? Er kannte die Geschichten über bösartige Kreaturen, die einem mit ihrem Gesang den Tod bescherten, indem sie Seeleute in ein nasses Grab lockten.
    Das wollte Donato nicht.
    Er ging zum Mast und hob ein Seilende vom Deck auf. Das schlang er sich um den Knöchel und zog es straff, ehe er eine Schlinge formte, durch die er seine Hände stecken konnte. Mit den Knien hielt er das Seil, während er seine Hände in Position brachte. Dann ließ er los. Es kehrte wieder Spannung ein, das Segel zurrte es fest und zog ihm die Arme nach oben.
    Er wollte nicht darüber nachdenken, was die Männer wohl sagen würden, wenn sie ihre Nachtwache von eigener Hand gefesselt vorfanden. Doch er weigerte sich, dem Gesang ins Wasser zu folgen.
    Das Lied brach ab.
    Und dann begann es von Neuem, doch nun klang es … näher.
    Donato schloss die Augen und wünschte, sie würde ihn in Ruhe lassen. Doch es war viel zu nah, um es zu überhören.
    Plötzlich stand sie vor ihm. Nackt und vom Meerwasser benetzt. Ihre Augen waren schwarz und tief wie die Nacht. Ihre Brüste wogten voll und üppig, genau wie Benito sie beschrieben
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