Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner
Autoren: Fiona Winter
Vom Netzwerk:
sage?“
    Ich ignorierte ihr melodramatisches Getue. „Ich kann doch wirklich nichts tun, Elena. Selbst, wenn ich wollte. Ich meine, es geht doch alles weiter wie bisher. Felix ist zurück in München, wir sehen uns nicht, hören uns nicht… eigentlich sind wir wie Fremde. Der Kontakt wird jetzt endgültig einschlafen.“ Das auszusprechen versetzte mir einen Stich. Von wegen Freunde. Wir waren wirklich alles andere. Und bald würden wir nur noch zwei Menschen sein, die irgendwann einmal einen knappen Monat lang in einem Zimmer gewohnt hatten. Die sich gestritten und schließlich angefreundet hatten. Die sich verliebt hatten, oder auch nicht. Zwischen denen so viel ungesagt geblieben war und zwischen denen es so viele Missverständnisse gegeben hatte, dass man keine Freundschaft darauf aufbauen konnte.
    „Maja, um Gottes willen! Heulst du?“
    Ich wollte nicht, dass es so endete. Dass wir irgendwann füreinander nur noch schwammige Erinnerungen darstellten. Dass wir hin und wieder aneinander dachten, wehmütig lächelnd, und uns fragten, was hätte sein können, wenn…. Ich wollte… aber es war ja nicht an mir, irgendetwas zu wollen. Sondern an Felix. Er war derjenige, der dicht machte. Ich kam nicht an ihn heran, er blockte das Thema Gefühle ja vehement ab. Ich hatte alles getan, was ich konnte. Außer… die Freundschaft. Jetzt hatte ich schließlich jemanden. Und das war doch der Sinn gewesen. Ich hatte meine Gefühle für Felix vergessen wollen, damit ich unsere Freundschaft retten konnte. Wenn nicht jetzt, wann dann? Genau das würde ich ihm sagen.
    Ich sprang auf.
    Elena blickte mich mit großen Augen an.
    Im nächsten Moment sank ich auf meinen Stuhl zurück. Benni. Felix war so wütend gewesen. Und falls er tatsächlich eifersüchtig war, wollte er wahrscheinlich gar keine Freundschaft mehr. Es war zu Ende. Endgültig.
    „Entschuldigung.“ Elena war aufgestanden und trat dem Kellner entgegen, der gerade unser Essen brachte. „Ich glaube, wir gehen besser. Können Sie das Essen einpacken?“
    Ich achtete nicht auf die anderen Gäste im Restaurant, die uns verstohlene Blicke zuwarfen, als Elena mich am Arm hinaus führte. Ich konnte sowieso nicht besonders gut sehen. Alles war irgendwie verschwommen.
    „Hier.“ Elena hielt mir ein Taschentuch hin.
    Erst da realisierte ich, dass ich tatsächlich weinte.
     
    Elena brachte mich bis vor die Hausstür. Dort zwang ich sie, zu gehen. Ich drückte ihr auch meine Pizzaschachtel in die Hand. Essen war das letzte, worauf ich Lust hatte.
    „Du kannst mich jederzeit anrufen, hörst du?“, rief Elena mir bereits zum dritten Mal zu, als sie sich immerhin schon zehn Meter von mir entfernt hatte.
    Ich lächelte schwach und nickte. Dann winkte ich mit Nachdruck.
    Als ich endlich die Wohnungstür aufschloss, stieß ich einen erleichterten Seufzer aus. Doch der blieb mir im Hals stecken, als ich eine n wohlbekannten Mantel an der Garderobe hängen sah. Was hatte das zu bedeuten? Wollte er doch noch mal mit mir reden? Oder… es gab bestimmt ein Dutzend guter Erklärungen, warum Felix in unserer Wohnung war. Und keine davon musste notwendigerweise etwas mit mir zu tun haben. Ich zwang mich, den Funken Euphorie, der sich von meiner Bauchgegend aus durch meinen ganzen Körper verbreitet hatte, zu ignorieren.
    „Hallo?“, rief ich zögernd. Ich realisierte, dass meine Stimme zu einem Krächzen verkommen war. Ich räusperte mich und versuchte es noch einmal. Immer noch keine Antwort.
    Mein Magen flatterte aufgeregt, als ich meine Zimmertür aufstieß. Der Anblick, der sich mir bot, ließ mich erstarren.
    Felix hockte vor dem Kleiderschrank, neben ihm auf dem Boden seine halb ausgepackte Reisetasche. Mit ruhigen, gleichmäßigen Bewegungen nahm er Kleidungsstück für Kleidungsstück heraus und räumte alles in die Regale des Schranks.
    „Felix?“
    Er hatte mir den Rücken zugewandt. Weder antwortete er, noch drehte er sich zu mir um.
    Erst , als ich mich ihm zögernd näherte, fielen mir die kleinen Kopfhörer in seinen Ohren auf. „Felix!“, brüllte ich.
    Er zuckte so heftig zusammen, dass ihm das T-Shirt, das er gerade in den Schrank hatte legen wollen, aus der Hand fiel. Entgeistert wandte er sich um, doch hatte dabei zu viel Schwung genommen. Er verlor sein Gleichgewicht und fiel hinten über. Wie ein Kind, das gerade vom Klettergerüst gefallen war, saß er da und starrte zu mir hoch. Er brauchte sichtlich einen Moment, bis er den Schreck verdaut hatte. Dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher