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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner
Autoren: Fiona Winter
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nahm er sich die Stöpsel aus den Ohren und stand auf. „Willst du mich umbringen?“
    Ich blickte ihn nur schweigend an.
    „Du hättest es nämlich beinahe geschafft. Auch Männer in meinem Alter können schon einen Herzinfarkt kriegen, weißt du?“
    Ich ignorierte sein übliches Geplapper und nickte zum Kleiderschrank.
    Er folgte meinem Blick. „Ja, ich dachte, du hast bestimmt nichts dagegen.“ Er grinste schief.
    Mein Herzschlag stieg rapide an. „Ich habe bestimmt nichts gegen was ?“
    „Na ja…“ Plötzlich wirkte Felix unsicher. Er stand auf. „Ich habe mich auch bei anderen Zeitungen beworben. Hier in der Gegend.“
    „Hast du nicht“, kam es prompt von mir. „Das hast du doch selbst gesagt.“
    „Hab ich nicht – anfangs. Aber als ich schon in München gewohnt habe, habe ich das dann nachgeholt.“ Er druckste herum. „Auf jeden Fall habe ich ein Angebot von einer kleineren Zeitung hier in der Stadt bekommen. Und ich dachte, vielleicht ist das besser für mich, verstehst du?“
    Unnötig zu erwähnen, dass ich rein gar nichts verstand.
    „Also im Endeffekt sieht das so aus: Ich ziehe wieder hierher. Überraschung!“
    Ich konnte mich nicht erinnern, Felix jemals so unsicher erlebt zu haben. Er trat von einem Fuß auf den anderen. Sah mich an, dann wieder weg. Vergrub die Hände in den Hosentaschen und holte sie wieder hervor. Rieb sie aneinander. Verschränkte sie ineinander. „Maja?“
    Ich nickte, zum Zeichen, dass ich ihn verstanden hatte. Doch ich konnte nichts sagen. Mir war schwindelig. Eben noch hatte ich gedacht, mich damit abfinden zu müssen, dass ich ihn endgültig verloren hatte. Und nun zog er wieder hier ein. Als Freund? Oder mehr?
    „Tut mir leid, wenn du was dagegen haben solltest. Aber du kannst es nicht ändern. Ich betrachte dieses Zimmer immer noch als meins.“
    Ich sah ihn an.
    Seine Augen glitzerten frech.
    Ein Knoten löste sich in mir und ich schaffte es, ein einziges Wort zu sagen: „Benni.“
    Sofort verfinsterten sich Felix‘ Züge. Die Mühe, die es ihn kostete, seine Stimme ruhig klingen zu lassen, war offen in seinen Worten hörbar. „Das ist eine Privatsache zwischen mir und ihm, unter Freunden. Darüber musst du dir keine Sorgen machen.“
    Die Zweifel müssen sich in meinem Gesicht abgezeichnet haben, denn er fügte hinzu: „Es wird keine Szene wie gestern Abend mehr geben, versprochen. Ich will… nur wieder mit dir befreundet sein, okay?“ Seine Stimme klang plötzlich belegt.
    Tränen stiegen mir in die Augen. Tränen der Freude und Erleichterung. Auch , wenn es vielleicht nicht hundertprozentig das war, was ich wollte; es war zumindest das Zweitbeste. Ja, Felix hatte seine Meinung bezüglich seiner Gefühle für mich nicht geändert. Aber er kämpfte offen um unsere Freundschaft. Damit konnte ich leben. „Okay.“
    Felix sah verwirrt aus. „Okay zu was?“
    „Okay zu allem.“
     
    „Das muss gefeiert werden!“, begrüßte Daniel Felix‘ Wiedereinzug mit seinem Standardsatz.
    „Nicht schon wieder“, stöhnte ich. „Ganz im Ernst: Was ihr hier ständig als Partys verkauft, sind im Grunde doch nur langweilige Zusammenkünfte mit immer denselben Leuten und viel Alkohol.“
    „Wo sie Recht hat…“, bekam ich unerwartete Zustimmung on Felix‘ Seite. „Lass uns lieber in einen Club gehen. Wir tanzen die Nacht durch. Was haltet ihr davon?“
    „Es ist Sonntag“, gab ich zu bedenken. „Wann hast du eigentlich deinen ersten Arbeitstag?“
    „Nächsten Montag“, grinste Felix.
    „So ein Leben will ich haben“, murrte Daniel.
    „Hast du doch“, gaben Felix und ich synchron zurück.
    „Toll, dass ihr beide euch auf einmal so gut versteht.“
    Felix und ich tauschten einen Blick.
    „Ich meine es ernst“, plapperte Daniel weiter. „Es wäre schön, wenn es so weiter gehen würde.“
    Ich schwieg.
    Felix ebenso. Unangenehme Stille breitete sich aus.
    Felix räusperte sich. „Also, wenn ihr beiden Langweiler heute Abend daheim bleiben wollt, lade ich Max ein. Vielleicht geht der nachher noch irgendwo mit mir hin.“
    „Max?“, fragte ich.
    „Nicht besonders groß, blond, Brille“, half Felix mir auf die Sprünge. „Der war schon mal hier, bei irgendeiner Party.“ Er zog sein Handy aus der Hosentasche.
    „Okay.“ Ich warf einen Blick auf meine, halt: unsere Zimmertür. Ich wollte Elena anrufen. Wo war ich damals, als Felix noch mit mir zusammen gewohnt hatte, hingegangen, um ungestört zu telefonieren? Ich konnte mich nicht
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