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Lieblingslied: Roman (German Edition)

Lieblingslied: Roman (German Edition)

Titel: Lieblingslied: Roman (German Edition)
Autoren: K.A. Milne
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diesen Brief Mr. Bright. Ich bin sicher, es ist auch in eurem Sinn, dass er das erfährt …
    Mr. Bright,
    Sie hatten recht, aber das wissen Sie bereits. Es war idiotisch von mir, am Steuer eine SMS zu schreiben. Mein Freund ist Soldat in Afghanistan und hatte mir gerade nach einem gefährlichen Einsatz gemailt, dass mit ihm alles okay ist. Ich hatte über eine Woche nichts von ihm gehört. Ich war so glücklich, dass ich glaubte, sofort antworten zu müssen. Das war dumm und unverantwortlich. Ich bedauere meine Handlungsweise sehr.
    Die vergangenen Wochen waren ein einziger Albtraum. Immer wieder durchlebe ich den Unfall, sehe Anna, Ihre Frau, vor mir und weiß, dass Sie mit Ihren Vorwürfen recht hatten.
    Ich sehe daher keinen Ausweg mehr. Alles war meine Schuld. Und dafür hätte nicht Ihre Frau, sondern ich mit dem Leben bezahlen müssen.
    Was ich Ihrer Familie angetan habe, ist unverzeihlich.
    Mit dieser Schuld kann ich nicht länger leben.
    Ich glaube, es ist nur fair, wenn ich meinem Leben ein Ende setze.
    Ashley Moore.
    P.S. Mom und Dad, ich liebe euch – seid mir nicht böse.

30
    »ICH HABE ES GETAN. Ich bin heute bei Ashley gewesen.« Auch wenn Anna mich nicht hören konnte, drängte es mich, ihr alles zu erzählen. »Ich bin froh, dass ich nicht länger damit gewartet habe. Sie wollte ihrem Leben ein Ende setzen. Einfach so. Sie hatte die Tabletten schon in der Hand, als ich vor ihrer Haustür auftauchte. Was sagst du dazu? Nur eine Minute später … Mein Gott, ich will gar nicht daran denken!«
    Seit ich Ashleys Abschiedsbrief gelesen hatte, zitterten mir die Hände.
    »Mrs. Moore war über unser Wiedersehen nicht gerade erfreut«, fuhr ich fort, »aber sie war natürlich erleichtert, dass ich ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt vor ihrer Haustür aufgetaucht war. Sie und ihr Mann haben Ashley mittlerweile in die Psychiatrische Abteilung ein Stockwerk höher gebracht. Sie soll ein paar Tage unter ärztlicher Beobachtung bleiben. Sie bekommt jetzt die Hilfe, die sie braucht.«
    Ich berührte zärtlich das Gesicht meiner Frau, fuhr mit dem Finger über die noch unebene, empfindliche Narbenhaut. Als mich eine neue Welle des schlechten Gewissens erfasste, lehnte ich mich auf dem Liegesessel zurück. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Hope war so erschöpft, dass sie auf dem zweiten Krankenhausbett eingeschlafen war, kaum dass ihr Kopf das Kissen berührt hatte. Sie atmete tief und gleichmäßig auf der anderen Seite des Raums.
    Mitglieder der Familie waren bisher noch nicht in die Klinik gekommen, waren jedoch bereits in der Stadt und hatten ihren Besuch angekündigt. Die zu erwartenden Brights waren Großvater, Tante Jo, Tante Beth und mein Cousin Seth. Sie hatten sich in einem Hotel in der Nähe einquartiert. Ich hatte ihnen zwar angeboten, bei uns zu wohnen, doch sie wollten sich nicht aufdrängen. Annas Vater und der Bruder Lance waren bereits bei Stuart in Fresno eingetroffen. Geplant war, dass sich die Familie am Morgen im Krankenhaus treffen sollte, um sich von Anna zu verabschieden. Anschließend wollten die Ärzte das Dialysegerät abschalten. Danach würden noch einige Tage vergehen, bis Anna offiziell für tot erklärt werden konnte.
    Auch wenn ich mich mit dem Plan abgefunden hatte, hoffte ich doch noch immer auf eine Wendung der Dinge. Ich akzeptierte die Fakten und verdrängte sie. In meine Trauer mischte sich noch immer ein guter Teil aufrichtiger Reue. Wie gern hätte ich Anna bewiesen, dass ich durchaus der Mann sein konnte, den sie in mir gesehen hatte. Und es gab noch so viel, das ich sagen, für sie tun, neue Versprechen, die ich halten und alte Versprechen, die ich erfüllen wollte.
    Alte Versprechen , dachte ich. Wie zum Beispiel ein Song nur für sie allein zu schreiben.
    Ich richtete mich in meinem Sessel auf und ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Großvaters Gitarre schien mich von ihrem Platz in der Ecke geradezu herausfordernd anzustarren. Wie viele Jahre schon hatte ich Anna versprochen, einen Song für sie zu komponieren? Das Versprechen hatte ich ihr an unserem Hochzeitstag gegeben. Aber jetzt, unmittelbar vor dem Ende unserer Ehe, gab es diesen Song noch immer nicht.
    Ich setzte mich auf. Mein Blick schweifte von der Gitarre zu Anna. Auch wenn sie es nicht hören konnte, war es nicht dennoch ihr Wunsch, dass ich endlich diesen Song schrieb? »Was meinst du, Liebling?«, fragte ich leise. »Ist es zu spät, mein Versprechen endlich zu erfüllen?«
    Karl musste gestimmt
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