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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter
Autoren: Tom Holt
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kleine Kuschelmaus.« Jupiter verwandelte den Asteroiden in einen riesigen Blumenstrauß und überreichte ihn Juno, die sich allerdings noch etwas zierte.
    Ein Komet, in dem quer eine ausgefranste große Scheibe aus festem Helium steckte, drückte weit oben den Wunsch aus, daß es der große Himmelskönig doch wohl hätte fertigbringen können, so etwas ein paar Minuten früher zu sagen. Der Himmelskörper war ein ganzes Stück aus der Flugbahn geworfen worden, und wenn Kometen irgend etwas wirklich aus der Bahn wirft, dann die Tatsache, womöglich zu spät zu kommen. Das, so sagt man, verdirbt den Prinzen das Geschäft und macht die Bettler unverschämt.
    »Ich wollte gar nicht querschießen, Jupp«, entschuldigte sich Juno nun ihrerseits in versöhnlichem Ton. »Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist.«
    »Das geht schon in Ordnung.«
    »Aber schließlich hast du mir versprochen, daß …«
    »Ich weiß, ich weiß, und es tut mir auch leid.«
    »Ich habe ja gar nichts dagegen, daß du dich hin und wieder … nun ja, daß du dich in jemand anders verwandelst. Du bist nun mal so, und das will dir auch niemand nehmen. Es ist nur …«
    »Was?«
    »Jupi«, säuselte Juno mit dem ganzen Charme, über den eine große Himmelskönigin verfügt (was nicht viel heißt), »warum müssen diese kleinen Bastarde immer gleich Helden sein?«
    »Das weiß ich auch nicht«, gestand Jupiter ein. »Das passiert ganz automatisch.«
    »Aber sie bringen alles durcheinander.« Juno ließ nicht locker. »Sie bereiten einem nichts als Schwierigkeiten und machen sich sogar daran, Unrecht wiedergutzumachen und die Sterblichen zu beschützen.«
    »Ich weiß, mir gefällt das genausowenig wie dir«, räumte Jupiter ein.
    »Sie befreien Prinzessinnen und töten Drachen«, fuhr Juno fort. »Sie rauben Goldene Vliese und bringen den Schlüssel zur Wahrheit zurück. Man kann nicht mal mehr für fünf Minuten irgendwo etwas liegenlassen, ohne daß sich gleich einer von diesen Helden damit davonmacht. Am schlimmsten aber ist, daß man sie nicht einfach vernichten und ihnen nicht mal Scharlach anhängen kann. Sie alle sind in das Schicksalsgefüge eingewebt, und du weißt ja, was das heißt: Laufmaschen, wo man auch hinsieht.«
    »O ja, das ist mir nicht neu«, bemerkte Jupiter, wobei er wie ein Türklopfer lächelte. »Hör zu, ich …«
    »Und jetzt sieht es ganz so aus, als hättest du schon wieder eine von diesen kleinen Horrorgestalten gezeugt«, unterbrach ihn Juno unbarmherzig. »Nebenbei, wie heißt das Kerlchen eigentlich?«
    »Jason.«
    »Jason«, wiederholte Juno. »Nicht sonderlich originell.«
    »Sicher, klingt aber unauffällig«, antwortete Jupiter. »Außerdem wird diesmal alles anders sein, das verspreche ich dir. Vergiß nicht, daß wir nicht mehr direkt beteiligt sind. Und falls es diesem kleinen Arsch gelingt, Discordia von der Erde zu vertreiben …«
    »Wenn er das tut, kommt sie jedenfalls nicht hierher zurück!« polterte Juno los. »Als wir sie das letztemal bei uns hatten, hinterließ sie auf sämtlichen Handtüchern Schmuddelflecken.«
    »Wie auch immer«, sagte Jupiter mit fester Stimme. »Dann erfüllt er eben sein Schicksal. Und selbst wenn er sein Schicksal erfolgreich erfüllt, wen kratzt das schon? An uns glaubt sowieso niemand mehr, was würde sich dadurch also groß ändern? Es wird unser Spiel allenfalls ein Stückchen interessanter machen«, fügte er in abfälligem Ton hinzu.
    Juno blickte ihn auf ihre typische Weise an und fragte: »Wirst du es auch den anderen erzählen?«
    »Vielleicht«, antwortete Jupiter.
    »Vielleicht?«
    »Ja«, bestätigte der Vater der Götter und Menschen mit einem niederträchtigen Grinsen, »aber erst dann, wenn ich die Gelegenheit dazu hatte, ein paar Zusatzwetten abzuschließen.«
     
    Auf einem anderen Teil der Sonne war unterdessen Mars am Zug.
    Mars, Exkriegsgott, kann man von seinen Götterkollegen leicht durch seine Zuckungen unterscheiden. Fast alles ruft bei ihm Zuckungen hervor – das Ticken einer Uhr, das Geräusch eines Staubkörnchens, das auf einen entfernten Asteroiden niedergeht, und selbst (ganz besonders sogar) Totenstille. Damit zu leben, war den anderen elf Olympiern immer mehr auf die Nerven gegangen, was alles nur noch schlimmer machte.
    Der Platz von Mars, Versorger und Schutzpatron der Geier, hatte sich von alters her an der Spitze einer jeden Schlacht befunden. Ursprünglich hatte dieser Umstand keinerlei Probleme aufgeworfen, als der Gipfel aller
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