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Liebesvisitation (German Edition)

Liebesvisitation (German Edition)

Titel: Liebesvisitation (German Edition)
Autoren: Andreas Peter
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als profane Dinge, und Hochbegabte sind seltener als normale Menschen. Also wer stellt den größten Anteil der Bevölkerung? Die breite Masse. Wie macht man sich von einem Subjekt unabhängig? In dem man sich Alternativen schafft. Weitere, gleichwertige Subjekte. Wo finde ich die meisten gleichwertigen Subjekte? Beim größten Anteil der Bevölkerung: den Mittelmäßigen. Und nun setze ich noch einen drauf: Was ist in der Industrie und Wirtschaft seit Jahrhunderten eine festgeschriebene Tatsache? Je weniger es von einem Rohstoff gibt, desto - im wörtlichen Sinne - kostbarer ist er. Umgekehrt also: Je mehr es von einem Rohstoff gibt, desto günstiger ist der Ausgangsstoff. Und nach dem Prinzip, welches jeder Industriekonzern beherzigt: minimale Ausgaben - fällt die Wahl der Wirtschaftsunternehmen auf die Mittelmäßigen als Ausgangsstoff.
    Man hat also ein Meer an mittelmäßigen Subjekten, die keine Basis haben, um ihrerseits Forderungen zu stellen, weil sie beliebig austauschbar sind, durch ein Heer weiterer mittelmäßiger Subjekte. Und das Mittelmaß ist es wiederum, welches von den meisten Menschen am ehesten erfasst werden kann.
    Und das ganze heißt letztendlich: Ein Affe wählt immer einen Affen zum König.
    Und warum gibt es so wenige Genies? Das ist wie mit der Schwerkraft: Je größer eine Materie, desto stärker die Anziehungskraft. Große Sprünge auf einem kleinen Mond zu machen ist leichter, als auf einem Supermasse-Planeten.
    Da die Mittelmäßigen den größten Teil der Bevölkerung stellen, ist die Schwerkraft, die Anziehungskraft, so stark, dass ein Aufstieg kaum möglich ist.
    Na? Was sagt ihr zu meiner Abhandlung?“

 
    Die Anwesenden blickten verstört drein. Schließlich sagte Thomas zu Ralf: „Ich kann mich nicht erinnern, dich schon einmal so lange reden gehört zu haben.“
    Und Christian fragte Ralf: „Könntet du das ganze nochmal wiederholen?“
    „Ja“, antwortete Ralf und setzte an.
    „Nein!“, schrien alle im Chor.
    „Kunstbanausen“, murrte Ralf gekränkt.
    „Was ich mich frage“, sinnierte Frank nun.
    „Ja?“, ermutigte Ralf ihn, der neue Hoffnung witterte.
    „Wo ist eigentlich Susanne?“
    Ralf sackte enttäuscht zusammen.
    „Keine Ahnung“, antworteten alle, und es war ihnen wohl auch relativ egal.
    „Ich ruf sie mal an“, sagte Frank.
    Er ließ zweimal klingeln, dann zuckte er mit den Mundwinkeln. Das war ungewöhnlich, dass Susanne nach zweimal Klingeln noch nicht abgehoben hatte. Sie schlief sogar mit ihrem Handy unter dem Kopfkissen, und ärgerte sich über jede Werbe-SMS und jeden Fehlanruf, den sie nachts bekam.
    „Sie geht nicht ran.“
    „Äußerst ungewöhnlich.“ Christian kratzte sich am Kinn. „Das kann eigentlich nur bedeuten, dass sie tot ist.“
    „Damit macht man keine Witze“, mahnte ihn Anna.
    „Das war kein Witz. Susanne und geht nicht an ihr Handy...Vielleicht liegt sie ja auch nur im Koma.“

 
    In diesem Moment zuckte Judith fürchterlich zusammen. Albert hatte sie versehentlich an der Sohle mit dem großen Zeh gestreift, was sie furchtbar kitzelte.
    „Was treibt ihr denn da unten?“, wollte Markus wissen. „Füßelt ihr etwa?“
    „Er hat angefangen!“, sagte Judith mit Fingerzeig auf Albert.
    „Das stimmt. Aber ich hab verhütet. Ich hatte Socken an.“
    „Interessiert denn keinen, was mit Susanne ist?“, fragte nun Frank empört.
    „Ach, was soll schon mit ihr sein?“, beschwichtigte Christian. „Vielleicht ist ihr Handy kaputt gegangen und sie hat den Sanitäter in die Reparatur bekleidet, oder sie weiß einfach nicht, was sie anziehen soll.“
    „So, ich muss jetzt los“, sagte Thomas und machte Anstalten sich zu erheben.
    „Wir gehen schon?“, fragte Markus enttäuscht.
    „Du kannst ja hier bleiben wenn du willst.“
    Markus würde in Lebtag nicht alleine hier bleiben. Lieber lag er Thomas nachher in den Ohren, dass ihr frühes Abtreten enttäuschend war.
    Auch die Anderen waren jetzt offenbar in Aufbruchstimmung . Wie ging das jetzt mit Judith weiter? Er hatte sie angefüßelt , sie hatte zurückgefüßelt. Bedeutete das jetzt, dass sie ein Paar waren? Aber Judith war nicht anzumerken, dass sie sich in gesonderter Weise mit ihm verbunden fühlte.
    Albert wollte seine Schuhe anziehen, aber Markus kickte versehentlich beim Gehen seinen rechten Schuh davon. Er rauschte mit einem Affenzahn durch das Lokal, rutschte einem Kellner vor die Füße, der gerade ein volles Tablett feinster Schnäpse servieren wollte,
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