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Liebesvisitation (German Edition)

Liebesvisitation (German Edition)

Titel: Liebesvisitation (German Edition)
Autoren: Andreas Peter
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mir den bitte zu.“
    „Das war ein Zierfisch!“
    „So zierlich sah der gar nicht aus“, sinnierte Markus.
    „Diese Fische sind nur zur Dekoration“, erklärte Thomas resigniert.
    „Wie das Salatblatt auf dem Teller. Das waren sowieso nur Deko-Rationen, so klein wie die waren.“
    Thomas seufzte. „Die sind nicht zum Essen da.“
    „Ich dachte, das sei so üblich, dass man sich in einem China-Restaurant den lebenden Fisch aussuchen kann bevor er zubereitet wird.“
    „Vielleicht in China. In einem Nobelschuppen...Jedenfalls gehe ich mit dir niemals wieder in ein solches Restaurant.“
    In Schwulenlokalen konnten sie sich sehen lassen, weil viele Männer einen solchen Freund wie Markus hatten. Der tuckisch und naiv war, aber ohne den er einfach nicht leben konnte.
    „Wir könnten doch ins Sely ʼ s gehen.“
    „Das ist ein Frauenlokal.“
    „Ja und?“
    Es war hart. Thomas hatte auch miterleben müssen, wie Markus während Titanic zu lachen begann. Jack war gerade im Wasser, Rose lag auf der Tür. Ein ruhiger Moment, kurz bevor Jack erfror. Da begann Markus lauthals zu lachen. Ein ordinäres, überschwängliches Lachen. Thomas war es peinlich.
    Er erinnerte sich auch noch lebhaft daran, wie sie in einem Restaurant essen waren und der Kellner die Rechnung über 12,50 Euro auf den Tisch legte, Markus einen zehn Euro Schein aus der Tasche zog und sagte: „Stimmt so.“

 
    Hätte man in die Köpfe anderer Leute blicken können, hätte man wohl oft erstaunliche Dinge erfahren. Es hätte wahrscheinlich schon gereicht, wenn man an einem Mietshaus die Außenwand hätte abnehmen können, um von der Seite ins Innere der einzelnen Wohnpartien zu blicken wie bei einem Puppenhaus. Was sich dort für Irrungen und Wirrungen und Dramen abspielten , war sicherlich unvorstellbar. Was man von außen nicht sah war, was in Michaels Kopf vorging. Michael wirkte recht unscheinbar, innerlich hatte er aber Angst. Diese Angst beruhte nicht auf einem schlechten Erlebnis, sondern vielmehr auf einer mentalen Paranoia. Vermutlich hatte fast jeder irgendeine Angewohnheit, die man von außen als Paranoid bezeichnen konnte. Man nannte so etwas auch gerne „Tick“. Michaels „Tick“ war aber so groß, dass er nicht mehr richtig tickte.
    Michael hatte Angst vor allem. Er hatte Angst davor, dass ihn jemand wegen Beleidigung anzeigen könnte, wenn er sich nach dem Essen über die Lippen leckte und jemand versehentlich dachte, er hätte ihm die Zunge rausgestreckt. Oder noch schlimmer: Jemand dachte, er wollte sexuell kokettieren und würde ihn wegen sexueller Belästigung anzeigen. Oder jemand dachte, er würde ihm den Mittelfinger zeigen, wenn er sich mit ihm an der Backe kratzte.
    Michael hatte Angst, dass er von einem Mafioso kalt gemacht werden könnte, wenn er seine Nudeln von Barilla kaufte und nicht von Bertolli und umgekehrt. Vielleicht gehörten diese Konzerne ja der Mafia, und er könnte deren Unmut auf sich ziehen. Er hatte darüber nachgedacht, gar keine italienischen Nudeln zu kaufen, aber vielleicht zog er damit den Unmut aller Mafiabosse auf sich.

 
 
    Dann wäre da noch Ralf. Ralf war unsterblich verliebt in Anna. Anna war auch unsterblich verliebt in Ralf, hatte es aber bis jetzt noch nicht rausgefunden.
    Dass Ralf Anna liebte, war eines der wenigen Dinge die er wusste, denn ansonsten war er recht konfus. Was ihn nicht sonderlich unglücklich machte, denn dafür war er zu konfus.
    Anna war die ausgleichende Person ihres Freundeskreises. Dafür musste sie nicht einmal reden, und dafür musste auch niemand mit ihr reden. Sie neutralisierte kratzige Emotionen rein durch ihre Anwesenheit. Das war so, wie Kaffee die Geschmacksnerven neutralisierte.
    Außerdem gab es noch Christian. Christian war cool. Christian war smart. Christian war beliebt. Manch einer hätte gesagt: Christian konnte gut mit Frauen. Man sah Christian nie zweimal mit dem gleichen Mädchen. Vielleicht konnte Christian also gar nicht gut mit Frauen.

 
    Früher gab es auch noch Francis und Achim. Francis lief immer oben ohne rum. Francis war ein Open-Air, pardon, Au-pair-Mädchen aus Frankreich.
    Andre Länder, andre Titten.
    Es war schon bei ihrer ersten Begegnung klar, dass die beiden zusammen kommen würden.
    Achim führte immer ein Büchlein mit einem goldenen Herz mit sich herum, und jedes Mal, wenn er Francis begegnete, sagte er einen deutschen Satz zu ihr, den sie natürlich nicht verstand. Aber er schrieb ihn in ein kleines Buch, und wenn
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