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Liebesvergessen (German Edition)

Liebesvergessen (German Edition)

Titel: Liebesvergessen (German Edition)
Autoren: Babsy Tom
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die in den Stramplern steckte, aber ich bekam immerhin Dankes-E-Mails und man versicherte mir jedes Mal, dass ich tadellose Arbeit abgeliefert hatte.
    Die schroffe Begrüßung, die Tom mir hatte zuteilwerden lassen, brachte mich nun auf den Boden der Tatsachen zurück. Es war früher Vormittag, ich hatte plötzlich das Verlangen nach einem ausgedehnten Spaziergang mit Betsy, um dem Trübsinn meiner Gedanken und des Hauses zu entfliehen. Als wenn sie meine Gedanken lesen konnte, mutierte Betsys Schwanz abrupt wieder zum Propeller. Ich machte mich „ausgehfein“ und humpelte die Treppe hinunter. Tom war inzwischen in sein Atelier geflüchtet. Ich zog mir Schuhe und Jacke über, schnappte mir die Leine und machte mich auf den Weg. Während wir die Kanalbrücke passierten und der eisige Winter an die Tür klopfte, vibrierte mein Handy. Über eine Gruppennachricht wurde ich von Isa, zusammen mit Vera zu einem Kaffeekränzchen am heutigen Nachmittag eingeladen: „Hallo Mädels, Lust und Zeit für eine Runde Sekt und Kakao? Heute 16:00 Uhr bei mir! Bussi Isa“
    Ich freute mich auf die Ablenkung und sagte spontan zu. Beide Frauen hatte ich im Verlauf der letzten Wochen überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Isa war von Gerome komplett eingespannt und mit der Organisation der Abfolge bei der fashion week betraut worden und Vera musste für einen kranken Kollegen einspringen und volltags arbeiten. So freute ich mich, dass ich die beiden endlich einmal wieder traf. Als ich mit Betsy vom Spaziergang heimkehrte, wartete Manfred bereits am Gartenzaun und hatte einen koffeinfreien Kaffee im Angebot, welchen ich dankbar annahm. Durchs Atelierfenster konnte ich sehen, dass Tom uns neugierig beäugte. Manfred erzählte mir von seiner letzten Samenspende und darüber, dass er einen netten Typen kennengelernt hatte. Beides stand hoffentlich nicht in unmittelbarem Konsens. Erst wusste ich nicht so recht, worauf er hinaus wollte, aber wie er so verlegen mit seiner Harke werkelte und sich immer wieder durch die Haare wurstelte, wurde es mir schlagartig klar: „Du bist schwul, oder?“, fragte ich leise und unsicher und lächelte ihn aufmunternd an, um ihm zu demonstrieren, dass ich das in keiner Weise ungewöhnlich fand. Welche Frau wünschte sich keinen schwulen Freund? Einen, mit dem man über alle frauenrelevanten Dinge tratschen konnte, ohne ständig in Sorge leben zu müssen, angebaggert zu werden. Manfred nickte verschämt.
    „ Und wie sieht er aus? Dein neuer Schwarm?“, fragte ich, um die Situation zu entschärfen. Manfred prustete vor Erleichterung: „Ein Hauch von Brad Pitt und eine Prise Georg Clooney“, gab er unumwunden zu.
    Ich grinste und schaute abermals Richtung Atelier. Tom stand am Fenster. In einer Hand hielt er seine Teetasse, die andere Hand hatte er in der Hosentasche vergraben. Irgendwie kam mir das Bild bekannt vor, so als hätte ich diese Situation schon einmal durchlebt. Es war nur ein kurzes Aufblitzen, bevor mir die Vernunft schon wieder mit dem Finger drohte: Dreh nicht durch Penny!
    „ Aber dein Exemplar da drüben kann sich durchaus auch sehen lassen“, schwärmte Manfred. Mein Exemplar! Schön wär’s!
    „Und wann seht ihr euch wieder , du und Brad Clooney?“, fragte ich neugierig. Manfred zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht, ich warte erst mal ab, ob er sich bei mir meldet. Ich habe ihm meine Telefonnummer gegeben.“ Er grinste verlegen. Es war offensichtlich immer das gleiche. Egal in welcher Konstellation man sich befand, ob Frauen gegenüber Männern, Männern gegenüber Männern oder Frauen gegenüber Frauen – jeder trug wohl immer Sorge, den ersten Schritt zu wagen. Machte man den ersten Schritt könnte das den Anschein erwecken, es nötig zu haben, machte man ihn nicht, konnte es ganz danach aussehen, nicht interessiert zu sein. Wie man es machte, machte man es falsch.
    „ Ich wünsch dir viel Glück, Manfred, ich geh jetzt rein, uns wird langsam kalt.“ Ich streichelte mein Bäuchlein, reichte ihm die leere Kaffeetasse über den Zaun und verabschiedete mich. Betsy folgte mir brav ins Haus und machte sich sofort über ihren Wassernapf her. Ich zog meine Schuhe aus und ging in die Küche. Tom saß am Tisch und blickte argwöhnisch zu mir hinüber.
    „Haben wir einen neuen Freund gefunden?“ Was sollte das denn jetzt wieder? Er war derjenige, der ständig auf Abstand ging. Wieso sollte ich mich nicht mit anderen Männern unterhalten? War er etwa eifersüchtig? Auf einen
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