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Liebesvergessen (German Edition)

Liebesvergessen (German Edition)

Titel: Liebesvergessen (German Edition)
Autoren: Babsy Tom
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und mich an nichts erinnern. Das ist ja eine Zumutung“, jammerte ich und mein Puls beschleunigte sich.
    Die Ringelnatter hob beschwichtigend die Hände.
    „Ganz ruhig Frau Plage. Also mit ein bis zwei Wochen können Sie schon rechnen. Je nachdem, wie schnell ihr Fuß abschwillt, bekommen Sie einen Gehgips und dann können wir auch schon mal mit den ersten Gehversuchen beginnen. Sie müssen sich da schon auch ein wenig in Geduld üben.“
    Ich glaubte zu wissen, dass gerade Geduld nicht so meine Stärke war, Ungeduld schon eher! Bloß mit Ungeduld kam ich hier nicht sehr weit.
    „Das heißt, ich liege hier den ganzen Tag herum und warte auf…?“,  fragte ich und erwartete, dass jemand meinen Satz zu meiner vollsten Zufriedenheit beendete. Schließlich war ich von klugen Köpfchen umzingelt. Gleichzeitig machte ich eine fordernde Schulter- und Handbewegung, die ich sofort bereute, da sie mir höllische Schmerzen bereitete.
    „Also, ich an Ihrer Stelle würde einfach versuchen, meinen Aufenthalt hier so  richtig zu genießen. Schlafen Sie mal richtig aus, schauen den ganzen Tag Seifenopern. Das ist doch wie bezahlter Urlaub. Sie liegen im Bettchen und bekommen drei Mahlzeiten am Tag, was will man mehr?“
    Mit diesen Worten verließen die Ringelnatter und sein restliches Kollegium einhellig nickend mein Krankenlager. Spinnerte Idioten allesamt! Tun grad so, als würde ich `ne Kreuzfahrt auf der Aida machen.
    Da ich schon mal wach war, überlegte ich, was als nächstes zu tun war. Ich benötigte einen Zettel und einen Stift, damit ich mir alle Fragen, die ich hatte, notieren konnte. Ich betätigte den Schwesternruf und orderte noch eine Kanne Kaffee nebst Block und Kugelschreiber. Eine weitere Stunde später bequemte sich die gute Agnes, mir meine Wünsche zu erfüllen. In dem Tempo würde der Tag dann also auch an mir vorüber schleichen, wie eine alte, träge Schnecke. Ich blickte auf mein leeres Blatt Papier und überlegte. Was will ich alles wissen? Und was von wem?
    Ich zeichnete drei Spalten: Tom, Isabel, Vera.
    Welche Fragen will ich Tom stellen? Ich schrieb: „Wie haben wir uns verliebt?“  Das strich ich gleich wieder durch. Zu intim. Er war ja schließlich ein Fremder, wollte ich da gleich mit der Tür ins Haus fallen? Nein! Wie oft hatten wir Sex? Wie fühlt es sich an, unter sein T-Shirt zu fassen und seine Haut zu spüren? Noch intimer. Mag er rasiert oder unrasiert? Scheiße. Mir wollten so gar keine banalen Fragen einfallen. Ach doch! Ich schrieb: „ Nach meinen finanziellen Verhältnissen fragen! Führerschein, ja/nein. Wenn ja, habe ich ein Auto? Wie viele offene Rechnungen stapeln sich zu Hause? Wann kommt meine Mutter zurück? Habe ich einen Vater ?“ Warum haben wir keine Kinder? Warum habe ich Tom gehen lassen? Die letzten beiden Fragen hatte ich nur gedanklich formuliert. Ich konnte machen, was ich wollte, das waren die Fragen, die mich am meisten beschäftigten. Ich riss mich selbst aus meinen Tom-Gedanken und zwang mich, zu Isa zu wechseln.
    „ Was habe ich Isa über Tom erzählt? Unterhalte ich Affären zu anderen Männern? Hat Tom Affären mit anderen Frauen ?“ Resigniert ließ ich den Stift sinken. Alle Fragen zielten in eine Richtung: TOM! 
    Ich konnte doch unmöglich nur auf diese eine Sache fixiert sein. Womit beschäftigte ich mich sonst den lieben langen Tag, außer mit Tom? Ich starrte auf die leeren weißen Spalten von Isa und Vera und wurde langsam mächtig wütend. Gereizt feuerte ich den Stift durchs Zimmer, welcher unter einem der Betten rollend zum Stillstand kam. Während sich mein Nacken schmerzhaft zu Wort meldete , öffnete sich gleichzeitig die Tür.
    Ein Mann betrat den Raum. Erschrocken riss ich die Augen auf. Wenn ich nicht irrte, war das der Mann aus meinem Traum, kurz bevor Agnes mich geweckt hatte. Ein Hoffnungsschimmer am Horizont. Das war der erste bekannte Fremde, der mir unter die Augen trat. Vor mir stand ein attraktiver Mittfünfziger in einem grauen Boss-Anzug, Premiumqualität, dessen war ich mir sicher. Dem kommt schon mal kein „Meckermann“ ins Haus. Das schmale Revers und die körpernahe Passform offenbarten, dass der Mann nur die hippesten Outfits trug. In meinem Kopf spielte ein Reklamefilm, in dem zwanzig Männer ein und denselben Anzug zur Schau stellten. Waren das jetzt Erinnerungsfetzen oder spielte mir meine Fantasie einen Streich? Ich erinnerte mich für den Bruchteil einer Sekunde daran, wie der Fremde meinen Rücken gestreichelt
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