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Liebesschloesser

Liebesschloesser

Titel: Liebesschloesser
Autoren: Karo Stein
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unbestimmt und zupft an ein paar Grashalmen.
    Für einen Moment überlege ich, ob ich näher darauf eingehen sollte, aber dann lasse ich es.
    „Was ist, ziehst du dich nicht aus?“ Er sieht mich an und zieht fragend eine Augenbraue nach oben. Er sieht so verdammt sexy aus, dass ich am liebsten weglaufen würde. Denn Weglaufen ist wohl besser, als über ihn herzufallen.
    „Doch“, murmle ich und ziehe mir schnell das Shirt über den Kopf. Leider bin ich nicht ansatzweise so muskulös wie er. Ich gehe regelmäßig joggen und im Sommer eben schwimmen, wenn das Wetter passt, aber das ist auch schon alles, was ich für meine Figur mache. Gedankenverloren springe ich auf, öffne die Hose, verheddere mich und verliere das Gleichgewicht. Andy stützt mich ab, sodass ich nicht umfalle.
    „Danke“, murmle ich peinlich berührt und möchte am liebsten im Boden versinken. Mein Gesicht brennt wie Feuer. Dort wo seine Hände eben noch waren, scheint die Haut ebenfalls verbrannt zu sein.
    „Kein Problem … ist wohl doch noch zu früh für dich“, stichelt er, aber dann lächelt er mich an und die Hitze in meinem Körper steigt deutlich an.
    „Wolltest du nicht ins Wasser?“
    Einmal abgesehen von den spielenden Kindern ist niemand im Wasser. Vermutlich ist es noch ziemlich kalt, denn in den letzten Wochen schien kaum ein paar Tage hintereinander die Sonne und das Thermometer hat auch nur selten die 20 °C überschritten. Der Wind bringt die Blätter über uns zum Rauschen. Er ist ziemlich kühl, sodass ich eine Gänsehaut bekomme. Am liebsten würde ich einfach für den Rest der Zeit liegen bleiben. Dem Flüstern der Blätter lauschen und das Gefühl haben, dass Andy ganz dicht neben mir liegt. Wenn ich meinen Arm ein wenig ausstrecke, könnte ich seinen berühren. Die Vorstellung lässt mich nervös werden. Mein Herz klopft wild in meiner Brust. Bilde ich es mir nur ein, oder kann ich die Wärme, die von seinem Körper ausgeht, spüren? Der Wind trägt eine sanfte Prise seines Deos zu mir rüber.
    Wenn ich die Augen schließe, habe ich das Gefühl, wieder in die Jugendzeit zurückversetzt zu sein. Dieses nervöse Gefühl ist immer noch das gleiche. Ich bin in meinen besten Freund verliebt. Der Schulschwarm, der feuchte Traum aller Mädchen des Ortes. Auch wenn es vor zwei Jahren diese Gerüchte gab …
    „Wie geht es dir eigentlich? Hast du einen Freund?“
    Andy reißt mich aus meinen Gedanken. Blinzelnd sehe ich zu ihm hinüber, brauche eine Weile, ehe seine Worte wirklich in mein Bewusstsein dringen. Als sich unsere Blicke treffen, wende ich den Kopf ab. Vermutlich kann er die Sehnsucht darin erkennen und das wäre wirklich nicht gut
    „Ich … nein, da ist niemand. Ist auch nicht gerade einfach jemanden zu finden!“, erwidere ich leise. Im Grunde bin ich gar nicht auf der Suche. Jedenfalls nicht nach einer Beziehung, für den Rest ergeben sich durchaus Gelegenheiten.
    „Ich verstehe nicht, dass du immer noch hier lebst. Eigentlich hatten alle angenommen, dass du der Erste bist, der von hier verschwindet. Wäre es in einer Stadt nicht viel besser, viel unkomplizierter?“
    „Weiß nicht, vielleicht ... Ich fühle mich ganz wohl, mit dem Job und dem Haus … Die Zeiten, in denen mir blöde Kommentare hinterher gerufen wurden, sind zum Glück vorbei. Ich bin eigentlich ziemlich zufrieden.“
    „Aber du bist allein und die Chance, dass dir hier ein Traumprinz begegnet, ist nicht besonders groß“, brummt er.
    „Traumprinz?“, erwidere ich prustend. „Wer hat behauptet, dass ich danach suche?“
    „Hm ... Kommen wir nicht langsam in das Alter, in dem wir eine feste Bindung eingehen sollten?“
    Ich fange an, nervös zu lachen. Was soll ich darauf antworten? Dass er immer noch in meinem Kopf herumschwirrt? Dass ich jeden Mann mit ihm vergleiche und noch keiner auch nur annähernd an ihn herangereicht hat? Erneut muss ich an die Gerüchte von damals denken. Ich habe mir gewünscht, dass sie wahr wären, dass er vor meiner Tür stehen und mir seine Liebe gestehen würde. Aber natürlich ist er nicht gekommen … nur die verdammte Hoffnung wollte niemals verschwinden.
    „Und was ist mit dir?“, erkundige ich mich und sehe ihn herausfordernd an.
    „Ich suche noch!“, gesteht er mit einem merkwürdigen Tonfall in der Stimme und einem Blick, der mir unter die Haut geht. Diesmal kann ich meinen Kopf nicht abwenden. Seine Augen nehmen mich gefangen. Sie sehen traurig aus, aber bestimmt bilde ich mir das nur ein.
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