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Liebesschloesser

Liebesschloesser

Titel: Liebesschloesser
Autoren: Karo Stein
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treibt, während ich zu Hause auf ihn warte, damit konnte ich auf Dauer nicht umgehen.“
    Sein Blick bohrt sich tief in mich. Vermutlich bleibt mein Herz gleich stehen.
    „Hast du ihn geliebt?“, frage ich leise.
    „Keine Ahnung. Ich dachte es, aber er war wohl nicht das, was ich gesucht habe. Aber zumindest habe ich es ihm zu verdanken, diese Seite von mir zu akzeptieren. Es ist mir am Anfang nicht leicht gefallen. Aber letztendlich war die Trennung nicht besonders schmerzhaft!“
    Dafür wird es für mich schmerzhaft werden, wenn er morgen fährt und mich mit diesem Wissen zurücklässt. Er kann sich auch in Männer verlieben … nur leider nicht in mich.
    Ich brauche ganz dringend Abkühlung. Ungehalten springe auf und stürze mich in die Fluten. Das Wasser ist eiskalt und presst meine Lungen regelrecht zusammen. Aber die Kälte macht meinen Kopf frei, beruhigt die angestrengten Nerven wieder. Prustend tauche ich auf, lasse mich nach hinten fallen und treibe eine Weile ziellos auf der Oberfläche. Der Himmel ist strahlendblau. Das dunkle Grün der Bäume bildet einen wunderbaren Kontrast dazu. Ich beobachte ein Flugzeug, das mit einem weißen Strich das Blau teilt. Tatsächlich fühle ich mich allmählich besser.
    Wenige Augenblicke später taucht Andy prustend neben mir auf. Er grinst hinterhältig. Noch ehe ich es wirklich registrieren kann, stürzt er sich auf mich und drückt mich unter Wasser. Instinktiv kralle ich mich an seinen Schultern fest, ziehe ihn mit nach unten. Wir kämpfen darum, wer als Erster wieder an die Oberfläche steigt, ziehen uns nach unten, versuchen uns abzuschütteln, bis wir beide nach Luft ringend nach oben steigen. Erst dann lasse ich ihn los, weiche sogar ein Stück zurück.
    „Das war fies“, grinse ich und ziehe meine Hand durchs Wasser, um ihn ins Gesicht zu spritzen. Keuchend reibt er sich über die Augen, dann fängt er an zu lachen und schnappt nach mir. Ich entkomme ihm, kraule ein paar Meter weg. Andy nimmt die Verfolgung auf und erwischt mich am Bein. Er zieht mich zu sich heran. Ich versuche mich zu wehren, aber ohne Grund unter den Füßen ist es nicht so einfach. Erneut drückt mich Andy unter Wasser. Sein Lachen dringt gedämpft an meine Ohren. Als ich auftauche, ist er ein ganzes Stück weg.
    „Na los, zeig mal, was in dir steckt!“, ruft er mir zu und verschwindet mit schnellen Kraulzügen. Ich folge ihm und versuche ihn einzuholen. Aber ich schaffe es kaum, den Abstand zwischen uns zu verringern. Seine Muskeln sind anscheinend nicht nur schön anzusehen, sie sind auch sehr effizient.
    „Wo bleibst du denn?“, ruft er lachend, während er sich an einer der Begrenzungsbojen festhält. Nur ein Teil des Teiches ist offizielles Badegewässer. Die letzten Meter bis zur Staumauer gehören nicht dazu.
    „Wow, der Baum steht ja immer noch da!“, ruft er fröhlich, als ich endlich neben ihm ankomme.
    „Weißt du noch, Micha?“
    „Wie könnte ich das vergessen. Die Kinder nutzen ihn auch heute noch zum Reinspringen!“
    Ich habe das nie gemacht. Schon allein die Vorstellung, da hochzuklettern, hat mir mehr als nur ein mulmiges Gefühl beschert. An das Springen will ich gar nicht denken. Natürlich hatten die anderen noch einen Grund mehr mich aufzuziehen, noch mehr dumme Sprüche über die feige Schwuchtel.
    „Ich habe es geliebt!“, sagt Andy natürlich und starrt den Baum ganz versonnen an. „Gibt es auch noch das Seil? Sich wie Tarzan ins Wasser zu schwingen, das war das Geilste überhaupt!“
    „Natürlich!“, brumme ich, denn seine Begeisterung kann ich nicht teilen. Aber anscheinend ist die heutige Jugend eben auch nicht anders als wir damals … oder unsere Eltern.
    „Wollen wir springen?“, fragt Andy dicht an meinem Ohr.
    Erschrocken zucke ich zurück.
    „Auf gar keinen Fall springe ich da runter. Das habe ich früher nicht gemacht und werde es ganz sicher heute auch nicht machen.“
    „Spielverderber!“, knurrt er und fixiert den Baum begehrlich. Dann löst er sich plötzlich von der Boje und schwimmt Richtung Ufer. Nach zwei oder drei Schwimmzügen dreht er sich lachend um.
    „Ich kann nicht widerstehen!“
    Er erhebt sich. Wasser perlt über seinen gebräunten Rücken. Mein Blick bleibt an seinem Hintern hängen. Trotz der Kälte wird mir heiß, sogar in meiner Hose. Es ist unglaublich, wie sehr er mich erregt. Das Ufer ist relativ steil, aber da sind ein paar Baumwurzeln, die man als Hilfe zum Hinausklettern benutzen kann. Andy klettert
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