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Liebesschloesser

Liebesschloesser

Titel: Liebesschloesser
Autoren: Karo Stein
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jedenfalls problemlos aus dem Wasser und ebenso leicht den Baum hinauf.
    „Sogar die Leisten als Kletterhilfe gibt es immer noch!“, ruft er fröhlich.
    Dann steht er auf einem der weit über das Wasser ragenden Äste. Der Anblick ist erregend und beängstigend zugleich. Mein Atem gerät ins Stocken. Er ist so wunderschön, so verdammt perfekt.
    „Mach keinen Scheiß“, brülle ich nach oben, aber er reagiert nicht darauf.
    „Erinnerst du dich noch, wieso wir so gern gesprungen sind?“, erkundigt er sich grinsend. Natürlich weiß ich, warum die Jungs so gern gesprungen sind. Schon deshalb musste ich mir keine Ausrede einfallen lassen. Für mich gab es ohnehin nichts zu gewinnen …
    „Es ging meistens um einen Kuss. Sabine hat sie besonders großzügig verteilt. Weißt du noch?“
    Wie könnte ich das vergessen? Ich wollte Sabine nicht küssen und niemals wäre ich dafür von diesem Baum gesprungen. Hätte mir jemand anderes einen Kuss angeboten, hätte ich es wahrscheinlich gemacht.
    „Los spring schon!“, brumme ich genervt, denn mittlerweile ist mir recht kalt.
    „Für einen Kuss“, ruft Andy und springt ins Wasser.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden habe. Vielleicht spielt mir mein Gehirn nur einen Streich. Auf jeden Fall fängt mein Herz wie verrückt zu hämmern an. Hat er das wirklich gesagt? Und hat er … etwa … Ich traue mich nicht, den Gedanken zu Ende zu denken. Stattdessen starre ich gebannt auf die Stelle, wo er eingetaucht ist. Er hätte doch schon längst wieder auftauchen sollen. Hoffentlich hat er sich nicht verletzt. Besorgt sehe ich mich um, schwimme ein Stück näher. Es haben sich schon öfter Kinder beim Springen verletzt … und er ist kein Kind mehr … möglicherweise ist es doch gefährlicher als er dachte.
    Gerade als ich panisch nach ihm rufen will, fühle ich etwas an meinem Bein. Zuerst denke ich an einen Fisch und will schon in die andere Richtung schwimmen, aber dann taucht Andy dicht vor mir aus dem Wasser auf, zieht mich in seine Arme und küsst mich.
    Er küsst mich! Ich spüre seine Lippen auf meinen und kann gar nicht reagieren.  
    Er küsst mich … ich sollte den Kuss erwidern. Die Chance nutzen und das tun, was ich mir in unzähligen Träumen ausgemalt habe. Aber noch ehe ich aus meiner Starre erwache, ist es vorbei. Andy sieht mich verunsichert und ernst an. Da ist kein Lächeln auf seinem Mund und kein Funkeln in seinen Augen …
    Ich bin so ein Idiot!
    Ohne weiter nachzudenken, schlinge ich meine Arme um seinen Hals.
    „Das geht doch noch besser!“, hauche ich gegen seinen Mund und küsse ihn.
    Seine Lippen fühlen sich kalt an. Seufzend presse ich mich näher an ihn, schlinge meine Beine um seine Hüfte. Es ist mir egal, dass wir langsam untergehen … selbst das kalte Wasser kann ich kaum noch spüren. Nur Andys Zunge, die sich einen Weg zwischen meine Lippen sucht und uns beide zum keuchen bringt. Eigentlich eher zum Husten, denn wir schlucken Wasser. Widerwillig löse ich mich von ihm.
    Schweigend schwimmen wir Richtung Strand. Mein Herz hämmert in meiner Brust, weil ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll, wenn wir dort ankommen. Ignorieren und so tun, als wenn nichts passiert ist? Ihn darauf ansprechen? Einen weiteren Versuch starten, ihn zu küssen?
    Ich bin so verwirrt, dass es mir kaum gelingt, anständig zu schwimmen. Womöglich muss ich mir gar keine Gedanken machen, denn ich werde ertrinken, noch ehe wir das Land erreicht haben.
    Plötzlich greift Andy nach meinem Arm und deutet nach rechts. Ich sehe ihn fragend an, aber er lächelt und wechselt die Richtung. Vielleicht ist ihm die Strecke auch zu weit, aber dort ist der Boden immer so schlammig. Trotzdem folge ich Andy.
    Kaum hat er festen Boden unter seinen Füßen zieht er mich erneut zu sich heran. Kurz, bevor er meinen Mund erobert, zögert er und sieht mich fragend an. Lächelnd lege ich meine Hand in seinen Nacken und überwinde die letzte Distanz zwischen uns.
    Gierig spielt Andy mit meinen Lippen, bis sich unsere Zungen erneut berühren. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, aber es fühlt sich so gut an. Perfekt … so viel besser als ich es mir je erträumt habe. Es ist mir egal, wenn er mich mit gebrochenem Herzen morgen zurücklässt. Für diesen wunderbaren Moment nehme ich es in Kauf.
    Zärtlich stupst seine Zunge gegen meine. Ich erwidere die Berührung, dränge sie in seinen Mund zurück. Ich will ihn schmecken, will jeden Winkel ertasten und für
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