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Liebesschloesser

Liebesschloesser

Titel: Liebesschloesser
Autoren: Karo Stein
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Staumauer und schauen über den See. Wenn man es genau betrachtet ist es gar kein See, sondern ein künstlich angelegter Teich. Aber wen interessiert das schon? Das ist der Teich, an dem wir als Kinder mehr Zeit verbracht haben, als an irgendeinem anderen Ort. Nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter. Hier habe ich Schlittschuhlaufen gelernt oder wir sind mit unseren Schlitten über den Teich gerodelt. Einer hat den anderen gezogen … Im Sommer haben wir auf der Wiese Partys gefeiert, manchmal bis zum nächsten Morgen. Erst wenn die ersten Badegäste kamen, haben wir zusammengepackt oder wir haben uns einfach unter einen der großen Bäume zusammengerollt und den halben Tag verschlafen. Es gibt so viele Erinnerungen und alle sind fest mit Andy verwoben.  
    Für mich hat sich in all den Jahren nicht wirklich viel verändert. Ich komme immer noch regelmäßig hierher, um ein paar Bahnen nach der Arbeit zu schwimmen.
    „Hm, das liegt wahrscheinlich daran, weil du öfter hier bist als ich. Ich glaube, ich war seit 10 Jahren nicht mehr im Osterteich schwimmen“, bestätigt er meine Gedanken.
    „Na, da hast du ja Glück, dass ausgerechnet an diesem Wochenende das Wetter so toll ist. Der Sommer war bis jetzt total verregnet“, erwidere ich und hoffe, es klingt fröhlich. Denn eigentlich fühle ich mich ganz und gar nicht fröhlich, sondern eher befangen und unsicher.  
    „Liegt bestimmt an mir. Wo ich auftauche, ist immer schönes Wetter!“
    Andy geht lachend ein Stück weiter. Ich sage nichts dazu, aber ich glaube ihm jedes Wort. Da wo er auftaucht, muss die Sonne einfach scheinen. Zumindest scheint sie in meinem Herzen. Ich hätte nicht gedacht, dass es immer noch so sein würde. Ich fühle mich tatsächlich wieder wie ein verliebter Teenager. Dabei war ich mir sicher, es in den letzten Jahren überwunden zu haben. Wir haben uns so gut wie nie gesehen … ein paar unbedeutende Telefonate, ein oder zwei E-Mails … Der Kontakt ist mehr oder weniger eingeschlafen. Es war durchaus beabsichtigt von mir, denn ich dachte, dass ich ihn so aus meinem Kopf und vor allem aus meinem Herz bekommen würde. Ich dachte wirklich, ich hätte es überwunden.
    Aber dieses Klassentreffen hat alles wieder hervorgeholt. Ein Blick auf Andy, eine Umarmung und ich konnte es sofort wieder spüren. Mein Puls raste davon … meine Haut prickelte an den Stellen, die er berührt hat. Er sieht immer noch verdammt gut aus. Man könnte meinen, die Zeit ist an ihm spurlos vorbei gegangen. Oder nein, sie hat ihn noch attraktiver gemacht, männlicher, markanter … Die Schultern sind breiter geworden, Arme und Beine definierter. Es sieht aus, als würde er regelmäßig trainieren. Seine Haare sind länger als früher. Richtig lang … er hat sie zu einem Zopf zusammengebunden. Nur seine Augen, die haben sich tatsächlich nicht verändert. Diese merkwürdige Mischung aus Grün und Braun hat mich schon damals magisch angezogen. Ich hätte sie am liebsten stundenlang betrachtet.
    Eigentlich war ich vor allem froh, dass wir so gut befreundet waren. Dass er auch nach meinem eher unfreiwilligen Outing immer noch mein Freund war, mich vor den anderen in Schutz genommen hat. Es ist nicht leicht, als Dorfschwuchtel abgestempelt zu sein. Ganz im Gegenteil, es ist total beschissen. Manchmal kann ich es gar nicht fassen, dass ich die Zeit überstanden habe. Aber Andy hat es erträglich gemacht, hat dafür gesorgt, dass mich die anderen in Ruhe lassen.
    Ich war mir sicher, dass ich gleich nach dem Abi verschwinden würde und niemals wieder zurückkommen würde. Aber Pläne ändern sich … und auf einmal war Andy weg, von dem es wohl niemand erwartet hatte.
    Selbst nach dieser langen Zeit ist es, als hätte sich nichts zwischen uns geändert. Wir haben uns sofort wieder verstanden, schwimmen immer noch auf einer Welle. Allerdings kostet es mich Mühe, genügend Abstand zu wahren, um unsere Freundschaft nicht zu gefährden.
    „Sag mal schläfst du?“, reißt mich Andy aus meinen Gedanken. Tatsächlich habe ich gedankenversunken auf die Wasseroberfläche gestarrt.
    „Ähm … da waren Fische“, bringe ich grinsend hervor und hoffe, dass er mir die kleine Notlüge abkauft
    „Echt? Wo denn?“
    Andy beugt sich über den Zaun, der dafür sorgen soll, dass man nicht vom Damm ins Wasser springt. Natürlich war er früher kein Hindernis für uns. Es geht auch nicht besonders tief hinab, denn das Wasser reicht bis nahe an die Dammkrone heran.  
    „Hast du
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