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Liebesmaerchen in New York

Liebesmaerchen in New York

Titel: Liebesmaerchen in New York
Autoren: Nora Roberts
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spiegelblank poliert.
    »Auf die Minute pünktlich, Mrs Wallace, ein ausgezeichneter Anfang. Ich darf wohl behaupten, dass alle meine Mitarbeiter von der Zeit den rechten Gebrauch zu machen verstehen.« Mit einer Handbewegung forderte er sie auf, ihm in den hinteren Teil der Bank zu ihrem Büro zu folgen.
    »Ich freue mich darauf, mit der Arbeit anzufangen, Mr Rosen«, erklärte Hester und spürte eine Welle der Erleichterung, weil die Bemerkung der Wahrheit entsprach.
    »Gut, gut. Wir werden schon dafür sorgen, dass Sie sich nicht langweilen.« Mit einem Stirnrunzeln nahm er zur Kenntnis, dass zwei der Sekretärinnen noch nicht an ihrem Schreibtisch saßen. Mit einer offensichtlich gewohnheitsmäßigen Geste fuhr er sich durchs Haar. »Ihre Assistentin müsste jeden Augenblick hier sein. Wenn Sie sich erst eingewöhnt haben, Mrs Wallace, erwarte ich von Ihnen, dass Sie genau auf deren Kommen und Gehen achten. Ihre eigene Leistung wird nämlich weitgehend von der Ihrer Assistentin abhängen.«
    »Natürlich.«
    Das Büro war klein und langweilig. Hester versuchte sich nicht zu wünschen, es sei heller und luftiger und Rosen sei ein weniger langweiliger Chef. Das höhere Gehalt für diesen Job würde Radleys und ihr Leben leichter machen, und nur darauf kam es an. Ich werde es schaffen, sagte sich Hester, als sie ihren Mantel auszog. Ich werde es sogar sehr gut schaffen.
    Rosen war offensichtlich angetan von ihrem schlichten schwarzen Kostüm, zu dem sie nur sparsam Schmuck angelegt hatte. In einer Bank waren auffällige Kleidung und ebensolches Benehmen nicht angebracht. »Ich nehme an, Sie haben die Unterlagen, die ich Ihnen mitgegeben hatte, durchgelesen?«
    »Ich habe mich das Wochenende über damit beschäftigt.« Sie ging hinter den Schreibtisch in dem Bewusstsein, mit dieser Handlung ihre neue Stellung anzutreten. »Ich glaube, ich bin jetzt mit Verfahren und Arbeitsweise der ›National Trust Bank‹ vertraut.«
    »Ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet. Dann lasse ich Sie jetzt allein, damit Sie sich einrichten können. Ihren ersten Termin haben Sie um …«, er wendete die Seite ihres Tischkalenders, »… neun Uhr fünfzehn. Sollten Sie irgendwelche Probleme haben, so kommen Sie zu mir. Ich bin immer irgendwo in der Nähe.«
    Das glaube ich Ihnen aufs Wort, dachte sie und sagte: »Ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist, Mr Rosen. Danke.«
    Mit einem abschließenden Nicken verließ Rosen das Zimmer. Leise klickend schloss sich die Tür hinter ihm. Endlich allein, ließ Hester sich kraftlos in ihren Stuhl sinken. Die erste Hürde war genommen. Rosen hielt sie für kompetent und tüchtig. Nun musste sie nur noch beweisen, dass sie das auch tatsächlich war. Und sie würde es beweisen. Das war sie schon ihrem Stolz schuldig. Sie hasste es, sich lächerlich zu machen. Das hatte sie zur Genüge am vergangenen Abend fertiggebracht.
    Sogar jetzt noch stieg ihr bei der Erinnerung daran die Röte in die Wangen. Sie hatte ihren Nachbarn nicht kränken und ganz bestimmt ihm gegenüber keine persönlichen Bemerkungen machen wollen. Aber dieser Mann hatte sie völlig aus dem Konzept gebracht. Kam einfach hereinspaziert, lud sich zum Abendessen ein und eroberte Radleys Herz innerhalb von Minuten! Sie war es nicht gewöhnt, dass Leute sich in ihr Leben drängten. Und sie mochte es absolut nicht.
    Ganz im Gegensatz zu Radley. Hester griff nach einem gespitzten Bleistift mit Reklameaufdruck. Der Junge hatte vor Begeisterung geradezu geglüht und von nichts anderem mehr gesprochen, nachdem Mitch Dempsey die Wohnung verlassen hatte.
    Das einzig Gute an der Sache war, dass Red auf diese Weise von der neuen Schule abgelenkt worden war. Er hatte schon immer schnell Freundschaften geschlossen, und wenn Mitch Dempsey gewillt war, ihrem Sohn Freude zu machen, dann würde sie ihn nicht daran hindern. Zumal er eigentlich recht harmlos wirkte. Was ist denn schon von einem Mann zu befürchten, der sein Geld mit dem Schreiben und Illustrieren von Comics verdient? fragte sie sich und verleugnete die Erinnerung an das aufregende Gefühl, das sie in seiner Gegenwart empfunden hatte.
    Das Klopfen war lebhaft und kurz. Bevor Hester darauf reagieren konnte, wurde die Tür auch schon aufgestoßen.
    »Guten Morgen, Mrs Wallace. Ich bin Kay Lorimar, Ihre Assistentin. Wir haben uns schon vor ein paar Wochen kennengelernt, erinnern Sie sich?«
    »Ja. Guten Morgen, Kay.« Ihre Assistentin war genau der Typ, der Hester gern gewesen wäre. Zierlich,
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