Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebesmaerchen in New York

Liebesmaerchen in New York

Titel: Liebesmaerchen in New York
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
umgesehen hatte.
    Die Kartons waren verschwunden. Moderne Bilder in leuchtenden Farben hingen an den Wänden, frische Blumen standen in der Nähe des Fensters. Das winterliche Licht fiel durch die dünnen Vorhänge. Die einzige Unordnung waren ein paar Plastikfiguren, die auf dem Teppich zerstreut lagen. Das gefiel ihm. Es bedeutete, dass Hester nicht zu den Müttern gehörte, deren Kinder nur in ihrem Zimmer spielen durften.
    »Dalí?« Er trat ans Sofa, um die darüber hängende Lithografie zu begutachten.
    Sie kaute auf ihrer Unterlippe, während Mitch eine ihrer wenigen Extravaganzen begutachtete. »Die hab ich in dem kleinen Geschäft auf der Fünften gekauft, das wegen Geschäftsaufgabe ausverkauft.«
    »Ja, das kenne ich. Sie haben sich schnell hier eingerichtet.«
    »Ich wollte alles so bald wie möglich wieder im Normalzustand haben. Der Umzug war nicht leicht für Radley.«
    »Und für Sie?« Er drehte sich um und sah sie prüfend an.
    »Für mich? Nun … äh … ich …«
    »Wissen Sie«, sagte er, während er auf sie zuging, »Sie sind wesentlich redegewandter, wenn Sie von Red erzählen, als wenn Sie über sich selbst sprechen.«
    Sie trat schnell zurück, weil sie befürchtete, er könne die Absicht haben, sie zu berühren. Und Hester war sich absolut nicht sicher, wie sie darauf reagieren würde.
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Wobei?«
    Dieses Mal war sie nicht schnell genug. Er legte ihr die Hand unters Kinn und lächelte. »Bei der Zubereitung des Abendessens.«
    Es war lange her, dass ein Mann sie so berührt hatte. Das musste der Grund dafür sein, dass ihr das Herz plötzlich in der Kehle zu pochen schien. »Können Sie kochen?«
    Was für unglaubliche Augen sie hat, dachte er, so klar. Das Grau ist so hell, als sei es durchsichtig. Zum ersten Mal seit Jahren hatte Mitch das Bedürfnis zu malen, nur um zu versuchen, dieses Grau auf die Leinwand zu bringen. »Ich mache hervorragende Sandwiches mit Erdnussbutter«, erklärte er lachend.
    Sie griff nach seinem Handgelenk, in der Absicht, seine Hand wegzuziehen, aber dann ließ sie ihre Finger einen Moment lang auf seinen liegen. »Wie ist es mit Gemüseschneiden?«
    »Ich denke, das bringe ich gerade noch fertig.«
    »Gut.« Sie trat zurück und wunderte sich darüber, dass sie den Kontakt so lange geduldet hatte. »Ich habe zwar immer noch kein Bier, aber heute können Sie ein Glas Wein haben.«
    »Perfekt«, meinte er und folgte ihr in die Küche.
    »Es ist wirklich nur ein einfaches Essen«, entschuldigte Hester sich, »aber es schmeckt süßsauer, und so merkt Radley kaum, dass er etwas Nahrhaftes zu sich nimmt. Für Süßes ist er immer zu haben.«
    »Genau wie ich.«
    Hester lächelte und wirkte entspannter, während sie Sellerie und Pilze auf ein Hackbrett legte. »Wir haben ein Abkommen getroffen«, fuhr sie fort, holte das Huhn aus dem Kühlschrank und vergaß auch den Wein nicht. »Ich erlaube ihm Süßigkeiten in kleinen Mengen, dafür isst er Brokkoli.«
    »Hört sich ganz vernünftig an.«
    Sie öffnete die Weinflasche. Billig, dachte er mit einem Blick auf das Etikett, aber trinkbar. Sie füllte zwei Gläser, reichte ihm eins und stellte fest, dass ihre Hände sich schon wieder feucht anfühlten. Es war eine ganze Weile her, seit sie mit einem Mann eine Flasche Wein geteilt oder ein Abendessen zubereitet hatte.
    »Auf gute Nachbarschaft«, sagte er und glaubte zu bemerken, dass sie sich etwas entspannte, nachdem sie miteinander angestoßen hatten.
    »Warum setzen Sie sich nicht, während ich das Huhn zubereite? Danach können Sie sich dann mit dem Gemüse beschäftigen.«
    Anstatt sich zu setzen, lehnte Mitch sich an die Essbar. Er war nicht bereit, sich so weit auf Abstand halten zu lassen, wie Hester es offensichtlich beabsichtigte. Während er seinen Wein trank, beobachtete er, dass sie das Messer ausgesprochen geschickt handhabte. »Wie gefällt Ihnen Ihr neuer Job?«
    Hester zuckte die Schultern. »Eigentlich ganz gut. Der Geschäftsführer ist ziemlich pedantisch. Das nervt ein bisschen. Manchmal ist es aber auch ganz komisch. Red und ich tauschen schon die ganze Woche über unsere Erfahrungen aus.«
    Haben die beiden etwa darüber gelacht? fragte er sich. »Wie hat sich Radley in der neuen Schule eingelebt?«
    »Überraschend gut.« Ihre Lippen wurden weich, und Mitch hätte sie am liebsten mit dem Finger berührt. »Was immer in seinem Leben geschieht, er passt sich problemlos an. Wirklich erstaunlich.«
    Lag eine gewisse Trauer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher