Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)

Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)

Titel: Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)
Autoren: Julia James
Vom Netzwerk:
einatmete. Dann sagte er langsam: „Nein, das können wir nicht. Wir müssen uns damit auseinandersetzen. Ich muss mich damit auseinandersetzen.“
    Wieder legte er ihr ganz sanft die Hände auf die Schultern – so sanft, dass sie es kaum spürte. Und doch war es, als würde ein Stromschlag sie durchzucken, als Athan sie herumdrehte, damit sie ihn ansah und hörte, was er ihr zu sagen hatte.
    Sein Gesicht und seine Augen drückten unendliche Hoffnungslosigkeit aus.
    „Ich habe dir furchtbar unrecht getan, und das werde ich mir bis an mein Lebensende nicht verzeihen. Aber bedauern, was geschehen ist – das kann ich nicht. Ich bin damals hierhergekommen, weil ich nur eines wollte. Da du keine Gefahr mehr für die Ehe meiner Schwester dargestellt hast, dachte ich, ich könnte mir das zurückholen, wonach ich mich so unsagbar sehnte. Ich wollte dich zurückhaben.“
    Als er sie ansah, flackerte hinter der Trostlosigkeit in seinem Blick noch etwas anderes auf – etwas, das Marisa, wie sie wusste, sehr gefährlich werden konnte. Etwas, das stärker war als alles andere und das Zeit und Raum überdauern würde.
    „Ich wollte dich zurückhaben“, wiederholte Athan eindringlich. „So, wie du in dieser kurzen, kostbaren Zeit warst, die wir zusammen hatten. Diese Zeit hat mich sehr glücklich gemacht, aber auch gequält. Denn ich wusste von Anfang an, dass dieser wunderschöne Traum schon bald enden müsste. Ich selbst würde ihn zerstören müssen, indem ich dich brutal mit der Wahrheit konfrontierte – mit der vermeintlichen Wahrheit, wie ich jetzt weiß.“
    Wieder spiegelten sich Gefühle in seinen Augen, diesmal wilder und intensiver. „Ich fand es unerträglich, was ich dir antun musste – und ich fand es unerträglich, dass du, wie ich damals glaubte, Ians Geliebte warst. Deshalb war ich noch kälter und schroffer dir gegenüber, als unbedingt nötig war. Und als ich dann herkam und sah, wie du lebst, glaubte ich zu verstehen, wie leicht Ian dich betören und verführen konnte.“ Er schwieg und sagte dann, was gesagt werden musste: „Genauso, wie sein Vater deine Mutter verführt hat.“
    Marisa senkte den Blick und brachte kein Wort heraus. Deshalb antwortete Athan für sie.
    „Menschen machen nun einmal Fehler. Deine Mutter hat Fehler gemacht und ich auch, indem ich dich so völlig falsch eingeschätzt habe – dich und auch Ian.“
    Als er wieder schwieg, hob Marisa den Blick und sah, dass die Hoffnungslosigkeit ihn erneut überwältigt hatte.
    „Wir machen Fehler, und dafür bezahlen wir. Meine Strafe wird darin bestehen, dass ich ohne dich leben muss.“ Er atmete angespannt ein. „Ich werde dich nicht unnötig belästigen, indem ich beschreibe, was das für mich bedeutet. Aber eins kann ich dir sagen: Die Strafe, ohne dich leben zu müssen, wird für mich viel schwerer zu ertragen sein, als ich es mir je hätte vorstellen können.“
    Um seinen Mund zuckte es. Dann hob Athan die Hand, als wolle er Abschied nehmen – Abschied von so vielen Dingen.
    „Ich gehe jetzt“, sagte er leise. „Und ich wünsche dir alles Gute. Mehr kann ich nicht tun, und mehr willst du auch nicht.“ Er ließ den Blick über das in strahlendes Sonnenlicht getauchte Heidemoor gleiten, über den Stechginster und zum tiefblauen Himmel. Das melodische Zwitschern eines Vogels war zu hören, der sich zu den Wolken hinaufschwang.
    Dann sah Athan wieder Marisa an, ein letztes Mal. Als er widerstrebend den Blick von ihr abwandte, durchfuhr ihn ein heftiger Schmerz. Er musste all seine Kraft zusammennehmen, um sich abzuwenden und den Pfad hinunterzugehen, weg von ihr.
    Marisa blickte ihm nach und sah, wie er sich immer weiter entfernte, bis er irgendwann ganz aus ihrem Leben verschwunden wäre.
    Plötzlich schien ein Dunstschleier die Sonne zu verhängen, obwohl am strahlend blauen Himmel nicht eine einzige Wolke zu sehen war. Marisa blinzelte, doch der Schleier verschwand nicht.
    In ihrem Kopf jagten sich die Gedanken, und es gelang ihr nicht, sie zu ordnen. Dann brachte einer davon alle anderen zum Schweigen, und langsam formten sich die Worte in ihrem Kopf. Marisa hörte sie genau, während sie Athan noch immer nachblickte.
    Es waren die Worte, die er eben gesagt hatte: „Menschen machen nun einmal Fehler. Deine Mutter hat Fehler gemacht und ich auch.“ Immer wieder gingen sie ihr durch den Kopf – und lösten weitere Gedanken und Fragen aus.
    Und wenn ich jetzt einen Fehler mache? fragte sie sich angstvoll. Ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher