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Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)

Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)

Titel: Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)
Autoren: Julia James
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war schlagartig verschwunden. Dich zu ohrfeigen tat sogar noch besser.“
    Abrupt stand sie auf und riss sich von ihm los. Sie war so aufgewühlt von ihren widerstreitenden Gefühlen, dass sie leicht schwankte. Warum war Athan überhaupt hergekommen? Wollte er sie noch mehr quälen, ihr noch mehr wehtun? Nun war doch alles vorbei. Es gab nichts mehr, was sie hätten tun oder sagen können. Alles war ein düsteres, schmerzliches Durcheinander, für das es keine Lösung gab. Doch Marisa wusste, sie würde sich eingestehen müssen, dass Athan nicht schuld daran war.
    Erschöpft wandte sie sich wieder zu ihm um. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt, saß reglos da und sah sie an. Sein Gesicht wirkte vorsichtig, doch da war noch etwas anderes. Die dunklen, goldgesprenkelten Augen, mit denen er sie früher hatte dahinschmelzen lassen, drückten unendliche Traurigkeit aus.
    Zitternd atmete Marisa ein. „Das hier hat doch keinen Sinn. Ich kann nachvollziehen, warum du so voreilige Schlüsse gezogen hast, und ich verstehe, dass du deine Schwester beschützen wolltest und das getan hast, was du damals eben für die beste Lösung gehalten hast. Aber jetzt … jetzt, wo die Wahrheit offengelegt wurde, kann ich weder mit dir noch mit Eva oder Ian noch etwas zu tun haben. Ich kann dich nie wiedersehen, das musst du doch begreifen. Was du mir angetan hast, wird für immer alles vergiften.“
    Sie sah ihm in die dunklen Augen, die so unendlich traurig wirkten. „Ich komme einfach nicht über das hinweg, was du getan und von mir gedacht hast. Das werde ich niemals können.“
    Einen langen, schier unerträglichen Moment lang sahen sie einander über die Kluft hinweg an, die sie voneinander trennte.
    Marisa, die sich hoffnungslos und am Ende ihrer Kräfte fühlte, wandte sich ab und ließ den Kopf sinken. Das Beste wäre, nach Hause zu gehen und sich in ihrem Cottage zu verkriechen, wo sie sich sicher und geborgen fühlte. Doch ihre Beine waren plötzlich bleischwer.
    Da spürte sie, wie jemand ihr ganz leicht die Hände auf die Schultern legte und dann wieder wegnahm. „Ich auch nicht“, sagte Athan leise.
    Verzweifelt fragte er sich, ob Marisa recht hatte. Hätte er gar nicht herkommen sollen? Hätte er dem Drang nicht nachgeben dürfen, sie zu sehen? Doch er hatte einfach mit ihr sprechen müssen. Es war ihm nicht möglich gewesen, die Dinge auf sich beruhen zu lassen, nachdem sie ihm so wütend ins Gesicht geschlagen und dabei auch seine Seele getroffen hatte.
    Sie hatte ihn dafür bestraft, dass er so schlecht von ihr gedacht hatte. Er hatte ihr absolut unrecht getan, ein schrecklicher, folgenschwerer Irrtum.
    „Was ich dir angetan habe, wird mich mein ganzes Leben lang verfolgen.“
    Marisa brachte nur ein leichtes Schulterzucken zustande. „Es ist nicht weiter wichtig. Ich verstehe ja, warum du so gehandelt hast. Es war … es war eben ein Missverständnis“, sagte sie mit leicht erstickter Stimme, denn das war eine absolute Untertreibung. „Aber letzten Endes steht ja niemand von uns schlechter da als vorher. Evas und Ians Ehe scheint sogar gefestigt worden zu sein, also scheint alles doch zu etwas Gutem geführt zu haben. Ian hat eine neue Stelle, die ihm das Gefühl gibt, wirklich etwas bewegen zu können. Er ist jetzt unabhängig und steht auf eigenen Beinen. Und …“, wieder versagte ihre Stimme leicht, „… er konnte dich endlich überzeugen, dass du ihm vertrauen kannst, weil er nicht aus demselben Holz geschnitzt ist wie unser Vater. Das ist doch auch etwas Positives“, fügte sie betont gelassen hinzu, als wäre alles in bester Ordnung.
    „Was dich und mich betrifft …“, Marisa verstummte und schluckte, denn ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Sie hatte das Gefühl, nicht weitersprechen zu können, doch es musste sein.
    Starr ließ sie den Blick zu den Felsen gleiten, die hart und unveränderlich dalagen. Nur Wind und Regen würden ihnen im Laufe vieler Jahre etwas anhaben können. Zeiträume, gegen die die kurze Spanne eines Menschenlebens geradezu lächerlich wirkte.
    „Was dich und mich betrifft“, begann sie von Neuem, „auch das ist nicht weiter wichtig. Was zwischen uns passiert ist, war ein Fehler, ein Irrtum. Bedauerlich, aber verständlich. Wir können es nun einmal nicht mehr rückgängig machen.“ Das Sprechen fiel ihr immer schwerer, doch sie musste die Worte einfach herausbringen. „Aber wir können es einfach vergessen.“

10. KAPITEL
    Sie hörte, wie Athan hinter ihr
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