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Liebeslist und Leidenschaft

Liebeslist und Leidenschaft

Titel: Liebeslist und Leidenschaft
Autoren: Yvonne Lindsay
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derselben Erkenntnis gekommen ist. Ich war ja auch besessen: Unser Vater sollte dafür zahlen, dass er unsere Mutter und mich im Stich gelassen hatte. Durch meine Rachegelüste hätte ich fast Anna verloren. Ich will nicht noch mehr verlieren … und Nate sicher auch nicht.“ Er räusperte sich kurz. „Wir sind alle verletzt worden, Nicole. Dabei haben wir alle verdient, glücklich zu sein. Ich weiß, dass ich richtig handele, wenn ich dir die Anteile überschreibe. Und ich weiß auch, dass du ebenfalls das Richtige tun wirst.“
    „Bist du denn jetzt glücklich, Judd?“
    „Mit Anna – ja. Ich werde sie heiraten, Nicole. Ich weiß, dass ihr beiden beste Freundinnen seid, deshalb verspreche ich dir hoch und heilig, dass ich ihr ein guter Ehemann sein werde.“
    Nicole sah ihn an. Zum ersten Mal seit langer Zeit konnte sie wieder frei und unbeschwert lächeln. „Wenn nicht, bekommst du’s mit mir zu tun.“
    „Das schreibe ich mir hinter die Ohren“, erwiderte er schmunzelnd. „Ich würde sagen, du kannst dir mit deiner Entscheidung ein, zwei Tage Zeit lassen. Anna gibt dir die nötigen Unterlagen mit, damit du Nates Vorschlag in Ruhe prüfen kannst.“
    Nicole saß auf dem Parkplatz in ihrem Auto. Sie musste das Ganze erst einmal verarbeiten – vor allem Judds Ankündigung, dass er ihre beste Freundin heiraten wollte. Anna hatte die Heiratspläne bestätigt, wollte sie aber erst öffentlich machen, wenn Charles wieder zu Hause und bei Kräften war. Allerdings wusste er schon darüber Bescheid und hatte den beiden seinen Segen gegeben. Jetzt wüsste ich nur noch gern, wo mein Platz ist, ging es Nicole durch den Kopf.
    Sie ließ den Motor an und fuhr los, aber als sie bereits auf dem Weg zur Autobahn war, überlegte sie es sich plötzlich anders und kehrte wieder um.
    Der Parkplatz des Auckland City Hospitals war für die Tageszeit nur mäßig belegt, und schnell hatte Nicole einen freien Platz gefunden. Kurz darauf befand sie sich im Fahrstuhl und fuhr zu der Station hoch, auf der ihr Vater lag. Sie konnte nur hoffen, dass er ihren Besuch akzeptieren und sie nicht fortschicken würde. Wie hatte Judd doch gesagt? Sie alle hätten es verdient, glücklich zu sein. Für Nicole bedeutete das, dass sie sich mit ihrem Vater aussprechen musste. Sie musste ihm ihr Verhalten der letzten Wochen erklären. Nur wenn sie und er alles auf den Tisch brachten, konnten die Wunden – die alten wie die neuen – heilen.
    Als sie die Tür zum Krankenzimmer öffnete und ihren Vater im Bett liegen sah, erschrak sie. Durch die Krankheit hatte er massiv an Gewicht verloren und war unnatürlich blass. Ich hätte ihn verlieren können, schoss es ihr durch den Kopf. Dann hätte ich mich nie mehr mit ihm aussöhnen können.
    „Dad?“, fragte sie leise, während sie die Tür hinter sich schloss.
    Erst jetzt öffnete er die Augen. Nicole war erleichtert, dass sein Blick scharf und fokussiert war. Wie früher.
    „Du bist zurückgekommen.“
    An seinem Tonfall ließ sich keine Gefühlsregung ablesen, aber Nicole bemerkte, dass seine Augen feucht schimmerten.
    „Oh, Dad. Natürlich bin ich zurückgekommen. Ich habe dich vermisst.“
    „Komm her, meine Kleine“, sagte er, richtete sich mühsam auf und breitete die Arme aus.
    Die beiden umarmten sich, ganz vorsichtig, denn Charles war immer noch an mehrere Schläuche angeschlossen. Aber Hauptsache, sie war hier, und er hatte sie nicht fortgeschickt.
    „Ich habe dich auch vermisst“, gestand er ihr. „Ich hatte in letzter Zeit ja mehr als genug Zeit zum Nachdenken, und ich weiß, ich muss mich bei dir entschuldigen. Für so einiges.“
    „Nein, Dad, das brauchst du nicht“, widersprach sie. „Es war ja auch meine Schuld, ich habe viel zu impulsiv reagiert. Ich hätte bleiben müssen. Wir hätten schon eine Lösung gefunden.“
    „Doch, ich muss mich entschuldigen“, beharrte er. „Ich habe dich unmöglich behandelt, als du mich in der Notaufnahme besuchen wolltest. Aber ich war so wütend auf dich, weil du nach Judds Rückkehr zum Feind übergelaufen bist, dass ich einfach rot gesehen habe. Trotzdem, dazu hatte ich nicht das Recht. Nichts geht über Familienbande. Ich hätte mit dir sprechen müssen, bevor ich die Entscheidung getroffen habe, Judd zur Rückkehr zu bewegen. Und dann habe ich ihn, den verlorenen Sohn, auch noch mit Geschenken überhäuft, ohne auf dich Rücksicht zu nehmen.“
    „Schon gut, Dad. Ich kann es ja verstehen. Natürlich hast du mir damit
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