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Liebeslied für einen Prinzen

Liebeslied für einen Prinzen

Titel: Liebeslied für einen Prinzen
Autoren: RAYE MORGAN
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Gesicht leckte. „Er ist doch jetzt mein bester Freund.“
    Adam kam aus dem Staunen nicht heraus. Diesen kindlich flehenden Ton hatte er bei seinem Sohn noch nie gehört. Normalerweise wollte Jeremy etwas, und wenn er es nicht sofort bekam, begann er zu jammern. Jeremy schien eine besondere Beziehung zu dieser Frau und dem Hund zu entwickeln. Höchst sonderbar.
    „Na gut, aber nur kurz“, entschied die Frau zögernd. „Ich sage dir, was du machen könntest. Siehst du ein Stück weiter eine Metzgerei?“
    „Ja“, erwiderte Jeremy. „Die mit diesem Schild, das über der Tür hängt?“
    „Ja, genau die meine ich. Wenn du mit Fabio zum Hintereingang gehst, bekommt er wahrscheinlich vom Metzger einen Knochen. Du brauchst nur zu klopfen. Das machen wir manchmal so.“
    „Toll!“, rief Jeremy und hüpfte freudestrahlend herum.
    „Warte noch einen Moment“, fuhr sie fort. „Fabio trägt heute sein Geschirr. Du musst es von oben halten, genau so.“ Sie machte es vor, und Jeremy tat es ihr gleich und lief mit seinem neuen besten Freund los.
    Verwundert sah Adam den beiden nach, wie sie den wenigen Leuten auswichen, die in dieser kleinen Straße unterwegs waren und die Schaufenster der kleinen Läden betrachteten. Nach wie vor staunte er über Jeremys Verhalten. Wenn er nur wollte, konnte er sich sehr wohlerzogen benehmen.
    „Das ist ein ungewöhnliches Geschirr, das Ihr Hund da trägt“, bemerkte Adam nebenbei. „Sieht fast aus wie ein …“
    Er stockte und warf der Fremden einen Blick zu. Er hatte sagen wollen, dass es wie das Geschirr eines Blindenhundes aussah. Und schlagartig begriff er. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Hieb in die Magengrube.
    „Ja, Fabio ist ein Blindenhund“, sagte sie gelassen. „Und ich bin blind.“
    Adam war so geschockt, dass ihm nichts dazu einfiel. Außerdem kam er sich schrecklich albern vor, weil er es nicht sofort bemerkt hatte.
    „Ach, machen Sie den Mund wieder zu, sonst fliegt noch eine Fliege hinein“, sagte die Frau energisch.
    „Es … es tut mir leid, ich …“
    „Es braucht Ihnen nicht leidzutun“, wehrte sie ab. „Im Gegenteil, ich finde es sogar amüsant. Gestern habe ich zwar einige Andeutungen gemacht, aber Sie haben mich nicht verstanden. Ich glaube“, fuhr sie amüsiert fort, „Sie haben den Rekord gebrochen. Sie haben von allen am längsten gebraucht.“
    „Ich … Also, hören Sie, ich habe einfach nicht …“
    „Es sind fast vierundzwanzig Stunden verstrichen. Einmal war ich mit einem alten schwerhörigen Mann zusammen. Er hat drei Stunden lang nicht gemerkt, dass ich blind bin, die ganze Zeit geredet und sich dabei fast die Seele aus dem Leib geschrien. Bei einem Vierundneunzigjährigen erwartet man allerdings, dass er etwas langsam ist. Sie dagegen …!“ Ihr Lachen verriet, wie sehr sie sich darüber freute, bei ihm einen Schwachpunkt gefunden zu haben. „Sie erhalten den Hauptgewinn.“
    Zum Glück konnte sie nicht sehen, dass er rot wurde. Oder merkte sie es doch? Wenn es ihm gelang, einen energischen und ruhigen Ton anzuschlagen, bekam er die Lage in den Griff. Während Adam sich der Fremden gegenüber an den Tisch setzte, betrachtete er sie eingehend.
    Es berührte ihn, dass diese Frau blind war. Seine Reaktion überraschte ihn. Es war eine Tragödie. Diese Frau war wunderschön. Das Mitgefühl verdrängte sogar den Ärger darüber, dass sie ihn an der Nase herumgeführt hatte – und das war bei Adam sehr ungewöhnlich.
    Ein Kellner kam an den Tisch, nahm die Bestellung auf und zog sich wieder zurück. Adam beachtete ihn kaum, weil sich seine Gedanken nur um die schöne Frau und ihr Schicksal drehten.
    „Mein Sohn sagte, dass Sie Elena heißen“, bemerkte er schließlich vorsichtig, sprach langsam und beugte sich sogar zu ihr.
    „Ja, Elena Valerio.“
    „Ich bin Adam Ryder“, fuhr er fort und überlegte genau, was er sagen sollte. „Vermutlich haben Sie mitbekommen, dass mein Sohn Jeremy heißt.“
    Lachend schüttelte sie den Kopf. „Mr. Ryder, ich bin blind und nicht taub. Ich bin auch nicht schwerhörig oder schwer von Begriff. Sie brauchen also nicht besonders laut oder deutlich mit mir zu sprechen, ist das klar? Reden Sie einfach ganz normal.“
    Jetzt wurde er schon wieder rot und ärgerte sich, weil … Weil er beim kläglichen Versuch, Mitgefühl zu zeigen, ertappt worden war? Da lag das Problem. Adam war an so etwas nicht gewöhnt. Kein Wunder, dass sie ihn sofort darauf ansprach.
    „Also gut, Elena Valerio.“ Jetzt
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