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Liebesfilmriss

Liebesfilmriss

Titel: Liebesfilmriss
Autoren: Jill Mansell
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dass die Umarmung nicht wie ein Hilfeschrei wirkte. »Und euch auch«, sagte sie und winkte Rupert und Caro freundlich zu, weil sie, ob es ihr gefiel oder nicht, ein Teil von Jems neuem Leben waren.
    »Blödes Timing«, sagte Jem. »Jetzt habe ich dich nur zwei Minuten gesehen und du musst schon wieder weiter.«
    Ginny brachte ein sorgloses Lächeln zustande. So viel zu ihrem wunderbaren Plan, das Wochenende mit dem Menschen zu verbringen, den sie mehr als jeden anderen auf dieser Welt liebte. »Ich rufe dich in ein paar Tagen an. Leb wohl, mein Schatz. Komm schon, Bellamy, verabschiede dich von Jem.«
     
    Draußen fing es an zu regnen. Noch während Ginny losfuhr und Jem, die in der Tür stand, fröhlich zuwinkte, spürte sie, wie sich ihr der Hals zuschnürte. Als sie abbog, überwältigten sie Enttäuschung und Einsamkeit. Abrupt fuhr sie an den Straßenrand, zwang die Tränen hinunter und holte mehrmals tief Luft. Sie umklammerte das Lenkrad so fest, es kam einem Wunder gleich, dass es nicht in zwei Teile zerbrach.
Es ist nicht fair, es ist nicht fair, es ist einfach nicht …
    Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie beobachtet wurde. Sie drehte sich um und sah den fragenden Blick von Davy Stokes. Im Bruchteil einer Sekunde wurde Ginny klar, dass sie an einer Bushaltestelle gehalten hatte, dass es ein bitterkalter, verregneter Nachmittag war und dass Davy, aus seinem Gesichtsausdruck zu schließen, glaubte, sie habe angehalten, um ihn mitzunehmen.
    Na toll.
    Aber jetzt war es zu spät, um davonzufahren. Wenigstens war sie nicht in Tränen ausgebrochen. Ginny ließ die Beifahrerscheibe nach unten gleiten und beugte sich vor. Sie zwang sich zu
der
Stimme und flötete heiter: »Hallo, Sie werden ja ganz nass da draußen. Kann ich Sie irgendwo absetzen?«
    Er war gewissermaßen ein Freund ihrer Tochter. Sie war die Mutter eines Mädchens, mit dem er gewissermaßen befreundet war. Und so, wie Ginny sich gezwungen sah, das Angebot zu unterbreiten, fühlte Davy sich gezwungen, es anzunehmen. Es war ihm sichtlich peinlich, als er fragte: »Liegt Henbury denn auf Ihrem Weg?«
    Ginny hatte noch nie von Henbury gehört, aber nachdem sie 200 Meilen gefahren war, nur um hierher zu kommen, und auf der Rückfahrt noch einmal 200 Meilen zu absolvieren hatte, was waren da schon ein paar Meilen mehr?
    »Kein Problem. Sie müssen mich allerdings hinlotsen. Und keine Angst, wenn Bellamy Ihre Ohren leckt. Er will nur freundlich sein.«
    »Ich mag Hunde. Hallo, mein Junge.« Davy stieg in den Wagen und legte den Sicherheitsgurt an, dann strich er sich die langen, dunklen Haare aus dem Gesicht und sagte: »Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Was immer Sie möchten.«
Solange es nichts mit Verhütung zu tun hat.
    »Haben die anderen über mich gesprochen, nachdem ich gegangen war?«
    Ginny schwieg kurz. »Nein.«
    Er lächelte. »Sie hätten nicht schweigen sollen. Das heißt also ja. Glauben sie, dass ich in Lucy verliebt bin?«
    »Äh, wäre möglich«, räumte Ginny zögernd ein. »Warum? Ist es denn nicht so?«
    »Natürlich ist es so. Sie ist umwerfend. Aber mir ist schon klar, dass daraus nie etwas werden wird. Ich weiß, dass ich nicht ihr Typ bin.« Nachdenklich fügte Davy hinzu: »Ich hatte gehofft, sie mit meinem trockenen Humor gewinnen zu können. Das Problem ist nur, jedes Mal, wenn ich Lucy gegenüberstehe, ist mein Humor nicht nur trocken, sondern wie ausgetrocknet. Ich verwandele mich dann in einen dusseligen Spinner.«
    Der Gute. Ginny war von seiner Offenheit sehr gerührt. »Geben Sie sich mehr Zeit«, meinte sie tröstend. »Anfangs ist jeder sprachlos.«
    »Um ehrlich zu sein, spielt Lucy sowieso in einer ganz anderen Liga. Sie werden das ihr gegenüber doch nicht erwähnen, oder?«, bat Davy. »Ich habe mich ohnehin schon genug zum Idioten gemacht.«
    »Ich sage kein Wort.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen. Darf ich Ihnen meinerseits etwas anvertrauen? Ich war von Rupert nicht sehr begeistert.«
    Davys Oberlippe schürzte sich höhnisch. »Rupert ist ein Arsch und ein Trottel. Tut mir leid, aber so ist es. Er schaut auf jeden herab. Jetzt am Kreisverkehr geradeaus.«
    »Sie wohnen noch zu Hause, habe ich gehört?« Seine Eltern können von Glück sagen, dachte Ginny und folgte der Ausschilderung nach Henbury.
    »Bei meiner Mutter. Dad hat sich schon vor Jahren vom Acker gemacht. Mum wünschte sich, dass ich bei ihr bleibe«, erklärte Davy, »darum habe ich mich nur in Bristol beworben. Gut, dass ich hier einen
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