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Liebesfilmriss

Liebesfilmriss

Titel: Liebesfilmriss
Autoren: Jill Mansell
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Studienplatz bekommen habe.«
    Was hatte seine Mutter nur für ein Glück. Sie hatte ihren Sohn gebeten, bei ihr zu bleiben, und er hatte es getan. Wie einfach, dachte Ginny, warum bin ich nie auf diese Idee gekommen?
    »Vielleicht ändert sie ja noch ihre Meinung. Oder vielleicht zieht Rupert aus und Sie können seinen Platz einnehmen.« Ginny wollte nur einen Scherz machen, aber wäre es nicht toll, wenn dieser Fall einträte?
    »Rupert wird wohl kaum ausziehen«, meinte Davy. »Schließlich ist es seine Wohnung.«
    »Ach ja?« Das hatte sie gar nicht gewusst. »Ich dachte, sie haben die Wohnung zu dritt gemietet.«
    Davy schüttelte den Kopf. »Ruperts Vater hat ihm die Wohnung extra für sein Studium gekauft.«
    »Oh, das ist sinnvoll. Wenn man es sich leisten kann.«
    »Wie ich gehört habe, kann sich Ruperts Vater alles leisten, was er will.«
    »Dann helfen die anderen nur bei den Hypothekenzahlungen und leisten Rupert Gesellschaft.«
    »Hier bitte rechts abbiegen. Genau, und zufällig studieren sie alle dasselbe.« Davy klang ernüchtert. »Wahrscheinlich wird er sie früher oder später seine Arbeiten schreiben lassen. Jetzt die nächste links. Da sind wir schon. Wir wohnen in dem Haus mit der blauen Tür. Vielen Dank. Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder.« Er drehte sich auf dem Beifahrersitz um. »Leb wohl, Bellamy. Gib mir die Hand.«
    Er wartete, bis Bellamy eine Pfote hob, dann schüttelte er sie ernsthaft.
    »Viel Glück«, sagte Ginny. »Man weiß nie, manchmal entwickeln sich die Dinge besser, als man erwartet.«
    Davy stieg aus dem Wagen. »Sie meinen, der sprachlose Junge bekommt am Ende das Mädchen? Vielleicht hätte ich eine Chance, wenn dies ein Film von Richard Curtis wäre.« Er zuckte gutmütig mit den Schultern. »Aber im wahren Leben sehe ich das nicht so kommen. Na ja, zumindest bildet es den Charakter. Jeder muss mal erlebt haben, dass ihm das Herz gebrochen wird.«
    Ginny sah ihm nach, als er das Haus betrat, ein bescheidenes, kleines Reihenhaus, über das Rupert zweifellos die Nase rümpfen würde.
    »Zeit, nach Hause zu fahren, mein Junge.« Ginny tätschelte Bellamys robusten Schädel. »Den ganzen Weg nach Portsilver. Soviel zu unserem Wochenende mit Jem. Tut mir leid.«
    Bellamy leckte ihre Hand, als ob er sie wissen lassen wollte, dass es ihm egal war und er ihr bereits vergeben hatte. Liebevoll sah Ginny ihn an. »Ach mein Süßer, zum Glück habe ich dich an meiner Seite. Was würde ich nur ohne dich tun?«
     
    Drei Wochen später war Bellamy tot. Der Krebs, der sich so schnell in seinem Körper ausbreitete, ließ sich nicht behandeln. Bellamy konnte nicht mehr laufen, nicht mehr fressen, litt sichtlich unter Schmerzen. Der Tierarzt versicherte Ginny, dass sie nichts Besseres tun konnte, als Bellamy einzuschläfern.
    Also tat sie es und verspürte größere Trauer und Qual als je zuvor. Bellamy war seit Gavins Auszug bei ihnen gewesen. Es war viel schöner, Bellamy um sich zu haben als Gavin, und Ginny hatte sich damals gewünscht, sie wäre schon viel früher darauf gekommen. Gavin war untreu, ein begnadeter Lügner und emotional in jeder Hinsicht unzuverlässig. Bellamy war das genaue Gegenteil – sanft, voller Liebe und absolut verlässlich. Er log sie nie an, wo er gewesen war. Seine Bedürfnisse waren einfach und seine Hingabe bedingungslos.
    »Du liebst den Hund mehr als du mich je geliebt hast«, hatte Gavin einmal gebrummt.
    Ginny hatte erwidert: »Tut das nicht jeder?«, und sie hatte es genau so gemeint.

3. Kapitel
    Bellamy war nicht mehr da. Ginny konnte es immer noch nicht fassen. An diesem Morgen hatten sie ihn im Garten begraben, gleich hinter dem Kirschbaum. Jem war gestern Abend mit dem Zug gekommen und hatten die ganze, gefühlvolle Zeremonie über geschluchzt.
    Aber Jem hatte in Bristol Vorlesungen und Tutorenstunden, die sie nicht verpassen durfte. Sie konnte nicht in Portsilver bleiben. Mit rotgeweinten, verquollenen Augen nahm sie den Mittagszug nach Bristol.
    Ginny hatte ebenfalls ziemlich verquollene Augen, und da half es auch nicht, dass sie sich beim Schminken mit dem Mascara in die Augen gekommen war. Sie fühlte sich tief getroffen, emotional ausgelaugt und gleichzeitig viel zu kribbelig, um allein im leeren Haus herumzusitzen und auf Bellamys Grab hinauszuschauen. Sich elend zu fühlen war völlig untypisch für sie – sie war immer der von Natur aus fröhliche Typ gewesen.
    Auf der Suche nach Ablenkung fuhr Ginny ins Zentrum von Portsilver.
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