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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen
Autoren: Denise Danks
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wahr?« sagte ich und blies den Rauch von ihm weg.
    »Nein.«
    »Er muß schon weggewesen sein. Ich habe geklingelt. Es hat niemand aufgemacht. Ich habe gewartet. St. John kam spät, und das war’s. Sie ist die ganze Zeit drin gewesen. Der Schweinehund gewinnt immer wieder.«
    »Hätten Sie’s noch geschafft, wenn Sie nicht meinetwegen noch mal zurückgekommen wären?«
    Er schüttelte den Kopf. Ich sah zu ihm hinüber. Er stützte einen Ellbogen aufs Knie und rieb sich mit der unverletzten Hand die geschlossenen Augen.
    »Hätten Sie?« drängte ich.
    »Ich hätte sofort hinfahren sollen. Aber ich bin erst nach Hause gefahren, um die Hunde zu holen. Ich habe die Zeit verplempert. Ich hätte sofort zu St. John fahren und draußen warten sollen. Sie würde vielleicht noch leben, wenn ich das getan hätte.«
    »Sie wissen es schon lange, nicht wahr?« Unter Schmerzen beugte ich mich vor und schnippte Asche in den Aschenbecher.
    Er sah mich an. »Er hat St. John erzählt, Sie hätten sie umgebracht, weil Sie glauben, St. John hätte Tommy ermordet. Keith will, daß St. John Sie umbringt, damit er selbst geschützt ist und die Sache zu Ende bringen kann, die er mit Carla angefangen hat. So war das Ganze nicht geplant, aber inzwischen arbeitet Keith nach Gefühl.«
    Ich drückte die halbgerauchte Zigarette aus und rappelte mich unbehaglich hoch; dabei zog ich den Bademantel fester, um mich zu bedecken, während das Badelaken zu Boden fiel. Ich hinkte zur Frisierkommode, setzte mich und fuhr mir mit den Fingern durch das feuchte Haar.
    »Er wird nicht in seine Wohnung zurückgehen. Ich habe der Polizei gesagt, daß ich ihn gegen Mitternacht getroffen habe, anders als er gesagt hat. Sie werden den Stoff in seiner Wohnung finden. Keith ist erledigt.«
    Tony saß auf dem Bett und sah mich an, und die Niederlage machte seine Augen glasig. Den Unterlagen zufolge hatte er noch nie einen Kampf verloren. Mag sein, dachte ich, aber seine Siege waren bitter gewesen.
    »Er hat nicht gewonnen«, sagte ich.
    »Er lebt. Alle die, die er erledigen wollte, sind tot. Erledigt oder tot. Das hatte er sich vorgenommen. Für mich klingt das wie gewinnen.«
    »Er ist nicht davongekommen. Das ist das Entscheidende. Überhaupt, Sie glauben doch nicht, Sie hätten ihn umbringen können, oder?«
    »Doch.«
    »Wieso?«
    »Ich hab’s schon mal getan.«
    »Das ist aber nicht das gleiche, oder? Woran denken Sie? Sandino? Aber Sie hatten doch nicht vor, ihn umzubringen, oder? Es war ein Unfall. Sie wollten ihn doch nicht umbringen?«
    »Nein. Aber ich hab’s getan.«
    »Okay. Was war mit Slater? Den wollten Sie umbringen, den wollten Sie wirklich umbringen, nicht wahr?« Er antwortete nicht. »Nicht wahr?«
    Tony sah mich nicht an. Er nickte nur und sagte: »Ja.«
    Ich saß auf dem Hocker vor der Frisierkommode und zog mir einen breitzahnigen Kamm durchs Haar. Ich sah im Spiegel, wie Tony meinen wunden Rücken anstarrte. Ich hatte rote Blutergüsse an den Armen und auf der Brust. Er konnte wahrscheinlich andere sehen. »Aber Sie haben’s nicht getan, nicht wahr?« sagte ich zu seinem Spiegelbild.
    »Was macht das für einen Unterschied?«
    »Na ja... Sie wollten’s, und Sie hätten’s tun können, aber Sie haben’s nicht getan. Das ist ein großer Unterschied.«
    Er stand auf und trat hinter mich, und er berührte meine Schultern mit beiden Händen. Jetzt waren es warme, weiche Hände. Seine Ringe funkelten an den Fingern.
    »Nicht«, sagte ich, und er ließ die Hände fallen.
    Er stand dicht hinter mir. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, nur das weiße Hemd und die dunkle Hose.
    »Was werden Sie tun?« frage ich und legte den Kamm auf die Kommode.
    »Weiß ich nicht.« Er wandte sich ab und ging zur Tür. »Ich bin Tommy was schuldig.«
    »Hören Sie, das Ergebnis ist in Ordnung. Keith hat nicht gewonnen. Keith hat verloren. Er kommt ins Gefängnis. Er ist erledigt.«
    »Kann ich einen Kaffee machen?« fragte er.
    Ich nickte, und als er mit den beiden Tassen zurückkam, war ich angezogen. Wir gingen ins Wohnzimmer, wo die Hunde vor der Tür lagen und sich schlafend stellten. Er setzte sich in seinen Sessel, und saß mit untergezogenen Beinen auf dem Sofa. »Werden Sie es mir jetzt erzählen?« sagte ich.
    Er schaute mich über die dampfende Tasse in seiner Hand hinweg an und zuckte die Achseln. »Ich habe mich unter Tommys Kumpeln umgehört, das ist alles. Hab ein paar Leute rumgeschickt und Tommys Clubszene erkundet. Er kannte Cheryl
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