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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen
Autoren: Denise Danks
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der Worte geliebt und den Klang ihrer Stimme, wenn sie sie sprach — weiter nichts. Woher hatte sie diese ungeduldige, gefühllose Zuversicht? »Es ist vorbei, Keith. Wir können nichts mehr tun«, sagte ich.
    Er lächelte bei sich und streckte das verletzte Bein aus. »Du hast recht. Sie haben für den Mord an Waits und Carla bezahlt. Dexter mit seiner Firma und St. John mit seinem Mädchen.«
    »Für Tommy Levi haben sie auch bezahlt, oder?«
    »Was? O ja, das haben sie. Die großen Fische. Wir können eine gute Story darüber schreiben...« Er schaute zu mir herüber und hob mahnend die Braue. »Zusammen diesmal.«
    Ich lachte, um in seiner Stimmung zu bleiben. »Wann ist Cheryl gestorben?« fragte ich dann. »Hat die Polizei das gesagt?«
    »Gegen elf, bevor St. John zu ihr kam. Das sagt er jedenfalls, und ich glaube ihm. Der Stoff war der gleiche wie der, an dem Tommy gestorben ist. Ich glaube, Tony hat daran gedacht und das Kompliment erwidert.« Keith nahm seine aufgerauchte Zigarette aus dem Aschenbecher und zündete sie wieder an.
    Ich dachte daran, wie ich Cheryl am vergangenen Abend angerufen hatte, nachdem Tony gegangen war. Kurz nach diesem Gespräch hatte Keith mich angerufen. Jetzt verstand ich. Sie wissen nicht, wie er ist, hatte er gesagt, und sie hatte Keith gemeint. Vielleicht war er die ganze Zeit dagewesen, hatte sie beim Sprechen beobachtet und darauf gewartet, ihr noch einen Schuß zu geben — den Killerschuß.
    »Und was hast du der Polizei erzählt?«
    »Ich habe gesagt, ich war im Club. Ich war mit dir zusammen. Na, das war ich doch auch, oder?«
    Ich antwortete nicht. Ich schaute zum Fenster und wieder zu ihm. Es hatte angefangen zu schneien, und Zwielicht verschluckte den Tag. Ich wollte ihn nicht hier haben. Ich konnte die Nummer nicht viel länger weiterspielen. »Hör mal, du kannst nicht bleiben. Er muß sich denken, daß du hier bist. Du mußt gehen. Ich habe Angst vor ihm, Keith.«
    Er rauchte seine Zigarette auf und erhob sich. »Du hast recht. Ich habe einen Kumpel, bei dem ich Unterkommen kann. Levi wird nicht wissen, wo das ist.«
    »Keith, sag der Polizei...«
    Er klopfte auf seine Taschen, um nachzusehen, ob er seine Zigaretten hatte; dann nahm er sie vom Tisch. Er lächelte mich an. »Hey... was machst du eigentlich Weihnachten? Was hältst du davon, zu verschwinden... in die Sonne? Wir sind ein gutes Team, weißt du.«
    Ich versuchte, ihn anzusehen, wie ich es immer tat. »Nur nicht aufgeben, Keith«, sagte ich. Er lachte und ging.
    Als er weg war, rief ich Robert Falk an. »Gut, ich sag’s dem Inspector, der die Ermittlungen leitet. Levi haben Sie nicht gesehen?« fragte er.
    »Nein.« Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar und atmete ein. Die Luft roch nach abgestandenem Zigarettenrauch und Schnaps. Ich hatte eine Dusche nötig. Und dann würde ich ein paar Fenster aufmachen und die kalte, feuchte Schneeluft hereinlassen.

    Ich hörte das Klicken des Türschlosses nicht, als ich auf meinem zerwühlten Bett saß und mir die feuchten Haare rubbelte. Das erste, was ich von ihnen hörte, war ein lautes Keuchen und ein Knurren wie von einem dämonischen Kolbenmotor an meinem Ohr. Die Tür. Ich hatte die Kette nicht vorgelegt. Ich hörte auf, mir das Haar abzutrocknen und schob behutsam das Handtuch zurück. Sie waren nah genug, um ihre schwarz glänzenden Nasen an mein Schlüsselbein zu drücken. Sie brauchten nur die Köpfe zu heben, und ihre Kiefer mit den ledrigen Lefzen könnten sich um meine Kehle schließen. Ihr heißer Atem, der durch glitzernde gelbe Zähne hechelte, roch nach urzeitlichen Höhlen, und ich saß regungslos da und stemmte mich gegen ein furchtbares, fallendes Gefühl der Angst.
    »Wo ist er?«
    »Nehmen Sie sie weg von mir, Tony... Bitte!«
    »Wo?«
    Ich hatte ihn noch nicht angeschaut. Einer der Hunde klappte mit hartem, nassem Klatschen seine Schnauze zu, und ich zuckte zusammen. »Bitte, bitte, Tony, bitte!«
    »Wo ist er?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie lügen.«
    »Er war hier, und er ist gegangen. Er will zu einem Freund. Ich weiß nicht, wohin. Hören Sie, er weiß, daß Sie hinter ihm her sind; er hat Sie gesehen, aber er weiß nicht, daß ich die Polizei angerufen habe. Lassen Sie es jetzt gut sein, Tony. Es ist vorbei.«
    Die Hunde knurrten; ein Geräusch wie von fernen Kreissägen drang aus ihren Kehlen. Ich preßte die Augen zu, bis er sagte: »Aus!« Die beiden Hunde senkten die massigen Schädel und verschwanden ins Wohnzimmer. Ich
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