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Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen

Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen

Titel: Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen
Autoren: Marion Bohn-Foerster
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Insektenstiche, Milben oder Zeckenbisse lösen teilweise heftige Entzündungsreaktionen im Augenbereich aus, die nicht selten auf die halbe Gesichtshälfte ausstrahlen.

    Behandlung: Augen täglich mit sauberem Wasser spülen, um das Entzündungssekret zu entfernen. Eventuelle Verkrustungen im Lidbereich mit einem sauberen, in lauwarmem Wasser getränkten Tuch aufweichen und entfernen. Eine antibiotische Augensalbe mit einem Tetracyclin oder Gentamycin zwei- bis dreimal täglich einbringen. Bei akuten Entzündungsprozessen verschaffen Kühlgelkompressen etwas Linderung. Tiere mit akuten Entzündungen sollten im Hochsommer zunächst im abgedunkelten Stall bleiben. Gänse reiben ihr krankes Auge des Öfteren am Gefieder oder kratzen daran, was den Heilungsprozess verzögert.
    Achtung!
    Leicht mit der Bindehautentzündung zu verwechseln sind Mykoplasmeninfektionen. Die einzelligen Erreger befallen häufig erst einmal nur ein Auge („nasses Auge“) und halten sich dort oft hartnäckig und wochenlang. Unbehandelt wandern sie jedoch nicht selten weiter und greifen auf das andere Auge sowie die Nebenhöhlen über. Später kommen schwere Atemwegsinfekte hinzu. Eine Antibiotikabehandlung am Auge sowie systemisch ist dann notwendig.
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    Nicht immer geht es in Gänsegruppen so friedlich zu. Notfalls müssen größere Gruppen geteilt werden. (Foto: Michael von Lüttwitz)
    Wenn die Psyche krank ist
Mobbing
    Gänse können schwächere, ungeliebte oder auch gehandicapte Artgenossen gnadenlos ausgrenzen. Oft werden die ohnehin schon verängstigten und unsicheren Tiere von einem ranghöheren Tier so lange schikaniert, bis ihr letzter Funke Selbstwertgefühl vollkommen erloschen ist. Sie nehmen dann kaum noch Nahrung zu sich, erkranken und gehen nicht selten ein. Besonders wenn viele Gänse auf zu engem Raum gehalten werden, kommt es unweigerlich zu aggressivem Verhalten einzelner Tiere. Mobbing und Stress gibt es aber auch in Zuchtstämmen, vorwiegend in 1,2 Anpaarungen. Oftmals hat der Ganter nur eine Lieblingsgans, was seinem natürlichen Instinkt entspricht. Die Zweitfrau trottet dem Paar traurig hinterher, in ständiger Hoffnung auf Akzeptanz. Stattdessen gibt es aber gänsischen Zickenterror von ihrer eifersüchtigen Kontrahentin. Dieser Stress schwächt das Immunsystem der „Ungeliebten“ sehr und macht sie krankheitsanfällig. Wer mehrere Gänse hält, sollte daher unbedingt ihr Miteinander beobachten. Zur Not müssen Junggänsegruppen geteilt oder ein auffälliger Aggressor muss mit zwei selbstbewussten Artgenossen (besonders im Stall) separiert werden. Der ungeliebten Gans in einer Ehe zu dritt hilft ein eigenes, schützendes Separee im Stall, das sie sich mit einer weiteren jungen Gänsefreundin teilt. Es ist ratsam, dass beide Tiere ihr neues Nachtlager gemeinsam beziehen.
Federfressen
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    Diese Unart kommt, wenn auch sehr selten, ab und zu bei Junggänsen vor, die nicht stressstabil sind. Auf der Weide verhalten sich Federfresser meist unauffällig; wenn sie aber am Abend mit ihren Artgenossen in den Stall kommen, werden sie zum Aggressor und verbreiten Angst und Schrecken in der Junggänsegruppe. Ich hatte dieses Phänomen erst zweimal im Lauf vieler Jahre Gänsezucht. Die betroffenen Tiere verschlangen die Federn ihrer Artgenossen so gierig wie manche Menschen ihr Popcorn beim Kinobesuch. Als ich sie mit zwei weiteren ranghohen Tieren der Gruppe in einem Stallabteil separiert hatte, waren sie lammfromm und unauffällig. Zurück in der großen Gruppe wurden sie jedoch nach kurzer Zeit wieder zum federfressenden „Terrorkid“. Solche Jungtiere leiden wahrscheinlich an einer Art Platzangst und müssen im Stall unbedingt mit einem oder zwei weiteren Artgenossen ein eigenes, nicht zu kleines „Schlafzimmer“ bekommen. In meinen beiden Fällen hat sich das Federfressen später gelegt. Federfressen könnte auch ein Indiz für eine zu hohe Besatzdichte im Stall sein.
    Die Mauser
    Sie dient der Erneuerung des abgenutzten und unansehnlichen Federkleides und ist ein normaler und wichtiger Prozess. Altgänse mausern sich alljährlich am Ende ihrer Reproduktionsperiode. Mit Eintritt der Fortpflanzungsruhe im Sommer wird schrittweise das gesamte Federkleid gewechselt. Zuerst fallen die Deckfedern über den Armschwingen aus, kurz darauf alle Schwungfedern. Im Abstand von etwa sechs Wochen kommt es dann im Herbst zu einem Wechsel des Kleingefieders (Deck- und Daunenfedern). Bei Junggänsen setzt die Mauser erstmals im
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