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Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen
Autoren: Rene Freund
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einem Ladenschrank und holte ein Blutdruckmessgerät heraus.
    » Das ist ein Südfranzose aus biologisch-dynamischem Anbau«, sagte Susanne. » Nicht bewegen beim Messen !« Sie wusste, wie man korrekt den Blutdruck misst, sie hatte es bei ihren spärlichen Besuchen bei ihrem Vater zur Genüge geübt. Ein Pfeifsignal ertönte. » Sehen Sie, Error !« , schimpfte Susanne.
    Fred begann mit einer neuen Messung. Susanne stand auf, um das kleine Display zu sehen. » Das kann nicht stimmen. Winkeln Sie den Arm an !«
    Fred wiederholte den Vorgang. Beide starrten auf das Display.
    Fred stöhnte: » 180 Blutdruck, das hatte ich schon. Aber 195 Puls !«
    Susannes Unruhe steigerte sich zu einer leichten Panik. Hektisch nahm sie Freds Arm und hielt ihre Finger an sein Handgelenk.
    » Ihr Herz rast !«
    » Ich weiß !«
    Fred stand auf, er torkelte Richtung Sofa, ließ sich stöhnend darauf nieder.
    » Das wird wieder … Bitte gehen Sie jetzt … « , brachte er gerade noch heraus.
    Susanne hatte ihr Telefon aus der Tasche geholt. » Fred! Atmen Sie! Atmen Sie weiter! Ich rufe jetzt den Notarzt .«

24 . Juni

    Zu dritt standen sie um das Bett des Patienten Firneis, Alfred: eine ältere Ärztin, eine junge Ärztin und ein Arzt. Lag es am Mundschutz, dass ihre Blicke so finster wirkten? Mit einem Mundschutz sehen Menschen selten freundlich aus, das verbindet Bankräuber, Western-Bösewichte und Ärzte.
    Die Ärzte starrten auf verschiedene Monitore, die über Freds Kopf zu schweben schienen und äußerst unharmonische Linien zeigten. Hektisch und unrhythmisch piepste dazu der Ton, der die Herzfrequenz wiedergab. Der Arzt kontrollierte die Elektroden an Alfreds Armen. Er sah auf seine Uhr. Es war fünf Minuten nach Mitternacht.
    Die Ärztinnen sahen einander an. Das Piepsen klang plötzlich wie ein Kreischen, dann wie das Schreien einer Auto-Alarmanlage. Mit einem Mal – Stille. Und danach – ein summender Dauerton.
    Keine lebendigen Zacken mehr auf den Bildschirmen.
    Eine gleichmäßige Linie.

25 . Juni

    Trotz ihrer langen Berufserfahrung erschrak die ältere Ärztin, als sie das sonnendurchflutete Zimmer betrat. Auf dem Krankenhausbett lag ein Körper. Und auf dem Körper lag ein Leintuch, das auch Gesicht und Kopf bedeckte.
    Mit drei schnellen Schritten erreichte die Ärztin das Bett und riss das Leintuch von dem Körper. Fred Firneis setzte sich mit einem Ruck auf.
    » Sie erschrecken mich zu Tode«, rief er aus.
    » Und was glaubt er was er macht ?« , antwortete die Ärztin, die freundliche Augen und einen ausgeprägten Berliner Dialekt hatte. » Spielt Leiche, was ?«
    » Es war so grell, ich konnte nicht schlafen .«
    » Fühlen Sie sich müde? Erschöpft ?« , fragte die Ärztin.
    » Nach diesem Belastungs- EKG wären Sie auch erschöpft !«
    Die Ärztin lachte. Sie setzte sich auf einen Stuhl neben Freds Krankenbett und sah ihn an. Fred mochte sie auf Anhieb. Ihr Zigarettenatem und ihr braungebranntes Gesicht mit den markanten Falten beruhigten ihn. Deshalb traute er sich, die alles entscheidende Frage zu stellen: » Wie lange habe ich noch zu leben ?«
    » Ja, deswegen bin ich gekommen«, sagte die Ärztin.
    Fred spürte regelrecht, wie er erblasste. Er legte sich wieder hin.
    » Sie werden heute Nachmittag entlassen«, sagte die Ärztin.
    » Ich bin unheilbar? Sie geben mich auf ?«
    » Herr Firneis: Sie sind vollkommen gesund! Auch wenn Sie letzte Nacht kurz tot waren .«
    » Was ?«
    » Wie haben Sie das erlebt? Manche Patienten beschreiben die Erfahrung als sehr unangenehm .«
    » Ich hab gar nichts gespürt! Ich war tot? !«
    » Wir terminieren Tachykardien wie die Ihre mit Adenosin, wenn es indiziert ist .«
    » Was bedeutet das auf Deutsch ?« , wollte Fred wissen.
    » Wir haben ein gutes Mittel, um solches Herzrasen zu stoppen. Wir haben Ihnen Adenosin gespritzt, ein Medikament, das zu einem kurzen Herzstillstand führt. Adenosin ist ein todsicheres Mittel, keine Sorge! Die Halbwertszeit beträgt ein paar Sekunden. Dann beginnt das Herz wieder zu schlagen, und zwar in einem normalen Rhythmus. Verstehen Sie? Die Reset-Taste. Das Ganze ist wie ein Neustart. Ihr Puls sank von 220 auf 75 , in wenigen Sekunden. Alle anderen Untersuchungen gestern und heute haben Sie ja mitbekommen. Das EKG ist unauffällig, die Ergometrie zeigt keinerlei Hinweis auf eine belastungsinduzierte Minderperfusion, der Sinusrhythmus ist durchgehend, auch unter Belastung keine Endstreckenkinetik. Die Echokardiographie zeigt eine gute
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