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Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen
Autoren: Rene Freund
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Lyriker. Es war zum Heulen.
    » Alfred. Was uns gemeinsam passiert ist, war ein Wunder. Das wissen Sie. Es ist praktisch unmöglich, von einem Gedichtband mehr als fünfhundert Stück zu verkaufen. Sie haben zwei Bände mit jeweils mehr als Hundertfünfzigtausend verkauft, mit den Taschenbuch-Ausgaben und den Übersetzungen ist das fast eine halbe Million. Herr Firneis! Das ist ein Gottesgeschenk! Ein Wunder! Werfen Sie das nicht weg !«
    » Wunder kann man nicht wiederholen .«
    » Sie haben es bereits wiederholt. Und ich bin überzeugt davon, es geht noch einmal .«
    » Ich nicht .«
    » Wollen Sie es nicht versuchen ?«
    » Es ist verdammt hart, nach einem Erfolg einen Misserfolg einzustecken .«
    » Sie werden doch kein Feigling sein ?«
    Fred trank, rauchte und dachte nach. Susanne spürte, dass er nun etwas weicher wurde, und setzte nach: » Fred, wovor laufen Sie davon ?«
    Fred sagte nichts.
    » Schreiben Sie überhaupt irgendwas ?«
    » Klar«, sagte Fred. » Aber das ist alles Müll .«
    » Sagten Sie bereits. Vielleicht stimmt es nicht. Zeigen Sie es mir .«
    » Ich kann das schon beurteilen. Wissen Sie – bei meinen guten Gedichten war es so – sie wussten mehr als ich. Sie haben Türen geöffnet, hinter denen Räume lagen, von denen ich selbst nichts wusste. Aber die Türen sind zu. Oder die Räume weg … «
    » Schreiben Sie darüber !«
    » Nein .«
    » Was machen Sie eigentlich den ganzen Tag ?«
    » Dies und das. Ehrlich gesagt, nicht viel .«
    » Sie haben nicht mal einen Fernseher .«
    » Den hab ich verschenkt. Ich bin mal über eine Werbung gestolpert, da sah man eine Kuh auf der Weide, auf so einer schönen grünen österreichischen Almwiese, und das Herz ging mir auf. Danach sah man ein verpacktes Stück Fleisch. Der Sprecher sagte: Knallhart kalkuliert. Rinderfilet, jetzt um 12,99 . Da musste ich weinen .«
    » Früher hätten Sie ein Gedicht draus gemacht .«
    » Sie kalkulieren auch knallhart .«
    » Und Sie haben also geheult wie ein Mädchen und dann Ihren Fernseher verschenkt? !«
    » Ja. Seitdem ess ich nur noch Veggie-Pizza und dieses chinesische Garnelenzeug .«
    Der ist leider richtig durchgeknallt, dachte Susanne.
    » Wissen Sie was? Gehen Sie den Jakobsweg! Das hat schon viele auf andere Ideen gebracht .«
    Alfred lachte höhnisch: » Allein wenn ich Jakobsweg höre, bekomme ich die Krise .«
    » Die haben Sie schon .«
    » Sie denken, ich bin dann mal weg und komme als Hape Kerkeling der Lyrik mit einem Rucksack voller Gedichte zurück ?«
    » Eine Veränderung würde Ihnen gut tun. Das ist alles, was ich denke .«
    Fred sagte nichts. In der sich ausbreitenden Stille öffnete er die dritte Flasche Rotwein, schenkte allerdings nur sich selbst nach.
    » Nun ja«, sagte er kühl, » schön, dass Sie da waren. Danke für den Wein .«
    » Mein Vater ist vor drei Wochen gestorben«, sagte Susanne.
    » Das tut mir leid .«
    » Muss es nicht. Er war ein verbitterter alter Mann. Seit meine Mutter gestorben ist, wollte er nichts als abtreten von dieser Welt. Schade um die gute Zeit, die er noch hätte haben können. Ich hab ihn nicht mehr viel gesehen. Er hat in München gewohnt. Bis vor zwei Jahren verbrachte er noch jeden Sommer in unserer Hütte am Elbsee, aber das hat er dann nicht mehr gewollt. Trotz der slowakischen Pflegerin. Sieht aus wie ’ne Striptease-Tänzerin , hat er immer gesagt, und sie kocht auch so .«
    » Wollen Sie mir etwas damit sagen ?«
    » Die Hütte ist frei. Sie können sich gerne kreativ dorthin zurückziehen .«
    Da Fred nicht antwortete, begann Susanne, die Reste des Essens zusammenzuräumen, wobei sie sich nicht daran hindern konnte, noch den einen oder anderen Bissen in ihrem Mund zu entsorgen. Jetzt wollte sie Fred noch ein bisschen quälen, das hatte er verdient.
    » Und Charlotte? Wann ist sie ausgezogen ?«
    » Vor drei Monaten. Ich möchte nicht darüber reden .«
    » Haben Sie einen Freund? Einen guten Freund ?«
    » Ich möchte mit niemandem darüber reden .«
    » Ihnen fehlt eine Muse .«
    » Geben Sie’s auf .«
    » Sie brauchen eine Frau .«
    » So dringend wie einen Schuss ins Knie .«
    Fred sprang plötzlich auf. Er wankte. Sein Gesicht war rot, knallrot, und er schwitzte, der Schweiß rann in feinen Strömen aus seinen zottigen Haaren.
    » Was ist denn das für ein Rotwein? Kalifornisch oder was? Ich vertrag nämlich keine Kalifornier !«
    » Sie sind ganz rot! Setzen Sie sich hin !«
    » Das sind diese Tannine .«
    Fred schleppte sich zu
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