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Liebe und Tod in Havanna

Liebe und Tod in Havanna

Titel: Liebe und Tod in Havanna
Autoren: Jérômel Savary
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uneigennützig, denn sie würden vor allem seinem Kind zugute kommen.
    Aber wie er zu Maria so oft sagte: »Ich bin ein alter Papa, also möchte ich, dass Lauras erste Jahre so schön wie möglich werden. Sie wird noch früh genug den Ernst des Lebens kennenlernen!«
    Maria mochte es nicht, wenn Pedro über sein Alter sprach. Jedes Mal, wenn er das Thema anschnitt, zog sie ihn ins Bett und sie liebten sich.
    Das war ihre Art, ihn vergessen zu lassen. Überdies verfügte Pedro über eine außergewöhnliche Manneskraft.
    »Ein Glück, dass ich dich nicht als jungen Mann kennengelernt habe! Du hättest mich bestimmt umgebracht!«
    »Nein, ich hätte dich betrogen, wie ich es mit allen meinen Frauen getan habe, mein Leben lang. Endlich ist es anders, so ist es viel besser«, sagte Pedro, bevor er sich mit Maria in die schwimmbadähnliche Badewanne fallen ließ.
     
    ––– ¤ –––
     
    »Jetzt fehlt uns nur noch Jo zu unserem Glück. Ich sehe, dass du an ihn denkst und dass du dir Sorgen machst.«
    Sie hatten nichts von Jo gehört, aber Pedro versuchte, beruhigend zu klingen.
    »Das ist normal, Liebling, er hat gesagt, er wolle wegbleiben, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Er ist noch nicht lange weg. Ich rufe morgen bei der A.O.M. an. Bestimmt hat er sich von Florida aus bei ihnen gemeldet.«
    Wie fast jeden Tag zur gleichen Zeit ging ein sintflutartiger Regen über dem Tal nieder. Es war ein warmer, tropischer Regen.
    Oben, auf ihrer eigenen Veranda, saßen auch der alte José und seine Frau. Aurora verschlang Die Straße der Ölsardinen von Steinbeck, José las zum fünfzigsten Mal Der Graf von Bragelonne von Dumas. Das Einzige, was ihm an dem Buch missfiel, war, dass Porthos von Felsblöcken erschlagen wurde. Er wollte nicht, dass sein Porthos starb. Aber schließlich sagte er an langen Regennachmittagen, wenn sie auf der Veranda gemeinsam lasen, gern zu Aurora: »Man sollte Romane nicht mit dem Leben verwechseln.«
     
    ––– ¤ –––
     
    Der Regen hatte aufgehört und aus dem Tal drangen wieder Tausende Geräusche herauf: Hunde bellten, Vögel ließen ihr Schweigen hinter sich und streckten sich, ebenso die Kinder, die sich von einem Haus zum nächsten zuriefen.
    »Bald wird es Laura sein, die ruft«, sagte Maria gerührt. Pedro legte Laura von Gerry Mulligan in den Ghettoblaster ein.
    »Komm, Liebling, lass uns tanzen. Das wird unserer Tochter in deinem Bauch gefallen.«
    Sie stand auf und schmiegte sich an ihn.
    »Du machst mich immer noch so nervös wie am ersten Tag«, sagte Pedro, »und du rührst auch etwas in mir. Hoffentlich bleibt das so.«
    Durch die blaue Baumwollhose hindurch streichelte sie beim Tanzen mit den Fingerspitzen sein Glied.
    Dann schob sie die Hand in seine vordere Hosentasche, wobei sie die ohnehin ausgeleierte Naht zerriss.
    »So spüre ich dich besser. Ich mag keine Hindernisse«, und lachend fügte sie hinzu: »Ich nähe deine Hose morgen.«
    Pedro küsste sie lange. Sie schmeckte nach Gewürzen.
    »Du bist die sinnlichste Frau, die ich je kennengelernt habe.«
    »Ist ja nicht so, als wäre ich keine Frau mehr, bloß weil ich schwanger bin.«
    »Pedro!«, rief Aurora vom Hügel herunter. »Da ist Besuch für dich!«
    »Scheiße!«, fluchte Pedro. »Was soll ich jetzt machen, ich hab einen Riesenständer.«
    »Tanz weiter und lass den Besucher reinkommen.«
    Unter dem mit warmen Nebelschleiern bedeckten Flammenbaum zeichnete sich die zarte Silhouette einer blonden Frau ab.
    Es war Anne.

 
     
     
    13
     
      E PILOG
     
     
     
    Jo hatte die Flasche Rum geleert. Oder besser gesagt, das, was davon übrig war, nachdem er seine Wunde gereinigt hatte. Es sah nicht schlimm aus, doch es tat sehr weh. Komisches Gefühl, hier zu sein …, dachte er und schloss die Augen. »Es ist, als läge ich im Bett von jemand anderem … als wäre ich im Leben eines anderen.«
    Ein sengender Sonnenstrahl, der durch eine Ritze im Wellblechdach drang und direkt auf sein Gesicht fiel, weckte ihn.
    Er brauchte eine Weile, bis er begriff, wo er war und was ihm passiert war.
    »Ich habe Papa in die Scheiße geritten. Ich muss verschwinden!«
    Er stand auf. Sein Bein war steif, nach ein paar Dehnübungen aber merkte er, dass er es wieder bewegen konnte. Auf seiner zerrissenen Hose war ein Blutfleck.
    Er versuchte ihn zu verreiben und bestreute ihn mit Staub, damit man den Fleck nicht mehr sah. Mit Öl und Erde machte er auch seine Jacke schmutzig. In seiner Tasche fand er, neben dem
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