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Liebe und Tod in Havanna

Liebe und Tod in Havanna

Titel: Liebe und Tod in Havanna
Autoren: Jérômel Savary
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und nachkommen sollen. Doch er hatte keinen Käufer gefunden und war letztendlich geblieben.
     
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    Sie vereinbarten, dass Jo am nächsten Tag mit Ben aufbrechen sollte und dass Anne noch am selben Abend das Flugzeug via Cancún nach Kuba nehmen würde, um den Alten zu benachrichtigen und die Kollegen von der A.O.M. zu beruhigen.
    Jo sollte eigentlich am nächsten Tag seinen Dienst am Flughafen wieder aufnehmen und er fürchtete, dass seine Abwesenheit Verdacht erregen könnte. Vielleicht suchten ihn die kubanischen Behörden auch schon.
    Jo und Anne hatten sich offiziell für die Variante des Liebesdramas entschieden, demzufolge Jo Hals über Kopf und ohne jemandem Bescheid zu sagen zu seiner Frau nach Fort-de-France geflogen wäre. Er hätte den regulären Air-France-Flug genommen, ohne vorher bei den A.O.M.-Büros vorbeizugehen, die zu jener Uhrzeit ohnehin geschlossen waren. Dank seines Dienstausweises hätte er den kubanischen Zoll umgehen können.
    Das Wichtigste war, ihnen zu erklären, dass Jo erst einmal eine Weile nicht nach Havanna zurückkommen würde.
    »Sag Régis, wir hätten uns angeschrieen und du hättest mich einen Jammerlappen geschimpft, einen unfähigen Schriftsteller, der nicht in der Lage ist, auch nur eine Zeile zu schreiben, und sag ihm, dass ich sturzbetrunken auf einem Segelschiff weggefahren bin und geschworen habe, erst dann wiederzukommen, wenn ich zweihundertfünfzig Seiten geschrieben habe. Tu einfach so, als wärst du in Kuba, um deinen Schwiegervater zu besuchen … und sag ihnen, dass du gleich am nächsten Tag nach Fort-de-France zurückkehrst und versuchen wirst, mich zu überreden, wieder arbeiten zu gehen!«
    Als sie sich vor dem Motel von Jo verabschiedete, um zum Flughafen zurückzukehren, wühlte Anne in ihrer Tasche und zog ein Schlüsselbund hervor.
    »Das sind die Wohnungsschlüssel, Jo. Ich würde mich freuen, wenn du zu Hause auf mich warten würdest.«
    »Und der Mann mit der Strähne?«
    Mit der Hand vollführte sie eine Geste, die einen davonfliegenden Schmetterling imitieren sollte.
    »Davongeflogen! … Er war zu leicht.«
    Sie küsste ihn sanft auf die Augen und fügte hinzu: »Komm schnell zurück!«
     
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    Der Katamaran des Holländers verließ Eastern Shore am nächsten Morgen bei Tagesanbruch.
    Als sie aus der Fahrrinne herausfuhren, ging Jo zu Ben und erklärte ihm seine Lage.
    Ben lächelte in seinen Bart und sagte lediglich: »Verstehe … Das müsste klappen!«
    Gegen Mittag, als Ben das große Segel setzte, näherte sich ihnen ein Boot der Küstenwache.
    Jo, der in Badehose auf dem Sonnendeck lag, begann wieder zu zittern und zu schwitzen.
    Doch die Zollbeamten begnügten sich damit, die Papiere des Bootes zu kontrollieren. Nachdem sie kurz die Kabine inspiziert hatten, fuhren sie wieder weiter.
     
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    Eine Woche später brachte Ben seinen Passagier in Saint-Barth an Land, von wo Jo mit dem Flugzeug nach Fort-de-France flog.
    Jo hasste die französischen Antillen, diese Inseln, die Kuba so sehr ähnelten und doch so anders waren, mit all dem Geld, das sie förmlich ausdünsteten, den Mammouth- Megamärkten und den Telefonzellen der France Telecom an jeder Straßenecke. Er beschloss, mit dem ersten Flugzeug nach Paris zurückzufliegen. Am nächsten Tag stieg er gegen Mittag in Belleville aus dem Taxi. Der Kellner des Week-End räumte, wie jeden Sonntag zur gleichen Zeit, die Tische der Terrasse ab. Jo war versucht, hineinzugehen und einen Kaffee zu trinken, doch als er gerade die Tür aufdrücken wollte, bemerkte er den Professor, der an einem kleinen runden Tisch soeben seine Pferdewettenunterlagen in Augenschein nahm. Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zu Anne hinauf.
    Alles war unverändert. Jo legte sich angezogen ins Bett und schlief ein.
    Gegen acht wurde er wach und ging im Président, dem großen Chinarestaurant an der Straßenkreuzung Belleville, eine Suppe essen. Sonntagabends waren meist chinesische Hochzeitsgesellschaften da. Der Saal platzte fast aus allen Nähten, weil gleich drei Hochzeiten gefeiert wurden! … Man setzte Jo an einen kleinen Tisch neben der Treppe, von wo er freie Sicht auf die Brautpaare hatte, die sich auf den Stufen fotografieren ließen, während die Gäste nacheinander auf einem Tisch, hinter dem die Familie thronte, ihre Geschenke, oft dicke Geldbündel, ablegten.
    Danach stiegen sie, zu den Klängen eines ohrenbetäubenden
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