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Liebe und andere Zufalle

Liebe und andere Zufalle

Titel: Liebe und andere Zufalle
Autoren: Crusie Jennifer
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beobachten, als Tony vom Nachbartisch aufstand und, gefolgt von Roger, die Stufen hinabschritt. Ihr Haar bewegte sich bei der Kopfbewegung wie im Fernsehen, ein dunkler, seidiger Wasserfall, der ihre Schultern streichelte. »Ich wüsste zu gern, wie Cal dieser Frau begegnet ist. Ich hätte schwören können, dass er mit niemandem verabredet war.«
    David überlegte, ob er ihr erzählen sollte, dass Cal Min wegen einer Wette angesprochen hatte, entschied sich aber dagegen. Die Wette ließ ihn nicht gerade im besten Licht erscheinen. Eigentlich wusste er gar nicht, warum um Himmels willen er das überhaupt getan hatte. Es war, als hätte eine böse innere Stimme ihm etwas eingeflüstert. Nein, Cal war schuld, ja, Cal, und das Ganze war eine Katastrophe, wenn Min jemals herausfand, dass er diese Wette vorgeschlagen hatte …
    »Kennen Sie sie?«, fragte Cynthie.
    »Sie ist meine Exfreundin.«
    »Ach.« Cynthie stellte ihr Glas ab. »Na, ich hoffe, Cal tut es Leid, dass er mit ihr angebändelt hat. Ich hoffe, er merkt, was er verloren hat, wenn er sie erst mal bei sich zu Hause hat.«
    »Die gehen nicht zu ihm nach Hause«, entgegnete David. »Sie wird nicht mitkommen.« Cynthie wartete, und er setzte hinzu: »Sie mag keinen Sex.«
    Cynthie lächelte.
    David zuckte die Schultern. »Zumindest hat sie in den zwei Monaten, die wir liiert waren, nicht gewollt. Also habe ich Schluss gemacht.«
    Cynthie schüttelte noch immer lächelnd den Kopf. »Sie haben der Beziehung nicht genügend Zeit gelassen. Was für einen Beruf hat sie denn?«
    Bei dieser Kritik wurde David steif. »Sie ist Versicherungsstatistikerin. Und es wundert mich wirklich, dass zwei Monate …«
    »David,« erwiderte Cynthie, »wenn Sie gleich zu Anfang Sex haben wollten, dann hätten Sie sich eine Stripperin angeln sollen. Wenn sie Statistikerin ist, dann ist sie ein vorsichtiger Mensch. In diesem Beruf lernt man, Risiken zu minimieren, und in Ihrem Fall hatte sie Recht.«
    David spürte eine plötzliche Abneigung gegen Cynthie. »Wieso hatte sie Recht?«
    »Sie haben sie wegen Sex verlassen.« Cynthie beugte sich vor, und David tat, als blicke er nicht auf ihre Brüste unter dem Stoff. »David, das ist mein Spezialgebiet. Wenn Sie sie liebten, hätten Sie ihr kein Ultimatum wegen des Sex gestellt.«
    »Was sind Sie denn von Beruf?«, fragte David kalt.
    »Ich bin Psychologin«, antwortete Cynthie und hob ihr Glas, und David erinnerte sich an den Tratsch, den er gehört hatte.
    »Sie sind dieser Beziehungsguru«, stellte er fest und erwärmte sich wieder ein wenig für sie. Sie war praktisch eine Berühmtheit. »Sie waren im Fernsehen.«
    »Ich trete manchmal als Gast auf«, nickte Cynthie. »Meine Untersuchungen über Beziehungen sind allgemein auf großen Zuspruch gestoßen. Und ich habe daraus gelernt, dass man wegen Sex kein Ultimatum stellt.«
    »Sie haben Cal auch eins gestellt.«
    »Nicht wegen Sex«, widersprach Cynthie. »Ich würde ihm nie den Sex verweigern. Außerdem war das kein Ultimatum, sondern Strategie. Wir waren bereits neun Monate liiert, hatten die Phase der Verliebtheit hinter uns und befanden uns in der Phase der Bindung, und ich wusste, dass er nur einen kleinen physiologischen Wink brauchte, damit er sich über seine wahren Gefühle klar würde.«
    »Kommt mir ziemlich unsinnig vor«, bemerkte David.
    Cynthie lächelte ihn ohne Wärme im Blick an. »Meine Studien haben gezeigt, dass der Prozess bis zur reifen Liebesbeziehung in vier Phasen vor sich geht.« Sie hielt einen Finger empor. »Wenn Sie eine Frau kennen lernen, suchen Sie unbewusst nach Anhaltspunkten, ob sie die Art Frau ist, mit der Sie überhaupt zusammen sein sollten. Das ist die Grundakzeptanz.« Dann hielt sie den zweiten Finger empor. »Wenn die Frau diesen Grundakzeptanz-Test besteht, versuchen Sie, sie kennen zu lernen und herauszufinden, ob sie zu Ihnen passt. Wenn ja, dann fühlen Sie sich zu ihr hingezogen. Das ist die Anziehung.« Sie hielt den dritten Finger empor. »Wenn nun im Laufe des Kennenlernens die Anziehung durch Glück oder Schmerz oder durch beides verstärkt wird, dann verlieben Sie sich. Und …« - sie hielt den vierten Finger in die Höhe - »… wenn es Ihnen gelingt, in der Phase der Verliebtheit eine feste Bindung zu entwickeln, dann erreichen Sie die Phase der dauerhaften, bedingungslosen Liebe.«
    »Das kommt mir alles ein wenig klinisch vor«, meinte David und heuchelte Interesse. Schließlich war sie praktisch eine prominente
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