Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe und andere Zufalle

Liebe und andere Zufalle

Titel: Liebe und andere Zufalle
Autoren: Crusie Jennifer
Vom Netzwerk:
an seinen normalen Platz zu befördern.
    »Ich habe da ein Problem«, begann er, und seine Stimme war tief und weich, warm genug, um zu bezaubern, und voll genug, um den Blutkreislauf zum Erliegen zu bringen.
    Zartbitterschokolade , dachte Min, blickte ihn ausdruckslos an und zwang sich, tief und ruhig zu atmen. »Ein Problem?«
    »Na ja, normalerweise würde ich Sie ansprechen mit: ›Darf ich Siezu einem Drink einladen?‹, aber Sie habenschon einen.«
    Er lächelte sie an, und das Testosteron strahlte ihm aus allen Knopflöchern seines teuren Anzugs.
    »Tja, das ist wirklich ein Problem.« Sie begann, sich abzuwenden.
    »Deswegen habe ich mir gedacht«, fuhr er mit noch weicherer Stimme fort und beugte sich näher zu ihr, so dass ihr Herz wieder anfing zu klopfen, »ich könnte Sie doch irgendwo anders hin zum Abendessen einladen.«
    Je näher er kam, umso besser sah er aus. Er war der Gebrauchtwagenhändler unter den Verführern, befand Min und versuchte, ihre innere Distanz wiederzugewinnen. Gegenüber Gebrauchtwagenhändlern hatte man keine Chance, denn sie verkauften ihr Leben lang Autos, während man selber nur einige wenige im Leben kaufte. Statistisch gesehen hatte man schon den Kürzeren gezogen, bevor die Halme auch nur gerupft waren. Sie konnte nur vermuten, wie viele Frauen dieser Kerl in seinem Leben schon zur Strecke gebracht hatte. Alles in ihr sträubte sich.
    Sein Lächeln war verschwunden, während er auf ihre Antwort wartete, und er wirkte jetzt verletzlich, nachdem er all seinen Mut zusammengenommen hatte, um sie einzuladen. Er spielte diese Verletzlichkeit hervorragend. Vergiss nicht , erinnerte sie sich selbst, dieser Mistkerl tut das für zehn Eier . Das heißt, eigentlich versuchte er, sie für zehn Eier abzuschleppen. So ein Geizkragen. Plötzlich fiel es ihr nicht mehr schwer, normal zu atmen.
    »Zum Abendessen?«, wiederholte sie.
    »Ja.« Er beugte sich noch näher zu ihr. »Irgendwo, wo es ruhiger ist und wir uns unterhalten können. Sie sehen aus wie jemand, der etwas zu sagen hat, und ich würde es gern hören.«
    Min lächelte ihn an. »Das ist ja ein schrecklicher Aufreißerspruch. Funktioniert der normalerweise?«
    Er erstarrte einen Augenblick, dann wechselte sein ernsthafter Gesichtsausdruck zu einem jungenhaften Grinsen: »Na ja, bis jetzt schon.«
    »Das muss an Ihrer Stimme liegen«, versetzte Min. »Die spielen Sie wunderbar aus.«
    »Vielen Dank.« Er richtete sich auf. »Fangen wir doch noch mal von vorn an.« Er streckte seine Hand aus. »Ich bin Calvin Morrisey, aber meine Freunde nennen mich Cal.«
    »Min Dobbs.« Sie schüttelte ihm die Hand und ließ sie wieder los, bevor sie in der ihren warm werden konnte. »Und meine Freundinnen würden mich eine dämliche Kuh nennen, wenn ich diese Bar mit einem vollkommen Fremden verlasse.«
    »Warten Sie.« Er zog seine Börse und holte einen Zwanziger hervor. »Der ist fürs Taxi. Wenn ich aufdringlich werde, rufen Sie sich ein Taxi.«
    Liza würde den Zwanziger nehmen und den Kerl dann zum Teufel schicken. Aber da war ihr Plan, und Liza brauchte keinen Begleiter für eine Hochzeit. Was sonst würde Liza tun? Min pflückte den Zwanziger aus seinen Fingern und erklärte: »Wenn Sie aufdringlich werden, breche ich Ihnen das Nasenbein.« Sie faltete den Zwanziger, öffnete die zwei obersten Knöpfe ihrer Bluse und steckte den Schein in das V ihres dezenten Baumwoll-BHs, so dass nur noch ein grüner Rand zu sehen war. Das war ein unleugbarer Vorteil ihrer Über-Pfunde: Sie hatte einiges an Oberweite zu bieten.
    Sie sah auf und ertappte ihn, wie er in ihren Ausschnitt blickte. Sie erwartete irgendeinen Kommentar, aber er lächelte lediglich und meinte: »Das ist nur fair. Kommen Sie, lassen Sie uns gehen«, und sie nahm sich vor, nicht auf seinen schön geformten Mund zu starren, schließlich versteckte sich darin eine gespaltene Zunge.
    »Versprechen Sie mir zuerst, keine lahmen Sprüche mehr loszulassen«, verlangte sie und beobachtete, wie sich seine Wangenmuskeln anspannten.
    »Was immer Sie wünschen«, erwiderte er.
    Min schüttelte den Kopf. »Schon wieder so ein Spruch. Ich nehme an, Sie können nicht anders. Na ja, ein Essen umsonst, warum nicht.« Sie nahm ihre Tasche von der Theke. »Gehen wir.«
    Sie marschierte los, bevor er noch etwas sagen konnte, und er folgte ihr, vorbei an einer verblüfften Liza und einer entzückten Bonnie, quer durch den Raum und zum Absatz vor dem Eingang. Das Letzte, was sie sah, bevor sie die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher