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Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung
Autoren: Voosen Jana
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keine neue Mitteilung angezeigt wird, durchforste ich meinen SMS-Eingangsordner. Vergeblich. Keine Nachricht von Timo. Andererseits, warum sollte er mir auch um vier Uhr morgens eine SMS schreiben? Entschlossen schalte ich mein Handy ab und kuschele mich in meine Decke. Er wird sich morgen bei mir melden. Eine freundliche Antwort schicken oder sogar gleich anrufen. Und dann kann ich mich für mein überdramatisches Verhalten von vor ein paar Wochen entschuldigen. Und er wird sagen, dass er mir das nicht übel nimmt. Weil ich ja in einer Ausnahmesituation gesteckt habe. Dass er mich nicht für vollkommen durchgedreht hält. Und dass wir von nun an Freunde sein können. So wird es ablaufen. Naja, jedenfalls so ähnlich.

Kapitel 3
    Aber Timo meldet sich nicht. Die ganze Woche über kleckert noch der eine oder andere verspätete Neujahrsgruß ins Haus beziehungsweise Handy, aber von Timo kein Wort. Leider macht mich das wütender, als ich zugeben möchte. Ja, ich habe mich bei unserer Trennung danebenbenommen, aber ist das ein Grund, mich von nun an vollkommen zu ignorieren? So schlimm waren meine Ausbrüche nun auch wieder nicht. Jedenfalls im Vergleich zu den Sachen, die ich in meinen Zwanzigern so abgezogen habe. »Dramaqueen« hat Daniel mich immer genannt und erst damit aufgehört, als ich androhte, ihm die Freundschaft zu kündigen. Dann ist er auf »Schneewittchen« umgeschwenkt, was mir deutlich besser gefiel. Obwohl er natürlich mit dem ersten Namen den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Ich bin eine Dramaqueen. Immer schon. Aber ich habe mich sehr gebessert, und zum Beweis werde ich mich jetzt einfach mal damit abfinden, dass Timo nichts mehr von mir wissen will. Ist ja auch in Ordnung. Und sicher würde ich es nicht so schwernehmen, wenn ich einen neuen Freund hätte, aber die Suche gestaltet sich schwierig. Speed-Dating, von Bekannten arrangierte Blind Dates, Kontaktanzeigen, ich habe alles versucht und dabei eine Niete nach der nächsten gezogen. Wobei ich das gar nicht nur auf die Männer schieben möchte. Wahrscheinlich liegt es an mir und meiner negativen Grundeinstellung. Wenn ich ganz ehrlich bin, möchte ich meinen Mann nämlich gar nicht über ein Internetportal kennenlernen. Das ist irgendwie so unromantisch. Als wollte man dem Schicksal mit der Brechstange nachhelfen. Eine zufällige, romantische Begegnung wäre mir lieber. So eine, von der man noch seinen Enkelkindern erzählen kann nach dem Motto: »Es war dieser stürmische Tag an der Alster. Eurem Großvater ist sein Hut davongeflogen und hat ihn direkt vor meine Füße geführt.« Na schön, welcher Mann trägt heute schon noch einen Hut? Aber vom Prinzip her.
    Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Halb acht am Samstagmorgen. Ein Kribbeln durchläuft meinen Körper, denn ich weiß sofort, was ich jetzt am liebsten tun möchte. Etwas, das ich in den letzten Monaten beinahe jeden Samstag getan habe, von dem ich mir aber vorgenommen hatte, es im neuen Jahr zu unterlassen. Und daran werde ich mich halten. Ich kann schließlich nicht gleich in der ersten Woche einknicken. Wenn ich zwei Monate durchhalte, kann ich im März ja vielleicht mal wieder hingehen. Als Belohnung. Aber nicht heute. Ich schlüpfe aus dem Bett und sitze zehn Minuten später im Bademantel und mit einer Tasse heißen Yogi-Tees am Schreibtisch. Wenn ich schon nicht mehr schlafen kann, dann kann ich ebenso gut an meiner Kolumne für die »Femina« schreiben, die ich nächste Woche abgeben muss. Ich starre auf den Monitor und warte auf Inspiration. Eigentlich bin ich noch todmüde, aber in letzter Zeit kann ich, einmal wach geworden, nicht mehr einschlafen. Senile Bettflucht hat Kati das irgendwann mal genannt, aber das fand ich gar nicht komisch. Mein Alter ist plötzlich, mit der Trennung von Timo, ein wunder Punkt für mich. Mit sechsunddreißig Jahren wollte ich eigentlich Mutter von drei Kindern sein. Und jetzt habe ich noch nicht mal eins. Geschweige denn den dazugehörigen Mann. Als ich noch mit Timo zusammen war, hätten wir wenigstens jederzeit mit der Familienplanung starten können, wenn wir denn gewollt hätten. Ich wollte natürlich. Und zwar von Anfang an. Aber Timo stand ziemlich massiv auf der Bremse und fand immer, dass dafür auch später noch genug Zeit wäre. Na klar, das sagt sich natürlich leicht, so als Mann. Aber immerhin hätte es irgendwann losgehen können. Im Gegensatz zu jetzt. Nun muss ich wieder von vorne anfangen. Einen Mann kennenlernen, mich
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