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Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung
Autoren: Voosen Jana
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unheimlich sensibel.«
    »Was hat denn seine Seele mit dieser Pupserei zu tun?«
    »Das ist seine Art, gegen die Veränderungen in seinem Leben zu protestieren«, gebe ich weiter, was der Tierarzt mir gesagt hat und was sich in meinen Ohren höchst plausibel anhört.
    »Du meinst, er verpestet deine Wohnung …«
    »… weil er zurück in unsere alte Wohnung will, ja. Zurück zu Timo«, bestätige ich. Meine Eltern gucken dermaßen irritiert aus der Wäsche, dass es anfängt, mir ein bisschen Spaß zu machen, und so setze ich noch einen drauf. »Er ist ein Scheidungshund.« Ein paar Sekunden herrscht Totenstille, dann räuspert sich mein Vater verlegen.
    »Aber«, gibt er zu bedenken, »ihr wart doch noch nicht einmal verheiratet.« Die leichte Amüsiertheit entweicht aus mir wie aus einem Luftballon.
    »Das weiß ich selber, aber glaubst du, dass so ein Papier irgendeinen Unterschied macht? Er leidet nun einmal und es tut mir leid, dass er deinen feinen Geruchssinn damit belästigt hat. Dann bringe ich ihn das nächste Mal eben in die Hundepension.« Meine Güte, ich bin aber heute auch wieder dramatisch.
    »Wieso das denn? Habe ich gesagt, dass ich Idefix nicht hierhaben will?«, fragt mein Vater und sieht Hilfe suchend meine Mutter an. »Das habe ich nicht gesagt. Wir nehmen deinen Hund jederzeit gerne.«
    »Das weiß sie«, sagt meine Mutter und tätschelt meine Hand.
    »Man wird doch wohl noch was sagen dürfen, wenn er rumstänkert wie ein Großer. Wir machen uns schließlich auch Sorgen um seine Gesundheit«, fährt mein Vater fort und schon tut es mir wieder leid, dass ich so biestig war.
    »Ich bin im Moment ein bisschen empfindlich«, entschuldige ich mich. »Wo ist Idefix überhaupt?« Meine Eltern werfen einander einen vielsagenden Blick zu.
    »Er macht, was jedes Scheidungskind früher oder später tut«, sagt meine Mutter und kann sich dabei ein Grinsen kaum verkneifen. »Er versucht, zu schockieren.«
    »Wie bitte?« Ich verstehe nur Bahnhof. Statt einer Antwort zieht sie mich an der Hand vom Sofa und führt mich quer durchs Wohnzimmer in die riesige, ganz in Weiß und Blau gehaltene Küche, wo mir der Duft von frischen Kräutern und Knoblauch in die Nase steigt. Auf dem riesigen, freistehenden Kochblock in der Mitte des Raumes blubbert mal wieder irgendeine Suppenkreation vor sich hin, und davor liegt ein schwarz-weiß-braunes Fellknäuel.
    »Idefix!« Ich gehe in die Hocke, aber mein Hund denkt gar nicht daran, seinen warmen Platz vor dem Ofen aufzugeben, um mich zu begrüßen. Er öffnet lediglich ein Auge und verleiht seiner Freude, mich zu sehen, durch ein leichtes Schwanzwedeln Ausdruck. Dann schmiegt er sich enger an seine neue Freundin, die zufrieden – schnurrt.
    »Darf ich vorstellen, das ist Miss Amanda Jones«, sagt meine Mutter schmunzelnd, während ich ungläubig auf das schwarz-weiße Tier zu meinen Füßen sehe.
    »Sie ist eine Katze«, stelle ich schließlich fest.
    »Sie ist den Nachbarn vor ein paar Wochen zugelaufen. Seit gestern Nachmittag sind die beiden unzertrennlich.«
    »Aber … sie ist eine Katze«, wiederhole ich ungläubig. »Idefix mag keine Katzen.«
    »Diese hier schon.« Und wie zum Beweis beginnt mein Hund, dessen Nackenhaare sich normalerweise schon beim Anblick einer Katze aufstellen, Amanda zärtlich das Gesicht abzulecken, was diese sich zufrieden maunzend gefallen lässt. Idefix wirft mir einen Seitenblick zu und sieht so glücklich aus, wie seit unserem Umzug nicht mehr. Ich muss einigermaßen schockiert aus der Wäsche gucken, denn nach einem kurzen Zögern – ich kann förmlich sehen, wie er mit sich ringt, da soll noch mal einer behaupten, Hunde hätten keine Psyche – verlässt er seinen Platz und hoppelt auf mich zu.
    »Hi, mein Liebling!« Ich nehme seinen Kopf in meine Hände und kraule ihn hinter den Ohren. »Du machst ja vielleicht Sachen.« Idefix bellt vergnügt und pupst lautstark.
    »O nein, nicht schon wieder«, stöhnt meine Mutter. »Und das in der Küche, also wirklich! Könnt ihr beiden euch nicht einen anderen Ort für eure Schäferstündchen suchen?«, schimpft sie mit Idefix, der aus unschuldigen Hundeaugen zu ihr hochblickt, während ich wie jedes Mal überrascht bin, dass ein solcher Gestank aus so einem kleinen Tier kommen kann.
    »Gott, das ist ja wirklich atemberaubend«, ächze ich und stürze ans Fenster, um frische Luft hereinzulassen. In diesem Moment maunzt Miss Amanda Jones empört, erhebt sich und geht hoch erhobenen Hauptes
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