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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mittelblond, leicht gewellt, aber nach Berührung mit Wasser kräuseln sie sich gern, was manche Damen als Beweis eines verborgenen Temperaments ansahen. Schuhgröße 43, blaue Augen mit treuem Blick …«
    »Gute Nacht!« sagte Kathinka wütend.
    »Bitte legen Sie noch nicht auf. Woher rufen Sie an?«
    »Aus Hannover.«
    »So weit weg.«
    »Schon diese Entfernung schließt weitere Kontakte aus.«
    »Ich könnte morgen mittag auf dem Flugplatz Hannover landen.«
    »O Gott, nein! Warum?«
    »Ich möchte Ihnen doch beweisen, daß ich ein anständiger Mensch bin.«
    »Ich lege auf diese Demonstration keinerlei Wert. Wozu auch?«
    »Wenn wir zusammen an die Riviera fahren wollen …«
    Der Unbekannte lachte. Es klang jungenhaft und so nett, daß Kathinka den Hörer, der schon über der Gabel schwebte, nicht auflegte. »Wie heißen Sie?« fragte er.
    »Das ist völlig unwichtig. In wenigen Sekunden verlieren wir uns für ewig aus den Augen.«
    »Also, dann bin ich morgen in Hannover. Um 12.55 Uhr. Direktflug München-Hannover mit der Lufthansa.«
    »Wenn es Ihnen Spaß macht …«
    »Würden Sie mich wohl bitte abholen?«
    »Nein!« Kathinka fauchte es förmlich ins Telefon. »Ihre Unverschämtheit ist grenzenlos.«
    »Ich bin übrigens nicht zu verfehlen«, sprach der Teilnehmer ungerührt weiter. »Ich werde eine Zeitschrift vor mir her tragen, das ›Deutsche Anglerblatt‹. Auf der Titelseite – Vierfarbendruck! – holt ein Angler mit viel Schwung einen Lachs aus einem schäumenden Wildfluß. Das ist in Irland aufgenommen. Der Angler bin ich! Sie sehen mich also gleich zweimal. Sie können mich gar nicht verfehlen.«
    »Sparen Sie sich diesen Flug«, meinte sie grob. »Wenn ich jetzt Adieu sage, dann ist das endgültig. Adieu!«
    »Auf Wiedersehen!«
    Sie legte auf und lehnte sich zurück. »Widerling!« stieß sie hervor. »Solche dummen Reden habe ich gern!«
    In der Nacht aber geschah etwas Merkwürdiges: Kathinka Braun, die sich immer rühmte, auf Kommando schlafen zu können, saß im Bett und fand keinen Schlaf. Sie las einen historischen Roman, aber auch das befriedigte sie nicht und rief keine Müdigkeit hervor. Ihre Nerven gaben keine Ruhe. Eins steht fest, dachte sie, obwohl sie gar nicht daran denken wollte, er ist ein eingebildeter Geck! Er hält sich für witzig und originell, und dabei ist er mit fünfunddreißig Jahren noch reichlich kindisch! Die Fliege ist mein Patent, hatte er gesagt. Du lieber Himmel, stellte er etwa Anglerfliegen her? Natürlich, das könnte ein Berufszweig sein – und ein gutes Geschäft dazu; denn – wie viele Millionen Angler gibt es auf der ganzen Welt? Ein völlig fremdes Gebiet, mit dem sich Kathinka noch nie befaßt hatte. Doch schon oft hatte sie von ihren Bauherren gehört: »Als ich da und dort angeln war, wissen Sie, damals am Roten Meer, als ich auf Haie ansaß … Letztes Jahr, an der Küste von Istrien, da habe ich doch ein Prachtexemplar herausgeholt. Fast drei Stunden habe ich mit dem Biest gekämpft …« Gekämpft? Kann man mit einem Fisch kämpfen?
    Damals hatte sie das gehört und wieder vergessen, es war an ihr ohne Wirkung vorbeigeplätschert, sie hielt Angeln für das langweiligste Nichtstun überhaupt. Jetzt kamen ihr verschiedene Sätze in die Erinnerung zurück. Kämpfen mit einem Fisch? Natürlich, so ein großer Fisch läßt sich doch nicht einfach an Land holen. Da gibt es doch eine berühmte Erzählung, worin ein Mann mit und um einen großen Fisch kämpft. Sogar den Nobelpreis hatte der Schriftsteller dafür bekommen. Ernest Hemingway – Der alte Mann und das Meer. Konnte man von ihm etwas übers Angeln lernen?
    Sie stand auf, suchte in ihrer Bibliothek nach dem Erzählband und knüllte sich dann die Kissen in den Rücken. Bis zum Morgengrauen las sie vom verzweifelten Kampf des alten Mannes gegen die Haie, die ihm den Fang seines Lebens, einen riesigen Schwertfisch, zerfleischten. Dann schlief sie erschöpft ein, rief gegen zehn Uhr vormittags in ihrem Büro an und sagte, sie habe Migräne und man möge einige Termine verschieben. Nach einer heiß-kalten Wechseldusche war sie tatsächlich erfrischt, frühstückte aber lustlos und fuhr gegen zwölf Uhr hinaus zum Flughafen.
    »Ich bin verrückt!« sagte sie zu sich. »Kathi, du bist verrückt! Kehr um! Wegen eines Mannes, der auf der Titelseite einer Anglerzeitung abgebildet ist! Diese erfolgreiche Architektin hat Herzklopfen wie ein Schulmädchen, auf das an der Ecke ein Junge lauert … Bist du
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