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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wenn Kathinka Braun anders reagierte, als er es getan hätte.
    »Ich bin sozusagen der Dior der Anglerfliegen«, fuhr Zipka fort. »Viermal habe ich schon einen Designerpreis gewonnen.«
    »Und davon kann man leben?«
    »Es geht mir nicht schlecht. Ich bin unabhängig und habe viel Zeit.«
    »Das glaube ich Ihnen.« Sie blickte ihn von der Seite an.
    »Warum haben Sie auf die Anzeige geschrieben?«
    »Um einmal zu sehen, wer solche Anzeigen aufgibt.«
    »Das müssen verwerfliche Personen sein, nicht wahr? Vielleicht sind sie nur sehr einsam?«
    Zipka hielt den Atem an. Kathinka Braun überholte wieder einmal ›risikoreich‹. Im letzten Moment schlüpfte sie wenige Meter vor einem entgegenkommenden Wagen in eine Lücke der Kolonne. Der Gegenfahrer blinkte mit der Lichthupe und drohte beim Vorbeisausen.
    »Recht hat er!« sagte Zipka. »Sie fahren wie ein amerikanischer Gangster.«
    »Haben Sie jetzt schon Angst?«
    »Ja. Was heißt ›jetzt schon‹?«
    »Sie wollen doch mit mir in Urlaub fahren. Sechs Wochen! Und machen schon die Augen zu, wenn wir durch Hannover fahren? Das ist keine gute Empfehlung.«
    »Werden wir mit dieser Rakete fahren?«
    »Zum Rucksackwandern bin ich zu faul.«
    »Und Sie sind sicher, daß wir an der Riviera ankommen?«
    »Ich bin vor zwei Jahren kreuz und quer durch Finnland gefahren.«
    »Das erklärt vieles!« meinte Zipka erleichtert.
    »Was?«
    »Die tausend Seen dort …«
    »Wieso?«
    »Das sind die gesammelten Tränen aller Straßenanwohner …«
    »Wie witzig!« Sie biß die Zähne zusammen, fuhr aber vorsichtiger und hielt neben dem Opernhaus. Im Opern-Café fanden sie einen Tisch ganz hinten in einer Ecke, wo sie niemand störte.
    »Einen Kognak!« bestellte Zipka, als der Kellner kam. »Einen dreistöckigen, bitte. Ich muß meinen Gleichgewichtssinn stabilisieren.«
    Sie warteten, bis der Tisch gedeckt war. Kathinka trank einen Tee und aß ein Stück Erdbeertorte ohne Sahne.
    Zipka freute sich über seinen Kognak. »Ich bereue nicht, daß ich nach Hannover geflogen bin«, sagte er plötzlich.
    »Das ist einseitig.«
    »Ich bin nicht Ihr Typ?«
    »Sie reden wie ein Gammler. Typ! Sie werden nie begreifen, warum ich diese Anzeige aufgesetzt habe.«
    »Das stimmt. Wer kann das auch begreifen?«
    »Ich bin Architektin. Ich lebe und arbeite in einer ausgesprochenen Männergesellschaft. Was ist am Bau schon weiblich? Ich kenne die Skala männlicher Natur von A bis Z.«
    »Das ist es! Ich kann Ihnen etwas anderes bieten: Von Z bis A!«
    »Ich weiß: Zipka!« Sie lachte und strich sich mit den Händen durch die Haare. »Designer für Anglerfliegen! Wir sollten die ganze Episode als wirkliche Episode betrachten und schnell vergessen! Ich reise allein – wie bisher!«
    »Im August«, sagte Zipka leichthin.
    Kathinka fiel darauf herein. »Nein. Im Juni. Der Juni ist an der Riviera wundervoll. Ich wollte am 3. Juni abfahren.«
    Das Gespräch versandete schnell. Kathinka brachte Ludwig Zipka noch zum Hotel. Dort verabschiedete man sich und wußte, daß man sich nie wiedersehen würde. Es war die beste Lösung – ein halber Tag, der kaum Erinnerungen hinterließ.
    Am 2. Juni, morgens um neun Uhr, klingelte bei Kathinka Braun das Telefon.
    »Stolze Kathinka Braun«, sagte eine fröhliche Stimme, »hier spricht Zipka. Ich bin in Hannover. Reisefiebrig und zu allem bereit, sogar zum Risiko.«
    Hinter Kathinka lagen einige turbulente und recht nervöse Wochen. Nicht allein ihr Beruf schlauchte sie, der Ärger mit den Handwerkern und den Baubehörden, die man – ihre Meinung nach – eigentlich Baubehinderungsbehörden nennen sollte; auch der seit zwei Wochen in der Firma sitzende Betriebsprüfer des Finanzamtes trug nur zu einem kleinen Teil dazu bei, daß Kathinka in übler Laune durch ihre Büros eilte und die Mitarbeiter ihr aus dem Weg gingen, wo das möglich war … Ein Schweigen störte sie vor allem und zerrte an ihren Nerven. Das Schweigen von Ludwig Zipka! Was sie nie geglaubt hatte, war eingetroffen: Zipka hatte tatsächlich ihren Abschied vor dem Hotelportal als endgültig angesehen. Kein Brief mehr, kein Anruf, kein Lebenszeichen, nichts. In den ersten zwei Wochen nach ihrem Treffen überraschte sich Kathinka dabei, daß sie am Frühstückstisch saß und dem Briefträger auflauerte, der ihre Privatpost brachte. In der dritten Woche fragte sie ihn beiläufig: »Ist es eigentlich möglich, daß heutzutage noch Briefe verlorengehen?«
    Die Antwort des Briefträgers trug nicht zu ihrer
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