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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fragte sie schließlich.
    »Nein, das ist alles. Ich heiße Zipka.«
    »Wie bitte?«
    »Ludwig Zipka. Mit Z am Anfang und A am Ende. Genau umgekehrt wie im Alphabet.«
    »Ich bin Kathinka Braun.«
    »Kathinka. Das erinnert mich an östliche Weiten – an Birkenwälder und Sonnenblumenfelder. Sie kennen das russische Volkslied ›Kathinka‹?«
    »Und wie ich es kenne! Zu Weihnachten, zu Osten, zum Geburtstag, überall, wo man mich erfreuen will, höre ich es! Wenn Sie jetzt auch noch damit anfangen, empfehle ich Ihnen, schleunigst für den nächstmöglichen Rückflug zu buchen.«
    »Ich werde keinen Ton singen. Eigentlich schade, es wird behauptet, ich besäße einen schönen weichen Bariton. Die Opernleute nennen so etwas einen ›Kavaliersbariton‹. Ich könnte Ihnen doch im Hotel Schuberts ›Forelle‹ vorsingen …«
    »Wir sollten, glaube ich, uns nicht auf diese alberne Linie festlegen, Herr Zipka«, entgegnete Kathinka verschlossen. »Außerdem habe ich wenig Zeit. Soll ich Sie zum Hotel bringen, oder hatten Sie andere Pläne?«
    »Ich bin nach Hannover gekommen, um mich Ihnen voll unterzuordnen. Ich wollte mich vor allem vorstellen. Bitte, verfügen Sie über mich.«
    »Wenn es Ihnen recht ist, setzen wir uns ins Opern-Café. Dort können wir ungestört darüber sprechen, daß Ihre Reise nach Hannover eine Fehlinvestition war.«
    Ludwig Zipka nickte, griff nach seinem Bordcase und folgte Kathinka, die ihm als Wegbereiter drei Schritte vorausging. Er betrachtete sie eingehend. Die langen schlanken Beine, die wehenden Haare mit dem Kastanienton, der wohlgeformte Körper, diese Ausstrahlung ihrer Sicherheit … Wie kam eine solche Frau dazu, über eine Zeitungsanzeige einen Reisebegleiter zu suchen? Ein Wink von ihr, und eine Hundertschaft von Männern würde sich prügeln, um mit ihr verreisen zu können. Wer war diese Frau? Dame mit eigenem Wagen … Da kann man sich alles vorstellen, nur nicht eine Frau wie Kathinka Braun.
    Er holte sie ein, sie traten aus der Halle und blieben dann vor dem italienischen Sportwagen stehen. Zipka tippte mit dem Zeigefinger auf die Motorhaube. »Ein rasanter Schlitten! 220 in der Stunde.«
    »245.«
    »Und die fahren Sie auch?«
    »Wenn ich freie Bahn habe – warum nicht?«
    »Ich bekäme einen Kreislaufkollaps! Warum muß man so schnell fahren? Welch ein zwingender Grund liegt dafür vor?«
    »Keiner. Es ist einfach herrlich, zu wissen, daß man mit 245 dahinfliegt; daß man diese Geschwindigkeit beherrscht; daß man an der Grenze des Möglichen angekommen ist.«
    »Sie lieben also das Risiko?«
    »Ja.« Sie warf die Haare zurück und stieg in den Wagen. »Ein Leben ohne Risiko wäre langweilig.«
    Zipka ging um das Auto herum, stieg auf der anderen Seite ein und hatte Mühe, seine langen Beine bequem zu lagern. Man lag mehr in den Sitzen, als daß man saß. Die Straßendecke war direkt unter einem, nur durch eine dünne Blechscheibe getrennt. So ein Gefühl hatte man immerhin, trotz Lederpolsterung und Verkleidungen aus feinstem Wurzelholz. Sie muß vor Geld stinken, dachte Zipka. Und eine solche Frau setzt eine Anzeige in die Zeitung? Da stimmt doch etwas nicht!
    »Sie mögen keine Risiken, nicht wahr?« setzte Kathinka die Unterhaltung fort, nachdem Zipka endlich die beste Sitzposition gefunden hatte. »Aber was würden Sie tun, wenn Sie einen Schwertfisch fingen und Haie wollten ihn Ihnen wieder abnehmen?«
    Wieder dieser Schwertfisch! Zipka starrte auf die Straße. Sie reihten sich in den Verkehr in Richtung Innenstadt ein, und er suchte nach einer Antwort.
    »Ich habe noch nie einen Schwertfisch gefangen. Aber Haie – vor Nordafrika! Mit ›Tummler-Angelsport-Reisen‹. Zwei Wochen Marokko mit garantiertem Haifang für nur DM 1.157, –, Halbpension. Ganz interessant, aber nicht mein Fall. Einen Hecht muß man überlisten, der ist ein intelligenter Bursche, oft klüger als der Angler. Aber ein Hai, so ein gefräßiges Luder, der beißt überall an, wo er Blut riecht. Und an unseren Angeln hingen blutige Fleischfetzen! Das ist dann keine Kunst mehr! Angeln kann nämlich zur Kunst werden …«
    »Sie leben davon?«
    »Genauer: Ich lebe von den Anglern. Mein Beruf ist Designer. Speziell: Designer für Angelköder.«
    »So etwas gibt es?« Kathinka lachte plötzlich und sah ihn kurz an. Sie fuhr sehr forsch und überholte sogar, wenn es äußerst knapp war. Zipka kniff öfters die Augen zusammen. Er war selbst ein guter Fahrer und schnaufte ein paarmal durch die Nase,
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