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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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denn noch normal, Kathi? Bieg von der Straße ab und fahr zu Herbert in die Hochschule. Geh mit ihm essen, wie glücklich wird er sein …«
    Sie parkte ihren Wagen vor dem Flughafengebäude und sah auf den elektrischen Uhren, daß sie noch zehn Minuten Zeit hatte. In der Cafeteria trank sie schnell einen Espresso, rauchte nervös eine Zigarette und lehnte sich dann seitlich vom Ausgang A an die Wand.
    Die Maschine aus München landete pünktlich. Eine nüchterne Männerstimme verkündete es im Lautsprecher, auf der Anzeigetafel erschienen die elektronischen Buchstaben ›Gelandet‹. Noch kann ich weg, sagte sie sich. Eine Kehrtwendung, raus aus der Halle, hinein in den Wagen und ab! Das wäre endgültig. Er kennt meinen Namen nicht, nicht die Adresse, nicht die Telefonnummer. Die Zeitung ist bei Chiffre-Anzeigen zum Schweigen verpflichtet. Und wenn er schreibt? Ich kann Anweisung geben, alle nun noch ankommenden Angebote zurückzusenden … Ich brauche mich nur umzudrehen und zu gehen.
    Sie blieb stehen.
    Die Maschine aus München schien voll besetzt gewesen zu sein. Eine Menge Passagiere stieg aus und eilte zu dem Koffertransportband. Ganz zuletzt – Kathinka Braun hatte eigentlich nichts anderes erwartet – schlenderte der Postlagernde heran. Er war keine umwerfende Erscheinung, kein Cary-Grant-Typ, keine strahlende Männlichkeit, vielmehr sah er recht durchschnittlich aus. Er trug einen Sportanzug, einen Staubmantel über dem Arm, einen Bordcase aus braunem Büffelleder in der linken Hand und in der rechten das ›Deutsche Anglerblatt‹ mit dem besagten Titelbild. Er trug es vor sich her wie ein Zeitungsverkäufer, es fehlte nur noch, daß er lauthals ausrief: Das neue Anglerblatt! Die sensationelle Geschichte des Mannes am Fluß! Das neue Anglerblatt …
    Es war falsch, daß ich nicht weggefahren bin, dachte Kathinka. Es war grundfalsch. Jetzt ist es zu spät. Genauso habe ich mir das vorgestellt … ein Clown von fünfunddreißig Jahren!
    Sie rührte sich nicht, blieb stehen und sah dem Mann entgegen. Er suchte umher, stellte sein Köfferchen ab und drückte die Anglerzeitung an seine Brust. Kopf und Titelfoto schwebten jetzt übereinander. So blieb er stehen, bis er allein vor dem Ausgang A stand. Niemand wartete mehr bis auf eine auffallend hübsche, elegante Dame in einem mit Saphirnerz besetzten Frühlingsmantel, dem man das Pariser Atelier von weitem ansah. Fast gleichzeitig setzten sich Kathinka Braun und der Fremde in Bewegung und trafen sich in der Mitte der Halle.
    »Wenn ich das gewußt hätte …«, sagte er statt einer Begrüßung. Er faltete die Zeitung zusammen und steckte sie in die äußere Rocktasche.
    »Wenn Sie was gewußt hätten?« fragte Kathinka verschlossen. Aus der Nähe betrachtet, sah er doch ganz manierlich aus. Er hatte fröhliche blaue Augen und ein energisches Kinn, er war gebräunt – von einem Skiurlaub oder aus dem Solarium? –, und seine Haare kräuselten sich etwas. Über Hannover herrschte heute eine besonders hohe Luftfeuchtigkeit.
    »Sie sind ja eine Lady«, sagte er.
    »Was haben Sie erwartet? Ein Lockvögelchen, das sich mit solchen Anzeigen durchs Leben schlägt?«
    »Ich kann es nicht erklären.«
    »Warum nicht? Soviel ich bisher gemerkt habe, gehören Sie nicht zu den scheuen Menschen.«
    »Ich habe zum ersten Mal auf eine solche Anzeige geschrieben.«
    »Sieh an!«
    »Und ich weiß auch nicht, warum ich es tat. Ich las sie – dabei muß ich erwähnen, daß ich Zeitungen sorgfältig zu lesen pflege, vom politischen Kommentar bis zur Reklame für Hornhautentferner unter den Fußsohlen –, und ganz plötzlich dachte ich: Da schreibst du mal hin! Bin gespannt, wer sich da meldet. Es war, als ob ich in ein völlig unbekanntes Gewässer einen Köder auswerfe.«
    »Sie betrachten wohl alles aus der Anglerperspektive? Passen Sie auf, daß Ihren Schwertfisch nicht jemand auffrißt.«
    »Wie bitte?« Er sah sie entgeistert und etwas hilflos an.
    Kathinka Braun winkte ab. Hemingway kennt er also auch nicht, dachte sie. Keinerlei literarische Ambitionen. Ein angelnder Banause.
    »Wie darf ich das mit dem Schwertfisch verstehen?«
    »Haben Sie in einem Hotel reservieren lassen?« kam Kathinkas Gegenfrage.
    »Aber ja! Im Hotel ›Welfenpark‹.«
    »Ein sehr gutes Haus.«
    »Es ist mir empfohlen worden.« Die Unterhaltung drohte zu versacken. Kathinka nestelte an ihrer Tasche und betrachtete den Bordcase, der neben ihm stand.
    »Müssen Sie noch Gepäck vom Band holen?«
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