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Liebe ist Sterblich (Valerie Dearborn) (German Edition)

Liebe ist Sterblich (Valerie Dearborn) (German Edition)

Titel: Liebe ist Sterblich (Valerie Dearborn) (German Edition)
Autoren: Unknown
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sich. Und sie versuchte ihre Hände wegzuziehen. Doch Cers Griff war wie Eisen. Kein Entkommen.
    Er hielt ihre Hand, drückte ihre Finger ganz fest und quetschte mit seiner Fey-Kraft ihre Knochen aufeinander, als sie versuchte, sie von ihm wegzuziehen. Der Himmel wurde noch finsterer, nicht wie die Nacht, sondern wie die Apokalypse. Sie konnte fühlen, wie er die Energie von überall um sie herum entzog, als sie den Zauberspruch in einem Sprechgesang aufsagten: von der Erde, dem Himmel, dem Boden, selbst den Felsen, wurde die Macht und Lebenskraft, die seine Welt aufrechterhielt, dem Land entzogen, durch sie zu ihm geleitet und dann wieder hinaus in die Leiche, die vor ihnen lag.
    Der Boden begann zu zittern wie bei einem Erdbeben, das als Geräusch begann, das leichteste Vibrieren, das zu einem tiefen Grollen anwuchs, dann ein massives Beben und Bersten, als ob die Welt selbst ihn anriefe, wieder aufzuhören. Dann stand die Welt still. Wenn dieses Reich eine Person gewesen wäre, würde sie sagen, sie wäre gestorben. Auf einmal ließ Cerdewellyn Rachels Hand los.
    Die Lumpen fielen auseinander, und die Knochen wurden enthüllt. Fleisch kroch aus der Brusthöhle heraus und bedeckte sie, wie Plastik, das in eine Form gegossen wurde. Dann wuchs ihr rotbraunes Haar nach, glänzend und gesund werdend. Sie sah perfekt aus.
    Perfekt — aber immer noch tot.
    Sie wäre nicht überrascht gewesen, wenn das Mädchen seine Augen geöffnet und gesprochen hätte. Sie war dem Lebendig-sein so nahe. Ein Körper. Ein Geist und ein Körper... aber dennoch war es nicht richtig. Ein Element des Lebens fehlte. Vor langer Zeit wäre er in der Lage gewesen, sie zum Leben zu erwecken.
    Cerdewellyn erhob sich langsam und hatte Tränen auf seinen Wangen, als er mit einem Finger über das Alabaster-Gesicht des toten Mädchens strich. Er hievte den Körper in seine Arme und stolperte auf das Wasser zu. Er war erschöpft; sie konnte sehen, dass die Magie einen Tribut gefordert hatte. Sie beobachtete, wie er in das Wasser ging, und anstatt Virginia loszulassen stand er nur da, hielt ihren Körper, als würde sie nichts wiegen. Als ob er sie den ganzen Tag lang halten könnte und nichts anderes wollen würde, als ihr nahe zu sein. Er sagte nichts, und Gott wusste, dass Rachel alles andere als mitfühlend war, und dennoch konnte sie an der Art, wie er da stand und sie festhielt, sehen, dass er sie nicht freigeben wollte.
    Er straffte seine Schultern und machte einen weiteren Schritt ins Wasser. Er murmelte etwas und ließ los. Virginia versank augenblicklich. Die Toten wehrten sich schließlich nicht. Graue Wolken zogen vom Osten her auf, finsterer als jeder Sturm, den sie jemals gesehen hatte. „Was ist das?“, fragte sie.
    Cer schüttelte langsam seinen Kopf. „Das ist das Ende. Das Ende der Welt, wenn ich versage.“
    Sie hatte das merkwürdigste Gefühl, dass sie ihn trösten sollte. Aber Rachel gab sich nicht sanften Gefühlen hin. Wenn ihr Herz sie dazu drängte, etwas zu tun, dann war es zweifellos falsch. Sie ließ ihre Stimme schroff klingen. „Du verschwendest deine Magie an eine Leiche!“
    „Nein! Es ist mein letztes Wagnis.“ Er schien sich zu sammeln und straffte die Schultern, während er aufstand.
    Das Ende der Welt sagte er, und sie wusste, dass er Recht hatte. Sie hatte die Festungen seiner Welt einstürzen gefühlt. Und sie fühlte ein klaffendes Loch im Westen. „Der Bann ist gebrochen; du bist frei!“, sagte Rachel.
    Cerdewellyn sagte nichts. Seine Brust dehnte sich aus, als er einen tiefen Atemzug nahm, die Kiefer fest aufeinander gepresst. Er sah den Ozean einen langen Moment an und wendete sich ihr dann wieder zu, der Blick unendlich, seine Seele tot. „Der Zauber, der uns hier hielt... er war nicht autark. Er benötigte eine gewisse Menge an Macht und Energie, um sich selbst aufrechtzuerhalten. Er hat versagt, nicht wahr?“
    Ihre Kehle kratzte. Es war nie gut, schlechte Nachrichten zu übermitteln. „Er ist gebrochen. Du bist frei.“
    Er schenkte ihr einen Blick, der trotz seines Schmerzes leicht höhnisch war. „Ich kann gehen. Meine Leute... sie hätten auch gehen können“, er lachte schroff. „Nach all dieser Zeit des Hier-gefangen- Seins, hätten sie endlich gehen können. Nur dass sie alle tot sind.“
    Seine Aufmerksamkeit schweifte ab, konzentrierte sich auf die offene Wunde im Himmel, die dort war, wo seine Welt zertrümmert worden war und ausblutete... wohin? Sie wusste es nicht.
    Cerdewellyn
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