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Liebe ist staerker als Rache

Liebe ist staerker als Rache

Titel: Liebe ist staerker als Rache
Autoren: Abby Green
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setzen wie ihren Vater. Er hatte dessen labilen körperlichen und seelischen Zustand ausgenutzt, um ihn zum Verkauf zu bewegen.
    Liebend gerne hätte sie sich hinter einem Anwalt versteckt, aber den konnte sie einfach nicht bezahlen. Außerdem sollte de Rojas nicht denken, sie wäre zu feige, sich persönlich mit ihm auseinanderzusetzen. Also verdrängte sie die Erinnerung an ihre letzte Begegnung, sonst würde sie aller Mut verlassen. Jetzt zählte lediglich die Gegenwart – und die Zukunft.
    Wer konnte besser wissen als sie, wie gnadenlos die Familie der de Rojas’ sein konnte. Trotzdem schockierte es sie, wie Nicolás mit einem hilflosen, kranken Mann umgegangen war. Eigentlich hätte sie ein solches Verhalten eher ihrem eigenen Vater zugetraut – aber nie Nicolás.
    Nervös strich sie den schimmernden Stoff ihres schwarzen Kleides glatt. Ihr Budget hatte es ihr nicht erlaubt, sich ein Abendkleid zu kaufen. Aber wenn man zu dem noblen, alljährlich stattfindenden Dinner von Mendozas Winzern wollte, dann musste man sich entsprechend kleiden. Glücklicherweise hatte sie dieses Kleid in einem Schrank entdeckt, der offensichtlich der Zerstörungswut ihres Vaters entgangen war.
    Auf den ersten Blick hatte es schlicht und elegant gewirkt mit dem hochgeschlossenen Kragen, aber als sie sich dann umdrehte und im Spiegel betrachtete, musste sie feststellen, dass der Rückenausschnitt etwas „sehr tief“ war. Aber nun war es zu spät. Alle anderen Kleider hätten erst in die Reinigung gemusst.
    Hätte Mutter nur einen etwas dezenteren Geschmack gehabt oder wäre sie wenigstens etwas größer gewesen, wünschte sich Maddie. Bei ihr reichte das Kleid gerade mal bis zur Mitte der Schenkel. Ihren hellen Teint, die schwarzen Haare und die strahlend grünen Augen verdankte sie ihrer Urgroßmutter, die mit der ersten Welle der Immigranten eingewandert war und in die Vasquez-Familie eingeheiratet hatte.
    Als sie jetzt aus dem Schutz des Schattens heraustrat, fühlte sie sich entblößt und verwundbar. Sie nahm allen Mut zusammen, ignorierte die Blicke, die sie streiften, und betrat die pompöse Eingangshalle des Hotels.
    Nicolás Cristobal de Rojas unterdrückte ein Gähnen. Er hatte die letzten Wochen rund um die Uhr gearbeitet, um die diesjährige Ernte einzubringen. Es war einer der heißesten Sommer überhaupt, und dies bedeutete: Entweder wäre die Ernte fantastisch – oder absolut ruiniert. Wie immer arbeitete er bis zur Erschöpfung – eine Eigenschaft, die er seiner traumatisierten Kindheit verdankte.
    „Also wirklich, mein Lieber. Bin ich wirklich so langweilig?“, hörte er plötzlich.
    Nic zwang sich, in die Gegenwart zurückzukehren. Er sah die Frau an seiner Seite an und setzte ein charmantes Lächeln auf. „Auf keinen Fall!“
    Seine blonde Begleiterin gab ihm spielerisch einen Klaps auf den Arm. „Ich glaube, du brauchst ein wenig Abwechslung. Du solltest nach Buenos Aires fahren. Wie du es in dieser öden Gegend überhaupt aushältst, ist mir ein Rätsel.“ Sie schüttelte sich theatralisch. Dann murmelte sie eine Entschuldigung und stakste mit schwingenden Hüften auf ihren High Heels davon.
    Auch wenn er gegen weibliche Verführungskünste immun war, beobachtete er doch amüsiert, wie sich alle Köpfe nach Estelle umdrehten – zumindest alle männlichen. Trotzdem schätzte er sich glücklich, dass sie mitgekommen war – ihre Anwesenheit schützte ihn wenigstens vor den hartnäckigsten Vamps Mendozas. Er war wirklich nicht in der Stimmung, sich mit diesen Frauen abzugeben. Seine letzte Geliebte hatte ihm eine furchtbare Szene gemacht: Er hätte überhaupt keine Gefühle – überhaupt kein Herz. Auf eine Wiederholung konnte er wirklich verzichten.
    Letztendlich musste Sex auch nicht unbedingt sein. Ehrlich gesagt, seine letzten Affären hatten ein schales Gefühl hinterlassen. Sie kamen ihm seltsam … seelenlos vor. Und eine längerfristige Beziehung kam für ihn nicht infrage. Die zerstörerische Ehe seiner Eltern hatte ihn von klein auf geprägt. Selbstverständlich hatte er vor, eines Tages zu heiraten. Schließlich galt es, die Erbfolge zu sichern. Aber er würde bei der Wahl einer Partnerin sehr vorsichtig sein.
    In diesem Moment sah er eine Frau den Ballsaal betreten. Unwillkürlich überlief ihn ein Schauer, und seine Nackenhaare stellten sich auf. Genau wie eben vor dem Hotel, als er das Gefühl hatte, beobachtet zu werden.
    Er konnte das Gesicht der Frau nicht sehen, nur die langen,
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