Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Bier, Else –«
    Und dann die Abende. Fernsehen, natürlich. Kauen und Trinken vor der Mattscheibe. Dazwischen die Zeitung. Kommentare über Politik und Wirtschaft, Spezialität Ostpolitik der Regierung. Hubert Bader war in Rußland gewesen, von 1940 bis 1944. EK II, EK I, Verwundetenabzeichen in Schwarz (zweimal leicht verwundet, zweimal Schulterschuß, glatt durch, und einmal – Anlaß zu Witzen bei der Skatrunde – Steckschuß in der rechten Hinterbacke), Gefrierfleischorden (das war ein Blechding, das an den mörderischen Winter 1941 in Rußland erinnern sollte). Männer, da kennt man Rußland! Und dann diese Ostpolitik der Regierung! Waren die überhaupt mal in Rußland – ich meine im Krieg, nicht zur Ausbildung in Moskau? Manchmal ein Giftzwerg, dieser Hubert Bader … aber jetzt fehlte er, hier im ›Château Aurore‹, fehlte seiner Tochter, die naß im warmen Gras lag, auf einem Boden, der die Hitze eines Junitages wider atmete, und die Rosen roch, den späten Jasmin, die süßen Wolken des Geißblatts, aus dem man einen Laubengang zum Rosengarten gezogen hatte.
    Eine kleine Stunde Wehmut. Erkenntnisse, die wehtaten. Es gibt so etwas wie eine Heimat, auch wenn es unmodern ist, so zu denken. Aber das Herz, das Gefühl, die Seele, sie denken nicht … sie fühlen bloß die Leere inmitten einer neuartigen Welt.
    Eine Stimme schreckte sie auf. Sie zog das Handtuch über ihren noch nassen Körper und drehte sich mit einem Schwung auf den Bauch. Sie sah nur einen länglichen Schatten, zwischen der Gartenschaukel und dem noch immer aufgespannten Sonnenschirm.
    »Ich habe es immer geahnt, aber mir glaubt ja keiner –«, sagte die Stimme. Eine angenehme, etwas weichliche, an Zärtlichkeit gewöhnte Stimme. »In unserem Park lebt eine Nymphe –«
    »Monsieur Chabras …«, sagte Eva. »Ich … ich weiß, daß es verboten ist, zu baden. Ich habe geglaubt, im Haus schläft alles … Wenn Sie mich verraten –«
    »Sie sind noch nicht lange bei uns, Mademoiselle –« Jules Chabras kam näher, sein Schatten verdichtete sich zu einem Körper, ein sportlicher, bis auf eine knappe Badehose nackter Körper. Vor der Brust pendelte ein goldenes Medaillon an einer schimmernden Gliederkette, als er sich neben Eva ins Gras setzte. »Sonst wüßten Sie, daß, wenn alles im Hause schläft, ich erst munter werde. Schwimmen wir eine Runde gemeinsam?«
    »Nicht böse?«
    »Welche Frage! Meine Mutter regiert hier wie die Pompadour … nur die Liebhaber fehlen. Ich vermute, selbst das ist ihr zu anstrengend. Einmal – vor zwei Jahren – tauchte so etwas wie ein Liebhaber auf. Monsieur Bertrand de Donzenac. Uralter Adel, etwas vertrottelt, aber noch aktiv. Doch ich wette: Bis auf ein Streicheln von Mamas immer noch schönem Busen ist er nie weitergekommen …«
    »Wie reden Sie von Ihrer Mutter, Monsieur!« Sie drehte sich wieder auf den Rücken und breitete das Handtuch über sich aus. »Warum erzählen Sie so etwas?«
    »Um Ihnen die Angst zu nehmen vor der großen Madame. Sie werden in unserem Pool schwimmen können, wann immer Sie wollen. Ich werde mit Mama darüber sprechen.« Er legte sich neben Eva, verschränkte die Arme hinter dem Nacken und stieß, wie aus Versehen, gegen ihr Bein. Aber er zog seins nicht zurück, sondern ließ es liegen. Erst, als Eva ihr Bein wegrückte, erlosch der Kontakt.
    »Sie sind zu uns gekommen, um Französisch zu lernen?« fragte Jules.
    »Ja. Über den Studentenaustausch. Ich will Romanistik studieren. Ich habe mit Pädagogik angefangen, aber ich glaube, ich bin keine gute Lehrerin …«
    »Schrecklich!«
    »Was ist schrecklich?«
    »Der Gedanke, daß Sie eine Lehrerin sein könnten. Schule ist für mich ein Trauma geworden …«
    »Sie waren kein guter Schüler?«
    »Ich war nicht einmal ein schlechter! Ich war eine einzige Katastrophe. Ich habe vier Hauslehrer verbraucht und zu Frührentnern gemacht. Aber Papas Beziehungen reichten aus, mir das Abitur – so nennt man es doch bei Ihnen? – zu beschaffen. Jetzt studiere ich im 14. Semester Volkswirtschaft …«
    Er lachte gurrend, räkelte sich im Gras und legte, wie ganz unbeabsichtigt, seine Hand auf Evas Bauch. Wortlos schob sie sie weg. Die Wärme des Bodens war angenehm, es war eine windstille, warme Nacht, durch die das Plätschern der vier Springbrunnen im Park wie das Rauschen eines Wasserfalles klang.
    »Und dieses Leben gefällt Ihnen?« fragte sie plötzlich.
    »Man ist nur einmal jung, Mademoiselle.«
    »Wenn alle so denken

Weitere Kostenlose Bücher