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Liebe ist der größte Schatz

Liebe ist der größte Schatz

Titel: Liebe ist der größte Schatz
Autoren: SOPHIA JAMES
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sich.
    Asher Wellingham unterhielt sich noch immer mit dem Gastgeber, als sie unmittelbar vor ihm ins Straucheln geriet und geschickt in seinen Armen landete. Zum Glück hatte sie rechtzeitig einen schrillen Ton von sich gegeben, denn der Duke reagierte schnell, und es wäre ihm beinahe gelungen, sie zu stützen, als sie vermeintlich die Balance verlor. Hätte der Saum des Kleides sich nicht an einem ihrer Absätze verhakt, wäre ihr kleines Schauspiel zügig und ohne weiteres Aufhebens über die Bühne gegangen. So jedoch touchierte sie einen kleinen Gentleman, der neben ihr stand, und der schmächtige ältere Herr geriet ins Wanken. Der auf Hochglanz polierte Marmor unter ihren Sohlen bot ihr zu ihrem Verdruss keinen Halt, und sie fiel unsanft zu Boden, während sich der Weißwein über ihr Kleid ergoss und der kleine Gentleman ebenfalls stürzte. Aber wenigstens war die Situation hervorragend geeignet, sich ohnmächtig zu geben, und Emerald schloss zufrieden die Augen.
    Sie vernahm ein allgemeines Aufkeuchen um sich, als sie die starken Arme des Duke of Carisbrook oberhalb ihrer Taille und in ihren Kniekehlen spürte und er sie mühelos hochhob. Der weiche feine Wollstoff seines Fracks schmiegte sich an ihre Wange, und sie hörte sein Herz kräftig und regelmäßig schlagen. Dann berührten seine Finger flüchtig ihre Seite, und sie vergaß beinahe zu atmen. Den Kopf gegen seine Schulter gelehnt, gewahrte sie, vorsichtig unter ihren langen Wimpern hervorlugend, dass ihre durch das Korsett hochgewölbten Brüste in dieser Haltung überdeutlich betont wurden, und als sie für eine Sekunde zu Asher Wellingham aufzublinzeln wagte, war sie überrascht über das, was sie in seinen Augen las.
    Während er sie aus dem Ballsaal trug, dachte sie darüber nach, wie sich die Farbe seiner Augen beschreiben ließ. Sie waren hellbraun und durchsetzt mit goldfarbenen Flecken. Gerade eben jedoch hatten sie sich leicht verdunkelt, sodass für Emerald kein Zweifel daran bestehen konnte, dass seine Gedanken unschicklicher Natur gewesen waren. Diese Erkenntnis verwirrte sie und erzeugte in ihr das Gefühl, dass alles viel schwieriger würde als erwartet.
    „Sie sind in Ohnmacht gefallen“, sagte er hörbar gereizt, als er sie auf einem Kanapee in einem Nebenzimmer ablegte. Die Musik drang jetzt nur noch sehr leise an ihre Ohren. Emerald sah zu ihm auf und kam zu dem Schluss, dass er mit seinem dunklen, für einen englischen Gentleman ungewöhnlich langen Haar und den cognacfarbenen Augen eine außerordentlich attraktive Erscheinung abgab. Der Duke of Carisbrook war ein Mann mit legendärem Selbstvertrauen und genügend Rachedurst im Herzen, um ihren Vater über die drei Ozeane zu verfolgen – und ihn zu töten!
    Kaum hatte sich diese Erinnerung in ihrem Kopf geformt, kehrte der unbändige Zorn zurück, den sie so oft empfand, und mit ihm der tiefe Schmerz über den erlittenen Verlust. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Stimme halbwegs verlegen und nicht etwa ungehalten klang.
    Sie setzte eine schüchterne Miene auf und legte die Hand auf den Mund. „Es tut mir schrecklich leid“, beteuerte sie. „Ich vermute, die Hitze im Ballsaal und die vielen Menschen haben mir zugesetzt. Vielleicht auch der Lärm …“ Unsicher hielt sie inne und fragte sich, ob ihr Gehabe zu theatralisch wirkte. Sie klappte ihren Fächer auf, um ihr Gesicht dahinter zu verbergen. Zu ihrer Erleichterung trat der Duke einen Schritt zurück.
    „Haben Sie mich vor einem misslichen Sturz bewahrt, Euer Gnaden?“
    „Es verhielt sich vielmehr so, dass Sie gerade in meine Armen fallen wollten, als Sie aus Gründen, die sich mir nicht erschließen, den gebrechlichen Earl of Derrick umstießen und mit ihm auf dem Boden landeten. Doch zuvor habe ich in dem Versuch, Sie zu halten, mein Weinglas über Ihrem Kleid entleert.“
    Emerald gab sich alle Mühe, entsetzt auszusehen, während sie darüber nachdachte, wie schrecklich anstrengend es war, unendliche Dankbarkeit vorzuspiegeln oder unaufhörlich zu bekunden, wie leid es einem tat. Diese Scharade gestaltete sich zunehmend schwierig, zumal sie sich mit den Regeln gesellschaftlichen Gebarens weder vertraut fühlte noch sie nachvollziehen konnte. Sie mahnte sich, vorsichtig zu sein, denn sie musste auf jeden Fall ihre wahre Identität verbergen. Kamen zu viele Fragen auf, würde sie Antworten geben müssen und womöglich all jene in Gefahr bringen, die sie liebte.
    „Wo ist meine Tante?“
    „Wenn ich mich nicht
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