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Liebe ist der größte Schatz

Liebe ist der größte Schatz

Titel: Liebe ist der größte Schatz
Autoren: SOPHIA JAMES
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irre, ist sie auf der Suche nach einem Schal, um die Weinflecken zu kaschieren.“
    Emerald machte Anstalten, sich aufzusetzen. „Vielleicht bin ich in der Lage …“
    „Ich denke, es wäre klüger, wenn Sie noch eine Weile liegen blieben“, unterbrach der Duke sie mit seiner klangvollen Stimme und ergriff ihr Handgelenk, um den Puls zu fühlen, der just in dem Moment, da er sie berührte, in die Höhe schnellte. Besorgt fragte Emerald sich, ob ihr Pulsschlag am Ende Rückschlüsse zuließ, die sie in Verlegenheit bringen konnten.
    Als er lächelte, wusste sie Bescheid. Er war kein Mann, der sich von geistlosem weiblichem Verhalten aus der Reserve locken und um den kleinen Finger wickeln ließ. Emerald entzog ihm ihre Hand und setzte eine Unschuldsmiene auf, wie sie sie bei vielen englischen Mädchen beobachtet hatte. „Ich bin selten so ungeschickt. Ich muss gestolpert sein.“ Sie raffte leicht ihren Rock, bis die offene Schnalle zum Vorschein kam. „Ah, daran dürfte es liegen.“ Zufrieden stellte sie fest, dass er die neue Erkenntnis zu verinnerlichen schien.
    Zum Glück trat in diesem Augenblick Miriam in den Raum, gefolgt von ihrem Gastgeber Lord Henshaw.
    Die Tante verzog besorgt das Gesicht. „Geht es dir besser, meine Liebe? Du hättest dir eine Kopfverletzung zuziehen können bei dem Sturz. Und dein Kleid ist völlig ruiniert von dem Weißwein. Komm, Liebes, setz dich auf, damit ich dir den Schal umlegen kann.“
    Emerald, die es leid war, im Mittelpunkt zu stehen, schwang die Beine über die Sofakante und stand vorsichtig auf. „Ich werde in Zukunft achtsamer sein und danke Ihnen für Ihre Hilfe.“ Sie musste den Blick heben, um Asher Wellingham in die Augen zu sehen, und dies war in Anbetracht ihres eigenen hohen Wuchses recht selten der Fall. Als ihre Blicke sich trafen, wünschte sie unwillkürlich, ihr Haar wäre länger und ihr Kleid modischer.
    Nein, nein, nein. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Hüte dich vor derlei sinnlosen Anwandlungen, schalt sie sich. Asher Wellingham war ihr Feind, und sie würde Eng land verlassen, sobald sie fand, wonach sie suchte. Dass sie errötete, lag an der Hitze im Zimmer, und ihr Herzklopfen lastete sie dem Schock an, den ihr der ungeplante Sturz verursacht hatte. Wenn ich diesem Ort doch nur entfliehen und etwas kühle Luft schnappen könnte, dachte sie verzweifelt und sehnte sich an das Ufer der Themse, wo der Wind stärker und frischer wehte als in der stickigen Stadt.
    Mit aufgesetzt heller, mädchenhafter Stimme, die Miriam inzwischen vertraut war, fühlte Emerald sich verpflichtet zu erklären: „Meine Mutter pflegte zu sagen, dass der Charakter einer Frau nicht durch ihre Erfolge, sondern durch ihre Misserfolge geschliffen wird.“
    Carisbrook war offensichtlich nicht geneigt, ihre Bemerkung mit einem Lächeln zu quittieren. „Ihre Mutter scheint eine kluge Frau zu sein, Lady Emma“, erwiderte er gleichmütig, und Emerald wusste, dass er nur mit Mühe Geduld wahrte.
    „Oh, das war sie in der Tat, Euer Gnaden.“
    „War?“
    „Sie starb, als ich noch ein Kind war. Mein Vater hat mich großgezogen.“
    „Ich verstehe.“ Seine Miene ließ nicht den geringsten Zweifel daran, dass er der Konversation mehr als überdrüssig war. Lediglich seine guten Manieren hinderten ihn daran, das Gespräch brüsk zu beenden. „Ich hörte, Sie kommen vom Lande. Woher stammen Sie genau?“
    „Aus Knutsford in Cheshire.“ Sie war einst als Kind dort gewesen. Im Sommer, und der Duft englischer Wiesenblumen hatte sich ihr unauslöschlich eingeprägt. In dem Medaillon, das sie heute um den Hals trug, steckte noch eine einzelne Ritterspornblüte, die ihre Mutter damals gepresst hatte.
    „Und Ihr Akzent? Ich kann ihn schwer einordnen.“
    Die Frage erschreckte sie derart, dass sie zusammenzuckte. Unglücklicherweise stieß sie dabei mit der Hand gegen eine Vase, die auf einem Säulenpodest gleich neben ihr stand. Das Gefäß kippte zur Seite und zerbrach klirrend auf den Marmorfliesen. Unzählige Porzellanscherben verteilten sich auf dem Boden, und Emerald bückte sich hastig, um sie aufzusammeln. Doch ihre Unüberlegtheit brachte ihr umgehend eine Rüge ein.
    „Emma, das ziemt sich nicht für dich“, tadelte Miriam scharf.
    Verlegen richtete Emerald sich auf. Natürlich war es die Aufgabe der Dienstboten, sich um die Scherben zu kümmern. Wieder einmal hatte sie die gesellschaftlichen Gepflogenheiten nicht beachtet. „Ist die Vase sehr wertvoll?“,
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