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Liebe Isländer: Roman (German Edition)

Liebe Isländer: Roman (German Edition)

Titel: Liebe Isländer: Roman (German Edition)
Autoren: Huldar Breiðfjörð
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im Touristikzentrum Eden ein sprechender Plüschaffe zu sehen, und in den Häusern herrschen so schrecklich hohe Temperaturen, dass es nicht mal in Unterhose auszuhalten war in dem Zimmer, das du gebucht hattest. Deshalb hast du beschlossen, die letzte Nacht mit dem Auto zu verbringen. Es ist wind- und totenstill, und als du um Lappi herumgehst und ihn betrachtest, hallt das Echo deiner knirschenden Schuhe durch die schlafende Umgebung. Dieses Geräusch erinnert dich an ein Schaf, das sein Heu zermalmt. Du siehst ein Tau an einem Kutter zerren. Du hörst eine Eismaschine klacken. Und du siehst noch mehr.
    Du siehst eine Verkäuferin in einem Kiosk. Sie ist dunkelblond und hat graublaue Augen, trägt eine grüngestreifte Westenschürze und steht hinter einem Tisch. Sie hat einen Bart, diese Frau, und ihre Nase ist eine Nummer zu groß, die Erscheinung schwerfällig und ihr Augenausdruck ein wenig starr, und doch ist sie eigenartig anziehend.Hinter dem Tresen befindet sich ein kleines Radio, und die Verkäuferin lauscht den Nachrichten mit halbem Ohr, während sie hier und da herumhantiert. Oben in einer Ecke hängt ein Fernseher, aber die Verkäuferin schaut nicht hin. Sie empfindet es als angenehm, ihn einfach nur dort zu wissen. An einem Haken bei den Regalen hängt ein Max-Overall. Die Einrichtung des Ladens ist eine wunderliche Mischung aus Alt und Neu. Aus ihr lässt sich ablesen, dass der Inhaber sparsam und launisch ist. Vielleicht sogar dickköpfig. Das Angebot in den Regalen ist gut, und wenn du das, was du suchst, nicht entdecken kannst, ist es unwahrscheinlich, dass du es überhaupt benötigst. Auf dem Fensterbrett steht ein einsames Kupferteil, neben der Tür hängt Munchs Schrei, weiter hinten ein Bild von einem Premier-League-Fußballteam, und doch fügt sich das alles liebenswert zusammen und bildet ein Ganzes. Auf seine eigene Weise.
    Du gehst hinein, und die Verkäuferin schaut dich forschend an. Sie ist schüchtern und neugierig zugleich, und kurz darauf unterhaltet ihr euch schon miteinander. Allmählich beginnt sie zu lächeln und gestattet dir, ein Stückchen näher zu kommen. Kurz darauf fängt sie an zu lachen, bietet dir Schnupftabak an und kratzt sich den Bart. Trotzdem ist es, als sei sie auf der Hut, und du achtest darauf, eine gewisse Distanz zu wahren. Sie aber ist überaus zuvorkommend. Als sie dich zu einem Landakaffi einlädt, könnt ihr euch noch einen Hauch besser kennenlernen. Dann wird sie albern, aber zugleich ein klein wenig melancholisch. Geht dann in Abwehr. Sie traut niemandem außer sich selbst. Sie ist sich selbst genug und schlägt auf den Tisch, um dies zu unterstreichen. Schließlich musst du dich darauf einstellen, dass sie an manchen Tagen nichts mit dir zu tun haben wollen würde. Dass sie immer starrköpfig, verschlossen und unberechenbar bleiben wird. Dass sie an manchen Tagen einfach allein sein möchte und in den Zeitungen blättern, und zwar eher aus alter Gewohnheit, als dass irgendetwas ihr Interesse weckte. Und du hast nichts dagegen, weil du sie an manchen Tagen selbst gar nicht treffen möchtest. Du weißt, du bist im Grunde ganz genauso. Und du weißt, dass ihr immer wieder zusammenfindet.
    Nun gut.
    Du steigst in den Wagen und fährst los. Auf der Hellisheiði ist kein Verkehr, und dieser Morgen gehört dir allein. So gut wie. Du drehst den Knopf am Radio, wechselst zwischen den Programmen und hörst durch das Rauschen, dass die topfitten Radioleute zur Arbeit angetreten sind. Je lauter und klarer ihre Stimmen werden, desto mehr verblassen die Sterne am Himmel. Kurz darauf, als du die Lichter von Reykjavík aus dem Dunkel aufsteigen siehst, wirst du von der Sorge ergriffen, ob du das Auto verkauft bekommen wirst. Und die Reise geht weiter.

Ich danke besonders
     
    Gunnar Breiðfjörð
    Hulda Ingólfsdóttir
    Silja Hauksdóttir
    Und allen, die in der Geschichte vorkommen.

Informationen zum Buch
    Mitten im tiefsten Winter beschließt ein 25-jähriger Mann aus Reykjavík, seinem Leben eine neue Richtung zu geben: Weil ihm der monotone Alltag des coolen Lebens in der Hauptstadt über ist, und er es satt hat, zwischen Arbeit, Bar und Spirituosengeschäft zu pendeln, kauft er sich einen alten Lappländer-Jeep und das nötige Überlebensequipment und macht sich auf eine zweimonatige Reise durch das eisklirrende Island. Er will seine Heimat und dessen Einwohner kennenlernen und zugleich mehr über sich selbst erfahren. Im Uhrzeigersinn begibt er sich auf seine
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