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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts
Autoren: Kathleen MacMahon
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Inzwischen hat sie gelernt, dass man seine Haare nicht mit Gummibändern zusammenbinden soll, sondern mit Haargummis, weil sie sonst abbrechen. Aber woher hätte Hugh das wissen sollen?
    Nach dem Tod ihrer Mutter ist Addie oft nachts aufgewacht und hat sich einsam gefühlt. Sie ist hinaus auf den Treppenabsatz und in sein Zimmer geschlichen und hat das Fußende des Bettes umrundet, bevor sie sich auf der anderen Seite hineinlegte. Er hat sie an sich gezogen, ohne richtig aufzuwachen. Und dann schliefen sie, aneinandergeschmiegt wie Löffel, seinen großen Arm um sie geschlungen und ihr Gesicht in den rauhen Baumwollstoff seines Pyjamas gekuschelt.
    Und wegen dieser Erinnerungen kann Addie ihm fast alles verzeihen.
     
    Erst nach dem Abendessen fiel ihr ein, dass sie seinen Anrufbeantworter noch nicht abgehört hatte.
    Sie saßen mit ihren Gläsern in der Dunkelheit. Der Fernsehbildschirm tauchte das Zimmer in ein blaues Licht.
    »Wir haben deine Nachrichten heute noch nicht abgehört.«
    »Stimmt.«
    »Möchtest du es tun?«
    »Nicht unbedingt, aber bringen wir es am besten hinter uns.«
    Da er sein Mobiltelefon nicht benutzen konnte, hatte Addie Stunden damit verbracht, herauszufinden, wie man die Anrufe auf den Festnetzanschluss umleitete.
    Nun ging sie zum Schreibtisch und drückte auf den Knopf des Anrufbeantworters.
    Eine unheimliche, blecherne Computerstimme hallte durch den Raum.
    »Sie haben eine neue Nachricht.«
    Er zuckte zusammen und wartete ab. Doch das, was nun kam, hätte er sich in seinem schlimmsten Träumen nicht ausgemalt.
    »Hallo, das ist eine Nachricht für Hugh Murphy! Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich so schnell finde.«
    Eine laute, überschwengliche Stimme, eindeutig ein Amerikaner.
    »Du kennst mich nicht. Ich heiße Bruno Boylan und bin ein Abgesandter vom New-Jersey-Zweig der Familie!«
    Sie erstarrten und wechselten einen entsetzten Blick.
    »Mein Dad war Patrick Boylan, der Cousin deiner Mom. Was heißt, dass ich dein Cousin zweiten Grades bin!«
    Er sprach seinen Nachnamen mit zu viel Betonung auf beiden Silben aus, so dass es wie BOY - LAN klang.
    Außerdem hatte er den Tonfall nicht richtig getroffen und war so entsetzlich fröhlich. Die Wirkung auf seine Zuhörer war fatal.
    »Vielleicht erinnerst du dich an eine meiner Schwestern, die einmal bei dir zu Besuch war. Das ist schon eine Weile her …«
    Und ob sie sich noch erinnerten. Herrje. Es war, als wäre das grässliche Mädchen wieder hier im Zimmer. Das krause Haar, die Klamotten von Train Track, der schauderhafte Akzent.
    »Ich habe schon befürchtet, ihr könntet in all den Jahren umgezogen sein …«
    Im Zimmer herrschte eine angespannte Wachsamkeit, als sie sich auf das gefasst machten, was nun unweigerlich kommen würde.
    »… ich bin gerade in Dublin angekommen und dachte, ich schaue mal vorbei, um hallo zu sagen.«
    Er diktierte eine lange Telefonnummer.
    »… vielleicht müsst ihr davor eine Eins wählen. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen!«
    Addie und Hugh starrten sich schweigend an. Inzwischen war es so dunkel, dass sie einander kaum noch sehen konnten.
    Hugh ergriff als Erster das Wort.
    »Gütiger Himmel!«
    Addie lachte nervös auf, es war eher ein Prusten.
    »Sag mir, dass wir gleich aufwachen und feststellen, dass es nur ein böser Traum war.«
    Sie starrten beide auf den Anrufbeantworter, als sei er eine Bombe.
    »Rasch«, meinte Hugh, »lösch die Nachricht, dann können wir so tun, als hätten wir sie nie erhalten.«
    Addie sprang auf und schaltete die Stehlampe hinter dem Schreibtisch an. Plötzlich war der Raum in ein gelbes Licht getaucht. Dann beugte sie sich vor und drückte auf die Löschtaste des Geräts.
    »Was, wenn er wieder anruft und noch eine Nachricht hinterlässt?«
    »Damit befassen wir uns, wenn es so weit ist.«
    Als er einen großen Schluck von seinem Whiskey nahm, drang ein unappetitliches Gurgeln aus dem Strohhalm.
    »Mir ist gerade etwas Schreckliches eingefallen«, wandte Addie ein. »Er hat doch nicht etwa unsere Adresse, oder?«
    »Das ist ziemlich wahrscheinlich. Deshalb dürfen wir kein Risiko eingehen. Wir machen einfach die Tür nicht auf.«
    Addie kicherte. »Wenn man uns so reden hört, könnte man meinen, dass wir belagert werden.«
    Doch Hugh fand das gar nicht komisch.
    »Das ist kein Grund zum Lachen«, entgegnete er. »Dieser Mann kommt mir unter keinen Umständen ins Haus. Ich habe keine Lust auf einen Idioten aus Amerika, der auf der Suche nach seinen
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