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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts
Autoren: Kathleen MacMahon
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einen Zettel notiert, und er hatte es auf die Innenseite des Umschlags seines Reiseführers geschrieben. Doch alles andere hatte sie vergessen. Also gab es keine Garantie, dass sie noch dort wohnten.
    Als Erstes würde er sie im Telefonbuch nachschlagen. Falls sie eine Geheimnummer hatten, musste er sich eben umhören. Irgendjemand musste sie ja kennen. Selbst wenn sie umgezogen waren, gab es vielleicht eine Nachsendeadresse und jemand wusste, wo man sie finden konnte. Während das Taxi durch die Stadt sauste, arbeitete Bruno im Geiste sämtliche Szenarien durch. Er ging dabei methodisch vor und kam jedes Mal zu einer Lösung. Das Einzige, was er nicht in Betracht zog, war die Möglichkeit, dass sie ihn vielleicht nicht sehen wollten. Auf diesen Gedanken kam er gar nicht erst.
    Das Taxi umrundete eine schmale Verkehrsinsel. Dann überquerten sie eine breite, hässliche Brücke. Zu Brunos Linker schnitt der Fluss eine Schneise durch die ganze Stadt. Niedrige graue Gebäude säumten die Kais auf beiden Seiten des ebenfalls grauen und ruhigen Wassers. Als Bruno sich nach links wandte, sah er Schiffe. Kreuzfahrtschiffe und Frachter waren an der Kaimauer verankert. Kleine Jachten schwankten mitten im Fluss. Dahinter begann, wie er vermutete, das Meer.
    Das Taxi hielt in der Warteschlange vor einer Mautstation. Da es plötzlich still wurde, konnte Bruno das Radio hören. Die Nachrichtensprecherin hatte einen wunderhübschen Akzent. Für Bruno klang sie wie eine Stimme aus der Vergangenheit.
    »Nach den jüngsten Umfragen in den Vereinigten Staaten holt der demokratische Kandidat Barack Obama gegenüber seinem republikanischen Rivalen John McCain in den Schlüsselstaaten auf. In Ohio, wo sich die Wähler in den letzten elf Wahlen für den Sieger entschieden haben, liegt Senator Obama nun drei Prozent vor Senator McCain. Die beiden Kandidaten werden heute Abend in einem zweiten Fernsehduell erneut aufeinandertreffen.«
    Bruno schmunzelte.
    So viel zum Thema Abstand gewinnen.
     
    Selbstverständlich ist es rückblickend betrachtet völlig klar und nur schwer vorstellbar, dass es auch anders hätte ausgehen können.
    Wenn man sieht, wie dieser Mann an seinem Schreibtisch im Oval Office sitzt, den langen Arm vor sich liegend, um seine berühmte Linkshänderunterschrift zu leisten. Wenn man beobachtet, wie dieser schlaksige Mann, die Handflächen den Kameras entgegengereckt, mit seiner reizenden Frau den Eingeweiden der Air Force One entsteigt und sich dabei so wohl zu fühlen scheint wie ein Fisch im Wasser. Kaum auszudenken, dass jemand anderer seinen Posten hätte bekommen können!
    Doch wenn man die Nachrichten einschaltet und zum hundertsten Mal hört, dass sich der Immobilienmarkt im freien Fall befindet, und wenn man den Vorhersagen glaubt, die Rezession werde noch folgenschwerer und kostspieliger werden als erwartet, ist man nicht wirklich überrascht. Schließlich war es von Anfang an ziemlich klar, dass sich die Dinge in diese Richtung entwickeln würden. Offenbar hat sich der Kreis geschlossen.
    Was man jedoch nicht vergessen darf, ist, dass das damals noch niemand wissen konnte.

[home]
    Kapitel 2
    D er Verkehr nahm von Tag zu Tag ab. Es waren auffällig wenige Autos auf der Straße.
    An seinem Aussichtsplatz am Fenster hatte Hugh die besten Voraussetzungen, um das zu beobachten.
    »Ich führe eine Studie durch«, verkündete er. »Jeden Morgen zähle ich zehn Minuten lang die Autos. Es sind eindeutig nicht mehr so viele. Abends bemerkt man es auch.«
    Wie er so verlassen auf seinem Bürostuhl saß, sah er aus wie ein großer bemitleidenswerter Bär. Beide Pranken waren bis zu den Ellbogen eingegipst. Die weißen Gipsverbände ruhten auf der Mahagoniplatte seines Schreibtischs. Der in Leder gebundene Terminkalender befand sich aufgeschlagen vor ihm. Der Füllfederhalter lag verwaist im Falz zwischen den Seiten.
    »Ach, wirklich?«
    Obwohl sie sich um einen interessierten Tonfall bemühte, war sie heute Abend müde. Offen gestanden, traf das auf die meisten Abende zu. Jeden Tag wurde es früher dunkel. Es fühlte sich an, als rückten einem die Nächte immer enger auf die Pelle. Addie war froh darüber. Weniger Tageszeit, die totgeschlagen werden wollte.
    Hugh spähte zu der Kette aus Scheinwerferkegeln hinunter, die sich die Strand Road entlangbewegten.
    »Vermutlich fahren weniger Leute zur Arbeit.«
    »Weil es weniger Arbeitsplätze zum Hinfahren gibt.« Da sprach sie aus Erfahrung.
    »Dafür mehr Jogger.«
    »Ja,
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