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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts
Autoren: Kathleen MacMahon
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es, ihr eine SMS mit dem Vorschlag zu schicken, sich zum Kaffee zu treffen. Eine positive Nachricht, damit sie nicht als bedürftig wahrgenommen wurde. Im nächsten Moment fiel ihr ein, dass heute Dellas Bibliothekstag war. Sie half ehrenamtlich in der Schulbibliothek aus. Also würde sie keine Zeit zum Kaffeetrinken haben. Addie spürte, wie sich ihre Kehle zusammenschnürte und Tränen hochstiegen. Wieder einmal hatte sie das Gefühl, in ein schwarzes Loch hinunterzublicken.
    »Haben Sie manchmal den Wunsch, sich etwas anzutun?« Das war das Einzige, was die Therapeutin interessiert hatte. Sie wollte sich nur selbst absichern und hatte schreckliche Angst, dass Addie sich umbringen könnte und dass man sie dafür zur Rechenschaft ziehen würde. Also fragte sie immer wieder, ob Addie je an Selbstmord dachte. Addie hatte verneint, obwohl das eine unverfrorene Lüge war.
    Wie oft am Tag spielt Addie mit diesem Gedanken? Öfter als zweimal, seltener als fünfmal, die Finger an einer Hand. Erst denkt sie daran und dann an die Gründe, es lieber zu lassen. Lola. Ihr Dad. Della und die Mädchen. Die Möglichkeit, dass sich die Lage bessern wird.
    Der Gedanke huscht ihr durch den Kopf und verschwindet wieder, denn ihr ist klar, dass es nicht in Frage kommt. Sie rüttelt nur an einer Tür, wohl wissend, dass sie verschlossen ist.
    Lola saß vor ihr auf dem Boden, den Kopf anmutig erhoben, die traurigen Spanielaugen auf Addie gerichtet.
    »Nicht«, flehte Addie mit zitternder Stimme. »Sonst muss ich weinen. Bitte bring mich nicht zum Weinen.«
    Sie ging in die Hocke, schlang die Arme zärtlich um den nassen kleinen Hund und vergrub das Gesicht in sein Nackenfell. Mit geschlossenen Augen ließ sie sich Trost suchend gegen den Hund sinken. Lola taumelte unter Addies Gewicht, schaffte es aber, die Balance zu halten. Der Geruch nach feuchtem Sand, salzigen Muscheln und den winzigen Lebewesen darin war so übermächtig, dass Addie sich losmachen musste. Als sie sich aufrichtete, fing das Wasser im Kessel gerade zu kochen an und schaltete sich selbsttätig ab.
    Ein kleiner Sieg, denn es war ihr gelungen, sich wieder zu fangen. Sie machte Kaffee und erhitzte Milch in der Mikrowelle. Es war noch genug für eine zweite Tasse übrig, weiter wollte sie nicht in die Zukunft planen. Addie setzte sich mit der Tasse an den Tisch. Sie trank den heißen Milchkaffee und blickte durch die Terrassentüren hinaus auf den verregneten Garten. Sie konzentrierte sich ganz auf den Kaffee und den Garten, fest entschlossen, an nichts anderes zu denken.
    Sie wollte aufstehen und ihre Tasse nachfüllen, als über ihr an die Decke geklopft wurde. Ein, zwei, drei kurze Polterer, das Zeichen, dass er etwas brauchte.
    Sie zwang sich, noch eine Minute sitzen zu bleiben, bevor sie zu ihm nach oben ging.
     
    Vor dem Terminal standen die Leute Schlange und warteten auf ein Taxi. Menschengruppen in Sommerkleidung und mit sonnenverbrannter Haut schoben Gepäckwagen, auf denen sich die Koffer türmten. Offenbar waren die Raucher in der Überzahl. Bruno fühlte sich fehl am Platz und sehr allein.
    Als er vorne in der Schlange angelangt war, winkte ein Ordner ihn zu sich.
    »Wie viele Personen?«
    »Nur eine«, erwiderte Bruno entschuldigend.
    Er öffnete die Taxitür, warf seine Taschen hinein und kletterte hinterher. Erleichtert, dass die Reise fast vorüber war, lehnte er sich zurück. Es dauerte eine Weile, bis er bemerkte, dass der Fahrer sich umgedreht hatte und ihn erwartungsvoll anblickte.
    Der Fahrer sagte etwas zu ihm, aber Bruno konnte kein Wort verstehen, da er Mühe mit dem Akzent hatte.
    »Verzeihung?«
    »Ich sagte, dass ich kein Hellseher bin. Sie müssen mir schon verraten, wo Sie hinwollen.«
    »Oh«, antwortete Bruno gut gelaunt. »Ich möchte nach Sandymount. Können Sie mich bitte nach Sandymount bringen?«
    Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, als der Mann schon losfuhr.
    Bruno beugte sich in die Lücke zwischen den beiden Vordersitzen.
    »Können Sie mir vielleicht ein Hotel oder eine Pension in Sandymount empfehlen?«, fragte er. »Ich brauche eine Unterkunft.«
    »Haben Sie an etwas Bestimmtes gedacht?«
    »Gibt es dort einen Strand? Vielleicht finden wir ja etwas in Strandnähe.«
    Der Fahrer musterte ihn. »Geht in Ordnung«, erwiderte er zweifelnd.
    »Ich habe Verwandtschaft dort«, fügte Bruno hinzu, doch der Fahrer schien nicht interessiert.
    Sandymount. An mehr hatte sich seine Schwester nicht erinnern können. Sie hatte es ihm auf
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