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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts
Autoren: Kathleen MacMahon
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gesenkt, und er betete, dass niemand ihn im Vorbeigehen ansprechen würde.
    Hinter ihm am Strand erhob sich ein klappriges Schild auf verrosteten Stelzen aus dem Wasser. Es stand schon seit vielen, vielen Jahren dort, doch Hugh hatte es noch nie zur Kenntnis genommen.
    ACHTUNG , stand da.
    200   METER HINTER DIESEM SCHILD BEGINNT BEI FLUT DIE GEFAHRENZONE .
     
    Die Polizisten wollten ihn überzeugen, ins Krankenhaus zu gehen, und es kostete ihn ziemliche Mühe, ihnen dieses Ansinnen auszureden. Er sah sie finster an und schlug trotz der Meerwasserpfütze, die sich um seine Füße bildete, seinen besten Chefarztton an.
    »Ich bin selbst Arzt«, entgegnete er barsch. »Glauben Sie mir, ich brauche nichts weiter als eine heiße Dusche.«
    Widerstrebend ließen sie ihn ziehen und blickten ihm nach, als er mit schmatzenden Schritten die Straße überquerte. Sie beobachteten ihn weiter, während er auf der Vortreppe seines Hauses stehen blieb und vergeblich seine Hosentaschen nach dem Schlüssel abtastete. Sie sahen zu, wie er sich bückte, um den Ersatzschlüssel aus einer Ritze zwischen den Steinstufen zu holen. Erst als er die Tür aufschloss, wandten sie sich ab und kehrten zu ihrem Auto zurück.
    Sobald sich die Tür hinter Hugh geschlossen hatte, schälte er sich aus den nassen Sachen. Splitternackt ging er die Treppe hinauf und warf das nasse Bündel in die Wanne. Dann drehte er die Dusche voll auf und wartete auf der Badematte stehend ab, dass das Wasser heiß wurde.
    Und erst in diesem Moment fiel ihm der Hund ein.

[home]
    Kapitel 41
    A lle waren sich darin einig, dass Addie es nicht zu erfahren brauchte.
    »Wehe dir«, drohte Della, als Hugh bei ihr erschien. »Du darfst es ihr unter gar keinen Umständen sagen.«
    Und Hugh nickte. Sein großer Schädel schwankte auf dem Hals, und er betrachtete Della mit Verzweiflung im Blick. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Er verhielt sich, als hätte man ihm auch noch den letzten Schneid abgekauft. Zum ersten Mal bekam Della Mitleid mit ihm. Sie bat ihn herein und kochte ihm einen Tee.
    »Ich fasse es nicht, wie sie ertrinken konnte«, dachte sie laut. »Das ist doch absurd. Lola, der berühmte schwimmende Hund.«
    Hugh saß schweigend da und ließ den Kopf hängen.
    »Hör zu, Hugh«, meinte Della. »Lass uns die Sache realistisch sehen. Sie war nur ein Hund.«
    Er nickte traurig.
    »Im Großen und Ganzen war es vielleicht das Beste so. Der Hund hätte nur um Addie getrauert und wäre ohne sie untröstlich gewesen.«
    Hugh schwieg weiter. Sein Gesicht war aschfahl, seine Miene niedergeschlagen. Er wirkte alt und müde.
    »Addie ist inzwischen so krank, dass sie Lola gar nicht vermissen wird.«
    Hugh starrte in seine Teetasse. Er hatte noch keinen Schluck daraus getrunken. Langsam hob er den Kopf und blickte Della an.
    »Oh, Della«, seufzte er. »Was, um alles in der Welt, werden wir ohne sie machen?«
     
    Inzwischen waren die Abende heller, und es wurde erst kurz vor neun dunkel. Frühling. Der Magnolienbaum in Dellas Vorgarten stand in voller Blüte. Langsam öffneten sich die rosafarbenen Blüten wie große Klauen. Für den Rest ihres Lebens sollte Della den Magnolienbaum als Zeitmesser verwenden. Sobald sich die grausamen rosafarbenen Blüten entfalteten, musste man anfangen, die Tage zu zählen.
    Mittlerweile fiel es ihr immer schwerer, an Addies Bett zu sitzen. Bruno hatte auch Probleme damit; das wusste sie, ohne dass er es aussprach, denn sie bemerkte, dass er immer öfter Pause machte. Hugh war der Einzige, der grenzenlos Zeit mit ihr verbringen konnte. Offenbar verfügte er über eine unerschöpfliche Kraft, die es ihm ermöglichte, im Trauerzimmer auszuharren.
    Della ertappte sich dabei, dass sie in der Küche herumkramte, Dinge in den Schränken verstaute oder die Spülmaschine ausräumte. Manchmal stand sie mit Bruno auf dem Balkon und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Sie musste sich zwingen, ins Zimmer zurückzukehren. Wenn sie es tat, setzte sie sich ans Fußende des Bettes, um Addies Gesicht nicht ansehen zu müssen.
    »Sie werden dieses Bild von ihr nicht immer vor Augen haben«, meinte die Krankenschwester. »Es wird mit der Zeit verblassen, das verspreche ich Ihnen. Sie werden sich so an sie erinnern, wie sie früher war.«
    Aber Della glaubte ihr nicht. Sie wusste, dass der Anblick von Addies abgezehrtem Gesicht sie für immer verfolgen würde. Es erschreckte sie. Außerdem erschreckte es sie, dass es so lange dauerte. Sie hätte nie damit
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