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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts
Autoren: Kathleen MacMahon
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war. Da er durch die nassen Brillengläser nichts sehen konnte, riss er sich die Brille von der Nase, steckte sie ein und wischte sich mit dem Jackenärmel die Augen ab. Das Musikstück war zu Ende, und er konnte sich selbst weinen hören. Ein klägliches Geräusch, das ihn noch mehr zum Weinen brachte. Er hob das Gesicht zum Himmel und ließ den Regen auf sich herunterprasseln. Wasser und Tränen liefen ihm übers Gesicht.
    Er konnte hinterher nicht sagen, wie lange er dort gestanden hatte. Es hätten eine Minute oder eine Stunde sein können. Vielleicht wäre er immer so stehen geblieben, wenn ihm nicht etwas aufgefallen wäre. Das Wasser näherte sich, und er konnte zusehen, wie es sich um seine Füße sammelte. Die Rillen im Sand füllten sich mit Meer, als käme es auf ihn zu. Winzige Wellen kräuselten das seichte Wasser und zogen in seine Richtung.
    Er trat einen Schritt zurück und beobachtete fasziniert, wie das Wasser ihm folgte. Wieder und wieder ging er rückwärts. Das Wasser folgte. Inzwischen sah er die Vögel, die sich am Rand des Strandes gesammelt hatten und im Wasser pickten. Er fragte sich, was sie dort wollten. Der Hund stand stocksteif neben ihm und starrte wie er aufs Meer, als wolle er herausfinden, was hier geschah.
    Als er sich ringsherum umblickte, war alles verschwommen. Im Regen konnte er nichts erkennen. Im nächsten Moment stellte er fest, dass er ja die Brille abgenommen hatte und deshalb nichts sah. Er nahm sie aus der Tasche und versuchte, sie am Ärmel abzutrocknen. Als er sie aufsetzte, waren die Gläser zwar verschmiert, aber wenigstens hatte er wieder ein klares Bild.
    Sie saßen fest.
    Er und der Hund standen mitten auf einer etwa hundert Meter breiten und einige hundert Meter langen Landzunge. Am Rand der Landzunge wimmelte es von winzigen Vögeln. Und ringsherum war nichts als Meer.
    Er drehte sich zum Ufer um, wo er den Martello Tower, die lange graue Linie der Uferpromenade und dahinter die Häuser an der Strand Road ausmachen konnte. Dazwischen erstreckte sich eine graue Wasserfläche.
    Anfangs fürchtete er sich nicht, sondern war nur wütend auf sich selbst. »Von allen hirnverbrannten …« Er beendete den Satz nicht einmal »Von allen hirnverbrannten Idioten …«
    Außerdem ärgerte er sich über den Hund. »Hättest du mich nicht warnen können? Durch Bellen oder so? Du bist eine dumme, nichtsnutzige Töle, ja, das bist du.« Lola stand nur da und sah ihn hilfesuchend an, doch er hatte ihr nichts zu bieten.
    Er hatte kein Telefon dabei, das wusste er sofort. Kurz fragte er sich, ob der iPod über eine Kommunikationsvorrichtung verfügte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Durch Ausschlussverfahren kam er zu dem Ergebnis, dass ihm nur eine Möglichkeit offenstand. Er würde durchs Wasser waten müssen. So tief konnte es ja nicht sein. Klatschnass war er ja ohnehin, weshalb es keinen großen Unterschied machte. Und der Hund konnte schwimmen. Er konnte doch schwimmen, oder?
    Er machte einen kühnen Schritt ins Wasser und marschierte los. Es dauerte eine Weile, bis es in seine Schuhe sickerte, entpuppte sich aber als erstaunlich warm. Der Hund lief neben ihm her. Vielleicht war es ja gar nicht so schlimm. Ein Abenteuer, mehr nicht. Schon malte er sich aus, wie er die Geschichte später erzählen würde. Er würde sie alle unterhalten, damit sie etwas zum Lachen hatten. Eine willkommene Abwechslung.
    Inzwischen reichte ihm das Wasser über die Knöchel. Die Hosenbeine klebten ihm an der Haut. Der Hund stand inzwischen bis zum Bauch im Wasser. Noch etwas tiefer, und er würde schwimmen müssen.
    Zum Glück hatte es zu regnen aufgehört, aber es wurde kälter, und außerdem dämmerte es. Wann wurde es dunkel? Er wusste es nicht. Bei Dunkelheit würde es sicher kein Spaß werden.
    Als das Wasser tiefer wurde, kam er nur noch langsam voran. Der schwere Mantelsaum zog ihn nach unten. Man musste sich richtiggehend vorwärtsarbeiten, was erstaunlich anstrengend war. Er konzentrierte sich auf seine Technik. Große Schritte und das Wasser mit den Hüften wegschieben. Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass der kleine Hund hinter ihm herpaddelte.
    Der iPod. Gerade noch rechtzeitig fiel er ihm ein. Das Wasser hatte seine Taschen noch nicht erreicht. Er holte ihn heraus und beglückwünschte sich zu seiner Weitsicht. Die Hand mit dem Gerät hoch über das Wasser erhoben, watete er weiter.
    Er hatte das Gefühl, nicht voranzukommen. Die Promenade schien so weit entfernt wie
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